Ein keuscher Heiliger und eine Jungfrau unter besonderem Schutz

Betrachtung über die beiden Märtyrer Chrysantus und Daria

Wenn man Heilige neu kennenlernt, stößt man nicht selten auf sehr ungewöhnliche Geschichten. So kann es einem beim heiligen Chrysantus und der heiligen Daria gehen, zwei Märtyrern der ersten Jahrhunderte, deren die Leseordnung des römischen Messbuchs von 1962 heute gedenkt. Ich beschränke mich hier auf die Erzählung der Lebensgeschichte dieser beiden Heiligen, die ich etwas gekürzt dem Buch »Goldene Legende, Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres« (S.854 – S.856) von Wilhelm Auer, einem Kapuzinerpater, entnommen habe:

Wer allerdings eine Auslegung der Tageslesung bevorzugt, findet diese im Archiv unter folgendem Link finden: https://elijamission.net/2021/07/25/

Ein keuscher Heiliger und eine Jungfrau unter besonderem Schutz! Das ist die Geschichte der beiden Heiligen:

Der heilige Chrysantus war der Sohn heidnischer Eltern. Sein Vater Polemius war Senator in Alexandrien und stand beim Kaiser Numerianus in so hohem Ansehen, daß er ihn mit sich nach Rom nahm und daselbst zu seinem Rat ernannte.

Chrysantus las gerne und ist so auf die Heilige Schrift gestoßen. Sie berührte ihn sehr tief und er verstand, daß er hier der Wahrheit begegnete, auch wenn er noch nicht alles erfassen konnte. Er fragte Christen um Rat und stieß so auf Carpóphorus, einen gelehrten und heiligen Priester. Dieser legte ihm alles aus, was er wissen wollte, und brachte es mit göttlichem Beistand so weit, daß Chrysantus die Falschheit der heidnischen Götter und die Wahrheit des christlichen Glaubens erkannte und sich heimlich taufen ließ.

Sein Vater bemerkte, daß eine Veränderung in ihm vorgegangen war und stellte ihn zur Rede. Chrysantus bekannte sich freimütig zu seinem Glauben, und der erzürnte Vater steckte ihn in eine übelriechende Behausung, um ihn dort verhungern zu lassen. Als er aber nach einigen Tagen nach ihm schaute, fand er seinen Sohn ebenso stark an seinem Leib wie an seinem Bekenntnis zu Christus vor. Nun brachte er ihn in ein feines Gemach und schickte unkeusche Frauen zu ihm, die ihn zur Unzucht verführen und auf diese Weise wieder zum Heidentum zurückführen sollten. Doch Chrysantus flehte Gott an und rief aus, daß er lieber sterben wolle als sündigen, und verschloß sich mit seinen Händen die Ohren, um all die verführerischen Worte nicht hören zu müssen.

Der Plan des Vaters hatte keinen Erfolg, denn die Frauen, die den Heiligen zur Sünde verführen sollten, schliefen eine nach der anderen bei ihren Versuchen ein und mußten sogar aus dem Zimmer getragen werden. Chrysantus verstand, daß der Herr ihm geholfen hatte, aber sein Vater deutete es als Hexerei und gab den Plan nicht auf, seinen Sohn wieder dem Heidentum zuzuführen!

Er überredete eine der Göttin Minerva geweihte Jungfrau namens Daria, sie solle sich auf eine Heirat mit seinem Sohn Chrysantus einlassen, um ihn nach und nach vom Glauben an Christus abzubringen und zum Dienst an den Göttern zu verleiten. Daria willigte ein, wurde vom Vater zu Chrysantus geführt und ihm als Braut angetragen.

Doch durch die Gnade Gottes geschah etwas ganz anderes, als der uneinsichtige Vater es erhofft hatte. Daria ließ sich von Chrysantus überzeugen und versprach ihm, Christin zu werden. Auch ließ sie sich auf den Vorschlag ein, mit ihm eine Ehe in Keuschheit zu führen. So heirateten sie und führten eine erbauliche Ehe, die große geistliche Früchte brachte, denn Daria ließ sich taufen. Sie halfen den bedrängten Christen und führten viele Heiden zum Glauben.

Das ging aber nur eine Weile gut, bis die Kunde ihres Wirkens dem Tribun Claudius zu Ohren kam, der nun Chrysantus in den Tempel des Jupiter führte. Diesem Götzen sollte er opfern. Als er sich weigerte, schlug man ihn halb tot und warf ihn – so wird berichtet – in Ketten gefesselt in ein finsteres, stinkendes Loch, in dem sich aller Unrat sammelte. Als aber der heilige Chrysantus zu Gott betete, erfüllte sich das finstere Loch mit himmlischem Glanz, der Gestank verwandelte sich in lieblichen Duft und die Ketten fielen von ihm ab.

Der Tribun Claudius wurde von diesem Wunder derart ergriffen und erleuchtet, daß er selbst nach der Taufe verlangte und sie mit seiner Gemahlin, seinen zwei Söhnen und einer großen Anzahl von Soldaten mit Freude empfing. Als der Kaiser davon hörte, ließ er alle Neubekehrten mit schweren Steinen versehen in den Tiber werfen.

Und Daria?

Da sie sich nicht bewegen ließ, ihrem Glauben abzuschwören, wurde sie an einen Ort gebracht, wo man sie dem Mutwillen einiger Männer überließ. In ihrer großen Not flehte die Heilige den Herrn an, und ein Löwe – so wird berichtet – brach aus seinem Gefängnis aus, lief auf Daria zu und bot ihr gleichsam Schutz an. Als sich der erste Jüngling der keuschen Jungfrau näherte, packte ihn der Löwe, warf ihn zu Boden und sah Daria an, als wolle er sie fragen, ob er ihn zerreißen oder am Leben lassen solle. Daria rief den entsetzten Jüngling zur Buße auf, und er versprach, Christ zu werden, ebenso wie zwei andere, die sich an der Jungfrau vergehen wollten.

Als der verstockte Kaiser davon erfuhr, ließ er den Raum, in dem sich die Heilige mit dem Löwen befand, in Brand stecken, um sie und ihren Mann dort zu verbrennen. Zuvor hatte die heilige Daria ihren Beschützer, den Löwen, weggeschickt und ihn ermahnt, keinem Menschen etwas anzutun.

Da die beiden Heiligen nicht verbrannten, tötete sie Kaiser Numerianus, indem er ihre Leiber im Jahre 284 verschütten ließ.

Mögen diese beiden Heiligen uns im geistlichen Kampf beistehen, besonders im Kampf um die Tugend der Keuschheit, und wenn Löwen durch die Gnade Gottes die Heiligen verteidigen, statt sie zu töten, dann seien sie uns zum Schutz willkommen!

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