385. Kleine Vaterbetrachtung
“Die Milde – ein Werk des Heiligen Geistes – kann mehr Herzen gewinnen als die Härte.” (inneres Wort)
Ist das nicht genau so, wie unser himmlischer Vater mit uns umgeht? Atmet nicht das ganze Vaterbuch diese milde Liebe Gottes?
Milde darf allerdings nicht verwechselt werden mit falscher Nachgiebigkeit oder gar Wankelmütigkeit. Sie hat eine Festigkeit in der Liebe und ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Deshalb kann sie leichter auf die Herzen einwirken als Härte, denn Härte ruft eher Erschrecken hervor und kann die Seele einschüchtern. Ohne Frage ist manchmal auch Härte nötig, wo sie nicht zu vermeiden ist, und dann dient sie. Doch eine milde Weise, welche nicht ihre Festigkeit verliert, wirkt dauerhaft, und man erinnert sich gerne daran, wenn mit Milde auf das Herz eingewirkt wurde.
Wenn wir an Milde denken, dann kommt uns Katholiken sehr gerne die Jungfrau Maria in den Sinn. Es ist bezeichnend, daß sich so viele Menschen vertrauensvoll an die milde Königin des Himmels und der Erde wenden. Sie hat einen einfachen Zugang zu den Herzen der Gläubigen und vermag sie oft noch zu erreichen, wo unsere persönlichen Bemühungen um sie schon lange an ihre Grenzen gestoßen sind.
Wenn wir in die Schule der Jungfrau Maria und des Heiligen Geistes gehen, kann diese Milde auch in uns wachsen. Ganz bestimmt bietet uns die Jungfrau an, immer mehr ihre Wesensart anzunehmen. Das gilt für den Mann sicherlich in einer etwas anderen Weise als für die Frau. Milde ist Stärke, während übergroße Härte mehr von einer inneren Unsicherheit zeugt.
Nehmen wir die oben ausgesprochene Weisung an und bitten wir, daß diese wunderbare Frucht der Milde in uns wachsen kann, die Leidenschaften gezähmt werden und die Härte aus unserem Wesen weicht. Dann gewinnen wir leichter die Herzen für Gott und das wird unseren Vater sehr erfreuen!