DER TABERNAKEL

436. Kleine Vaterbetrachtung

“Meine Kinder, ich werde euch nicht alles über die Größe meiner unendlichen Liebe erzählen, denn es genügt die heiligen Bücher zu öffnen und das Kreuz, den Tabernakel und das Allerheiligste zu betrachten, um zu verstehen, wie weit meine Liebe reicht und wie sehr ich euch geliebt habe!” (aus der Botschaft von Gottvater an M. Eugenia Ravasio)

Unser Vater hat uns nicht als Waisen zurückgelassen (vgl. Joh 14,18), als sein Sohn nach der Auferstehung zu ihm in die ganze Herrlichkeit zurückkehrte. Jesus hat die Eucharistie eingesetzt, und die Kirche kann sein Opfer vergegenwärtigen, in dem er uns sich selbst zur Nahrung gibt.

Dort, wo das Opfer des Herrn in großer Liebe und Ehrfurcht gefeiert wird, vermögen wir seine Gegenwart in besonderer Weise als Trost, als Mittel zur Heiligung, als »Brot der Engel«, als Wegzehrung auf dem Weg in die Ewigkeit, als Zeichen seiner immerwährenden Liebe und Fürsorge zu verstehen.

Der Herr bleibt für uns im Tabernakel und wartet darauf, daß Menschen zu ihm kommen, um seine Gegenwart aufzunehmen. Wie sehr lädt eine Kirche, in der eine ehrfürchtige Stille herrscht, dazu ein. Man wagt es nicht, diese Stille auch nur im Geringsten zu stören!

Und das Licht, welches vor dem Tabernakel brennt, erinnert uns daran, uns auf das Wesentliche hin zu ordnen: seine Liebe zu erkennen und vor ihr zu verweilen wie Maria, die Schwester des Lazarus, die sich Jesus zu Füßen setzte, um ihm zuzuhören (Lk 10,39).

Der Herr spricht auf diesem Weg sehr sanft in unser Herz hinein. Es mag so sanft sein, daß wir es kaum merken. Doch unsere Seele weiß es, und es zieht uns immer wieder zum Tabernakel hin, um in seiner Liebe zuhause zu sein, sie zu betrachten und – wie ein kleines Kind bei der Mutter (vgl. Ps 131,2) – wahre Nahrung zu finden. Die oft so laute Welt bleibt draußen, ein Stück Ewigkeit berührt die Seele, auch durch alle Zerstreuungen hindurch, und die Seele weiß: Sie wird in der Ewigkeit immer bei Gott sein. In diesen Stunden vor dem Tabernakel öffnet sich der innere Blick und der himmlische Geschmack der Liebe zieht in die Seele ein. All das hat der Vater für uns bereitet.