DIE GELIEBTE WOHNUNG DES VATERS

393. Kleine Vaterbetrachtung

“Oh mein Gott, Du dreifaltiger, gib meiner Seele den Frieden, mache aus ihr einen Himmel, Deine geliebte Wohnung und den Ort Deiner Ruhe! Möge ich Dich dort nie allein lassen, sondern ganz und gar dort sein, ganz wach in meinem Glauben, ganz Anbetung, ganz Deiner schöpferischen Tätigkeit hingegeben.” (Heilige Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit)

Dem Gebet der Heiligen Elisabeth können wir noch ein ähnliches Wort von Edith Stein (Heilige Sr. Teresa Benedicta vom Kreuz) hinzufügen:

“Gott ist ja in uns, die ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit. Wenn wir es nur verstehen, uns im Innern eine wohlverschlossene Zelle zu bauen, und uns so oft wie nur möglich dahin zurückziehen, dann kann uns an keinem Ort der Welt etwas fehlen.”

Beide Worte berühren das Geheimnis der Einwohnung Gottes in uns. Nur sind wir uns leider so wenig dessen bewußt, sonst würden wir immer aufs Neue und immer häufiger in uns selbst einkehren, um unserem Vater zu begegnen. Stets wartet er, und immer ist er dort zu finden. Nie wird er uns ohne Trost lassen, gerade auch dann, wenn wir uns völlig leer und verlassen fühlen. Er bleibt. Nur die Sünde kann den Weg versperren und deshalb bedarf es der Reue und Vergebung, um immer wieder den Weg zu Gott freizumachen.

Sehr anmutend ist das Wort der Heiligen Elisabeth, nie den Herrn in sich alleinlassen zu wollen, sondern immer nach ihm Ausschau zu halten. Es erinnert uns an jene Menschen, welche den Herrn im Allerheiligsten nicht alleinlassen wollen und vor dem Tabernakel in der Kirche mit ihm Zeit verbringen.

Unser Vater liebt diese trauten Stunden zwischen ihm und der Seele. In ihnen flüstert er der Seele verborgene Worte der Liebe zu und schon eines allein kann sie so beflügeln, daß sie bereit wird zu allem Guten.

Je mehr wir lernen, in die »geliebte Wohnung« des Herrn in unserer Seele einzutreten, desto mehr werden wir sagen können, daß uns an keinem Ort der Welt etwas fehlen kann.