Zwei weitere Zeugnisse aus der Literatur
Wir setzen das Thema mit zwei weiteren Autoren fort. Mit dem Beitrag von Robert Benson, einem englischen Priester, welcher das Buch : „Der Herrscher der Welt“ schrieb fasse ich nur kurz zusammen, denn ich habe bereits am 20. Mai 2020 in den täglichen Meditationen etwas ausführlicher berichtet. Es empfiehlt sich, es hier nachzulesen:
Robert Benson : Der Herrscher der Welt
Zeitlich ist dieser Roman nach der Erzählung von Solowjew entstanden, und es ist bei diesem Thema und der Ähnlichkeit mancher Passagen anzunehmen, daß er die Schrift Solowjews kannte und es auch andere Quellen gab, welche über den Antichristen sprechen, aus denen beide Autoren schöpften.
Robert Benson schildert das Heraufkommen eines Weltenherrschers, dessen unheimliche Machtfülle sich auf alles erstreckt. Die Menschen sehen in ihm eine Art neuen Messias, der eine umfassende Friedensbotschaft bringt! Julian Felsenburg, so nennt ihn Benson, bringt es auch fertig, Gläubige und Priester auf seine Seite zu ziehen, die sich von seinem Faszinosum anziehen lassen. Letztere entwickeln sogar Kultformen, welche unseren Prozessionen und Gottesdiensten ähneln, um die Menschen in ihrem religiösen Sinn zu befriedigen. Es gibt so gut wie keinen Widerstand mehr, außer in katholischen Kreisen, welche die Täuschung durch den Weltherrscher durchschauen!
Es ist ein kalte Welt, die unter der Regie des Weltherrschers entsteht. Die Christen können sich in der Welt der anderen Menschen, die unter der Kontrolle des Antichristen Julian Felsenburgh steht, nicht mehr aufhalten. Sie fliehen nach Rom und stellen sich unter den Schutz des Papstes. Felsenburgh, der als Friedensfürst angetreten ist, zeigt nun immer mehr sein wahres Gesicht. Gegen die Feinde des Fortschritts – welche die Christen sind – zieht er in den Krieg. Die Geschichte endet damit, daß Rom auf Befehl des Weltenherrschers bombardiert wird!
Michael D. O’Brian: Father Elija
Ebenfalls in Romanform entfaltet der noch lebende Autor eine Geschichte mit apokalyptischen Dimensionen. Die Hauptfigur der beiden Romane über dieses Thema, die mir bekannt sind, ist ein bekehrter Jude, der später Priester der katholischen Kirche wird.
Die Geschichte erzählt den Aufstieg eines Mannes mit ungeheuerer Ausstrahlung auf andere Menschen. O‘Brian berichtet von eigenartigen Vorkommnissen in dessen Jugend, die den Verdacht nahelegen, daß er grausame Anwandlungen hatte. Auch wird ihm als Priester zugetragen, daß dieser Mann politische Gegner umbringen ließ und einen Zirkel gewalttätiger Männer um sich hat, die seine Befehle ausführen.
Father Elija, der vor seiner Bekehrung auf dem Weg war, ein bekannter Politiker zu werden, wird vom Papst beauftragt, diesem Julian Felsenburgh zu begegnen und zu versuchen ihn von seinem verderblichen Weg abzubringen! Sowohl dem Papst als auch Father Elija ist es klar, daß dieser Mann der Antichrist sein könnte.
Der vermutete Antichrist hingegen versucht seinerseits Father Elija und andere hochstehende Kleriker für seine Absichten zu gewinnen, und im Buch wird beschrieben, wie manche Bischöfe und hohe Geistliche den Kurs des Antichristen unterstützen und ihrerseits eine progressive Kirche wollen.
Es kommt zu einer Begegnung zwischen Father Elija und dem vermuteten Antichristen, in der der Priester ihn exorzisiert.
Doch der weitere Verlauf der Geschichte zeigt, daß der Antichrist nicht zur Einsicht kommt und seine „Mission“ fortsetzt. Das Ende des zweiten Buches schildert, wie Father Elija – inzwischen ist er zum Bischof geweiht – mit einem Mitbruder nach Jerusalem zieht und dort noch einmal versucht, dem Antichristen entgegenzutreten.
Dieser tritt öffentlich an der Klagemauer auf. Einige wenige Stimmen erheben sich gegen ihn und bezeichnen ihn als Feind Gottes, als Antichristen und falschen Propheten. Doch die überwältigende Mehrheit steht unter seinem Bann. Die Gegenstimmen werden zum Schweigen gebracht und getötet. Das ist auch das Ende von Father Elija!
Die Literatur ist sehr viel reichhaltiger. Doch habe ich nur jene drei Schriften herausgesucht, die von christlichen Autoren verfaßt wurden, damit sie von einem gewissen dunklen Faszinosum frei bleiben.
Bevor wir morgen auf bestimmte geschilderte Eigenschaften des Antichristen eingehen, möchte ich mit einem Zitat aus einer katholischen Dogmatik nach den Grundsätzen des Heiligen Thomas von Aquin, von Franz Diekamp herausgegeben, enden. Dort heißt es über den Antichristen:
Der Antichrist wird erscheinen, der „Mensch der Sünde“, der „Sohn des Verderbens“, der „Widersacher“, der „Gesetzlose“ …
Der dem Christentum feindselige Geist, der Geist der Gottlosigkeit wird sich am Ende der Tage in einer bestimmten menschlichen Person verkörpern, die mit furchtbarer Gewalt die Kirche bekämpfen wird. Dieser Antichrist hat seine Vorläufer in allen, die sich haßerfüllt gegen Christus und sein Reich wenden und darum Antichristen zu nennen sind. Er selbst wird aber alle übertreffen und alle ihre Bestrebungen gleichsam in seiner bis hin zur Selbstvergötterung gesteigerten Empörung gegen Gott und den Gesalbten Gottes zusammenfassen.
Nach Diekamp – und das ist wesentlich für meine Einschätzung – wird eine kollektivistische Deutung (der Antichrist sei keine bestimmte menschliche Person sondern die Summe der Christusfeinde aller Zeiten) der Sachlage ebenso wenig gerecht , wie eine zeitgeschichtliche Deutung (der Antichrist sei Kaiser Nero, Caligula usw. gewesen).
Wir haben also mit einer konkreten Person zu rechnen, die am Ende der Zeiten vor der Wiederkunft Christi als eine Art „Inkarnation des Bösen“ eine Zeitlang ihre diktatorische Herrschaft ausübt, die sich gegen alle Menschen und insbesondere gegen jene richtet, die dem Herrn treu bleiben.