Wir nehmen die Lesung vom Heiligen Bonaventura, der im liturgischen Kalender für die traditionelle Messe heute, am 14. Juli, gefeiert wird.
2 Tim 4,1-12
Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich die Ohren zu kitzeln; und man wird von der Wahrheit das Ohr abwenden, sich dagegen Fabeleien zuwenden.
Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verrichte dein Werk als Verkünder des Evangeliums, erfülle treu deinen Dienst! Denn ich werde schon geopfert und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen.
Gestern habe ich auf die Verirrungen des künftigen Kardinals Américo Manuel Alves Aguiar aus Lissabon hingewiesen, der den Jugendlichen des Weltjugendtages Christus nicht mehr verkünden und sie nicht mehr in die katholische Kirche führen will. Dadurch ist leider ein Zustand erreicht, daß man vor solchen Veranstaltungen warnen muß, damit der Glaube nicht gefährdet wird.
Die Worte an die Teilnehmer des Weltjugendtages in Rom im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II. haben noch ganz anders geklungen:
“Eure Reise ist etwas Besonderes: Ihr habt euch auf den Weg gemacht, nicht nur zum Zeitvertreib oder der Kultur wegen. So laßt mich die Frage wiederholen: Was sucht ihr hier? Oder besser: Wen sucht ihr? Darauf kann es nur eine einzige Antwort geben: Ihr seid gekommen, um Jesus Christus zu suchen! Doch dieser Jesus Christus sucht zuerst euch! Das Jubiläum feiern heißt ja nichts anderes als Jesus Christus zu feiern und ihm zu begegnen, dem Wort, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat.”
Die heutige Lesung aus dem Brief an Timotheus läßt uns erkennen, wie solch schwerwiegende Entgleisungen zustandekommen, die leider kein Einzelfall mehr sind:
“Es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich die Ohren zu kitzeln; und man wird von der Wahrheit das Ohr abwenden, sich dagegen Fabeleien zuwenden.”
Wie wichtig ist es, daß die rechte Lehre weitergegeben wird! Deshalb mahnt der Apostel: “Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!”
Es ist das Wort Gottes und die rechte Lehre, die unser Denken formen und uns auf dem Weg der Nachfolge Christi sicher voranschreiten lassen.
Das Wort des Herrn hilft uns, die so notwendige Gabe der Unterscheidung der Geister zu erwerben. Wenn wir mit dem Wort des Herrn vertraut sind, können wir seine Stimme von anderen Stimmen unterscheiden. Wir werden dann nur dem wahren Hirten folgen. Das geschieht durch die Liebe und durch die Wahrheit. Weil wir den Herrn lieben, haben wir das Verlangen, seine Stimme zu hören und zu seinen Füßen zu sitzen. Er ist es, der spricht, und unser Herz öffnet sich ihm und seine Stimme wird uns so vertraut, daß andere Stimmen, die nicht damit im Einklang stehen und anderes behaupten, uns fremd sind und geistig unangenehm werden.
So verhält es sich auch mit der rechten und gesunden Lehre. Sie dringt so tief in unsere Seele ein, daß es uns geistige Schmerzen bereitet, wenn wir – besonders innerhalb der Kirche – Stimmen hören, die nicht in der Wahrheit beheimatet sind. Denn die gesunde Lehre baut auf, klärt, scheidet Geist und Seele, stärkt uns und gibt klare Orientierung.
Die Irrtümer oder vom Irrtum beeinflußte Worte und »Halbwahrheiten« verwirren, vernebeln, machen alles kompliziert und lassen die Seele leer zurück. In die Worte des Herrn und der wahren Lehre – wir können es das »übernatürliche Licht« nennen, welches unseren natürlichen Verstand erhellt und uns die übernatürliche Welt des Glaubens mit unserem Verstand erschließen läßt, will ein »falsches Licht« eintreten, um uns von der Wahrheit abzubringen.
Die Frage, wie es zu solchen Verwirrungen kommen kann, wie wir sie am Beispiel des künftigen Kardinals gehört haben und wie sie sich in diesem Pontifikat leider häufen, ist auch damit zu beantworten, daß die gesunde Lehre zu wenig verkündet wird. Eine vollmächtige Verkündigung des Evangeliums, die die Menschen zur Umkehr ruft und sie entsprechend belehrt, geschieht immer seltener. So wird das Volk Gottes nicht mehr richtig vom Wort Gottes her geformt, ganz abgesehen von der Verwirrung, die viele modernistische Theologen stiften, die gar zu Irrlehrern werden können.
Der Heilige Paulus wußte, wovon er sprach, wenn er den jungen Timotheus bei Gott und bei Christus Jesus beschwört, die rechte Lehre weiterzugeben. Hören wir noch einmal genau hin: “Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!”
Was würde der Heilige Paulus heute sagen bei den vielen Verwirrungen, welche in die Kirche Gottes eingezogen sind? Er würde dringend zur Umkehr und zur rechten Verkündigung des Evangeliums aufrufen! Dringend!