Die Freude ist oder sollte ein Grundton christlicher Existenz sein, denn sie ist eine Freude aus und in Gott, und nicht primär an den irdischen Gütern oder der geschaffenen Welt. Nur die Freude an Gott kann andauern und ist nicht vergänglich, wie sonst ja alles der Vergänglichkeit unterworfen ist. Wenn die Freude grundsätzlich auf Gott ausgerichtet ist und sie die Frucht des Geistes in unserem Leben wird, dann ist die Freude an den vergänglichen Dingen eingeordnet und wird so im Lichte Gottes zu einer Stufenleiter der Dankbarkeit und Verherrlichung Gottes!
Die Freude Mariens am Herrn ist unübertreffbar im Magnificat zu erkennen. Ihre Seele preist die Größe unseres Gottes, der in sich wunderbar ist und alles wunderbar getan hat. In diese Grundaussage kommt nun der dankbare Ruf über ihre Erwählung:
„Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut, siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter (Lk 1,48).“
Die Größe und Liebe Gottes haben Maria berührt und sie eingeführt in ihre unauslotbare Berufung – Mutter des Herrn und seines mystischen Leibes zu werden!
Dies ist dem Ruf, der an uns erging, nicht so unähnlich, denn auch wir werden durch die Taufe in unsere so wertvolle christliche Berufung eingeführt und dürfen den Namen des Herrn tragen! So ist diese Gnade der Taufe eine ständige Quelle der Freude, denn dieses Ja, das Gott zu unserer Neugeburt gesprochen hat, bleibt bestehen, wenn wir dem Herrn nachfolgen.
So wie die Gottesmutter von der wahren Freude erfüllt ist, welche Liebe ist, und in ihr Gott aufs Höchste zu preisen versteht, so kann sie auch das Leid in Gott tragen.
Es ist Ausdruck derselben Liebe, denn es ist ein “helles Leid”. Unter hellem Leid verstehe ich ein Leid, welches bewußt in Gott getragen wird.
Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz (Klgl 1,12).
und in der Tat: Sicher hätte Maria lieber selbst das Leid auf sich genommen, als ihren Sohn den Kreuzweg gehen zu sehen! Doch, so sagt es uns die Kirche, sie gab ihre Zustimmung zum Leidensweg des Sohnes, d.h. sie nahm wie Jesus selbst das Leid an. In diesem Moment wird das Leid zu einem “hellen Leid”, weil es mit Gott und aus Liebe zu ihm getragen wird. Dies unterscheidet sich von einem “dunklen Leid”, welches den Menschen in sich selbst verschließt, ihn anklagen läßt und leicht unter die Herrschaft dunkler Mächte geraten kann, die das Leid als sinnloses Leid erscheinen lassen möchten, um den Menschen zu quälen!
Das Leid begleitet Maria von Anfang an: Denken wir an die Umstände der Geburt Jesu, die Flucht nach Ägypten, die Verfolgungen ihres Sohnes und schließlich die Kreuzigung!
Ein Leid besonderer Art, welches sie in der Einheit mit ihrem Sohn trug, ist sicher die Zurückweisung der Liebe Jesu durch die Menschen. Das dürfte am schwersten zu tragen sein, wenn sie wahrnimmt, wie die Gnade der Erlösung zurückgewiesen wird! Gerade weil sie Gott so nahe ist, wird sie umso mehr diese Zurückweisung als ein Liebesleid verstehen und ihr großes Mitleid mit den Menschen wird sehr ihr Herz berühren.
Doch auch dieses Leid darf nicht den Grundton der Freude an Gott auslöschen und man muß lernen, den Schmerz an Gott abzugeben, nicht ohne für all jene zu bitten, die in besonderer Not sind!
So lehrt uns die Gottesmutter durch ihr eigenes Beispiel, in der Freude zu bleiben und zu wachsen und Leid im Geist des Herrn zu tragen!