Die heutige Lesung erzählt die Geschichte von Susanna, einer angesehenen Frau. Zwei der Ältesten Israels versuchten sie zu verführen. Sie aber entzog sich ihnen. Daraufhin erhoben sie falsche Anklage gegen sie und sagten, sie habe sich mit einem Jüngling eingelassen. Es drohte ihr der Tod. In ihrer Not vertraute sich Susanna Gott an. Der Herr erweckte Daniel als ihren Verteidiger, der die beiden Alten ihrer Lüge überführte. Susanna wurde gerechtfertigt, die beiden Ältesten wurden getötet.
Der sehr lange Text der heutigen Lesung steht im 13.Kapitel des Buches Daniel.
Wir begegnen in dieser Erzählung sehr unterschiedlichen Menschen.
Zunächst wird von Susanna, der Frau des Jojakim gesagt, daß sie sowohl schön als auch gottesfürchtig war und – wie wir dem Bericht entnehmen können – gab es nichts, was man ihr vorwerfen konnte!
Auf der anderen Seite stehen die beiden Alten des Volkes, die zwar Ansehen genossen, “weil sie Älteste des Volkes und Richter waren”, aber ein schlechtes Leben führten. Sie fällten ungerechte Urteile, nötigten Töchter Israels, ihnen zu Willen zu sein und scheuten auch nicht vor einem Mord an Susanna zurück, die sich ihrem Willen widersetzte, mit ihnen Ehebruch zu begehen. Die Tat, die sie vorhatten, war nicht etwa eine spontane Lust, sondern sie war zwischen den beiden abgesprochen und geplant. Der Mißbrauch der Töchter Israels war ihnen schon vorher zur Gewohnheit geworden und die Schrift sagt deutlich: “Ihre Gedanken gingen auf Abwege, ihre Augen gingen in die Irre; sie sahen weder zum Himmel auf, noch dachten sie an die gerechte Strafe Gottes.”
Durch diese Beschreibung können wir klar erkennen, wie sie so schwere Sünden begehen konnten.
Zunächst heißt es: “Ihre Gedanken gerieten auf Abwege.” Man muß schon auf die Gedanken achten und im Geiste Gottes prüfen, ob sie dem Geist des Evangeliums entsprechen. Der Heilige Benedikt, der Mönchsvater, mahnt seine Brüder, sie sollten böse Gedanken am Felsen Christi zerschmettern. Hier gilt es sehr aufmerksam zu sein, denn Sünden und Abwege beginnen oft in den Gedanken. Anfangs können wir sie noch leichter abwehren, als wenn sie sich bereits in uns ausgebreitet haben. Es empfiehlt sich, sofort den Heiligen Geist anzurufen, den Namen des Herrn oder einen Heiligen, Gebete zu sprechen und sich gegen diese Gedanken zur Wehr zu setzen.
Die Zügelung der Augen ist besonders für den Mann wichtig, der sich leicht von der Schönheit und dem Reiz einer Frau anziehen läßt. Hier erinnere ich mich an eine Erzählung, die ich hier etwas verändert wiedergebe:
Eine besonders schöne und anziehende Frau geriet in den Blick eines Mönches. Er war ganz eingenommen davon und sprach in seinem Herzen mit Jesus darüber. Der Herr sagte zu ihm: “Du hast sie gesehen, nun schau aber nicht noch einmal zu ihr hin!”
In Falle der beiden Alten, die bereits durch ihren vorhergehenden unreinen Lebenswandel den Versuchungen keinen wirklichen Widerstand leisteten, wird ausgedrückt, warum sie nicht widerstehen konnten: “Ihre Gedanken gerieten auf Abwege und ihre Augen gingen in die Irre; sie sahen weder zum Himmel auf, noch dachten sie an die gerechten Strafen Gottes.” Ihre Begierde hatte sie also blind gemacht. Noch erschreckender ist dann die Bosheit, Susanna auch noch zu verleumden und zu Tode bringen zu wollen. Welch dunkle Abgründe tun sich im Herzen des Menschen auf!
Strahlend hingegen leuchtet das Zeugnis von Susanna. Ihre Gottesfurcht gab ihr genug Kraft, der Bosheit zu widerstehen! Eigentlich war sie in einer Falle, aber ohne den Weg daraus zu wissen, vertraute sie sich Gott an. Damit weist sie auch uns den Weg: Keine Kompromisse mit der Sünde! Auch in den aussichtslosesten Situationen Gott bedingungslos vertrauen! Wenn alles gegen einen zu sprechen scheint, dann ist das Vertrauen ganz besonders angefragt.
Dann haben wir noch einen Blick auf das Volk zu werfen: Es ist leichtgläubig und vertraut auf die Ältesten, die in hohem Ansehen stehen, ohne den Fall zu prüfen, und das, obwohl sie noch nie etwas Derartiges über Susanna gehört hatten!
Auch dies ist eine Lehre: Nicht jeder Angeklagte ist schuldig, nicht jeder „Älteste“ schon deshalb vertrauenswürdig, weil er ein Ältester ist! Denken wir an die Schriftgelehrten, Pharisäer, sogar an den Hohenpriester! Was für fehlgeleitete Urteile wurden über Jesus gesprochen! Halten wir uns mit vorschnellen Urteilen zurück und prüfen wir sorgfältig!
Der Jüngling Daniel wird vom Heiligen Geist gerufen, die Ältesten zu überführen und Susanne aus ihrer Hand zu retten. Gott greift durch ihn ein und beantwortet das Vertrauen dieser gottesfürchtigen Frau. Und dies ist die wichtigste Passage des ganzen Textes: Gott läßt das Böse für eine Weile zu, aber nie wird er denen seine Hilfe verweigern, die aufrichtig zu ihm flehen!
So wird uns diese ganze Geschichte zu einer heilsamen Lehre und zu einer Einladung, immer wachsam zu sein, um jedem Einfluß des Bösen, ob er von innen oder außen kommt, zu widerstehen.