1 Joh 4,19-5,4
Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben. Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, stammt von Gott und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der von ihm stammt. Wir erkennen, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn die Liebe zu Gott besteht darin, dass wir seine Gebote halten. Seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott stammt, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube.
Die Liebe ist so sehr das Wichtigste, daß unser ganzes Dasein ohne sie gar nicht erklärbar und dem Wesentlichsten beraubt wäre! Dies können wir nicht oft genug verinnerlichen, denn aus Liebe hat Gott uns geschaffen, uns erlöst und wird unser Leben in der Ewigkeit vollenden. Deshalb deckt auch die Liebe viele Sünden zu, und am Abend des Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet, wie es der heilige Johannes vom Kreuz so wunderbar ausdrückt und wir es auch in den Texten der Heiligen Schrift über das Endgericht lesen!
Noch einmal werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß Lieben bedeutet, die Gebote Gottes zu halten, und daß diese Gebote nicht schwer sind!Von hier aus können wir auch einen Blick auf unseren geistlichen Weg werfen und etwas verstehen lernen! Es ist etwa so wie mit den Geboten Gottes! Solange ich noch in der Welt der Sünde lebe und meine Seele an diese gebunden ist, so lange erscheinen mir die Gebote Gottes unerreichbar und stellen einen kaum ersteigbaren Berg dar! Wenn ich jedoch in der Gnade Gottes mich zu ihm bekehre und ernsthaft den Geboten Gottes folge, dann werden sie immer leichter und die Gebote zu verlassen wird mir immer fremder, auch wenn Versuchungen kommen mögen! Das zeigt, daß die Liebe gewachsen ist! Jeder Tag, an dem ich versuche die Gebote Gottes bis in ihre Feinheiten hinein zu erfüllen, befestigt die Liebe Gottes in uns und seine Gebote werden zu einer Selbstverständlichkeit!
So ist es auch mit dem intensiveren Weg der Nachfolge Christi! Wenn wir diesen Ruf vernommen haben und uns ernsthaft nach ihm ausstrecken, dann sind die ersten Schritte auf diesem Weg oft leicht, weil Gott uns lockt, diesem Weg der Liebe zu folgen! In gewissem Sinn sind wir wie beflügelt und nicht selten denkt man am Anfang, daß man schon sehr liebesfähig sei!
Wenn wir dann eine Zeitlang den Weg der inneren Reinigung gegangen sind, mag zwar unsere gefühlsmäßige Leichtigkeit weichen, aber unser Wille, dem Weg unserer Berufung zu folgen, wird immer stärker, und jeder Schritt, den wir zurücklegen, läßt die Liebe wachsen!
Auch auf dem geistlichen Weg kann die Selbstverständlichkeit wachsen, den Einladungen des Heiligen Geistes zu folgen und der Weg wird nun tatsächlich leichter – nicht weil er zu Anfang sehr getragen war, sondern weil die Liebe gewachsen ist! Alles, was in der Liebe getan wird, hat diesen unvergleichlichen Geschmack der Liebe und häufig auch die innere Leichtigkeit!
Und tatsächlich: Objektiv gesehen ist der Weg der Liebe leicht, denn er befreit die Seele, macht die Seele behende und erlöst sie aus der unfruchtbaren Beschäftigung mit sich selbst. Durch den Heiligen Geistes werden Dinge möglich, die der natürliche Mensch sonst nicht vermag!
„Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30), so sagt es uns Jesus, und darin liegt das Geheimnis der Leichtigkeit: Je mehr das übernatürliche Leben sich in uns entfaltet – also Gott in uns lebt – desto mehr wird es von der Liebe getragen und wir werden verwandelt! Selbst wenn Lasten, Bedrängnisse, Verfolgungen und andere Kreuze uns erreichen, ist die Liebe in der Lage, dies zu tragen und daran zu wachsen!
Sicher werden wir dann eines Tages vor dem Herrn stehen und sagen: Oh, geliebter Herr, wie rücksichtsvoll und nachsichtig bist Du mit mir gewesen und welch geringe Last hast Du mir zugemutet!
Noch schöner sagt es der heilige Paulus: „Ich bin nämlich überzeugt, daß die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. (Röm 8,18).
Durch diese Liebe wird auch unser Blick auf die Brüder immer liebender, und nun schenkt uns der Herr diesen so wertvollen Austausch: In der Gottesliebe können wir den Nächsten besser lieben! Indem wir die Bruder- und Nächstenliebe praktizieren, wächst die Gottesliebe!