Der Heilige Pfad der Fastenzeit | Tag 38: “Die Sieben Schmerzen Mariens”

Am vorletzten Tag unseres »Pfades der Fastenzeit« wollen wir nicht die Gelegenheit versäumen, einen Blick auf die Gottesmutter Maria zu werfen. Wer könnte das Leiden ihres Sohnes besser verstehen als sie, die die unaussprechliche Gnade hatte, die Mutter des göttlichen Sohnes und seine erste Jüngerin zu sein. Der liturgische Kalender für die traditionelle Messe sieht für den Freitag vor der Karwoche das Fest der Sieben Schmerzen Mariens vor. Als Grundlage für diese Betrachtung wird wieder das Buch von Pater Gabriel »Das Geheimnis der Gottesfreundschaft« dienen.

“O Maria, heilige Mutter des gekreuzigten Herrn, sag du mir etwas über sein Leiden, denn unter so vielen, die zugegen waren, fühltest und sahest du mehr als alle. Du hast ihn ja angesehen mit den Augen des Leibes und des Herzens, mit aller Aufmerksamkeit hast du ihn betrachtet, da du ihn so überaus liebtest.” (Heilige Angela von Foligno)

Der erste ausdrückliche Hinweis, daß Maria an der Passion Jesu Anteil haben werde, findet sich in der Prophezeiung des greisen Simeon: “Ein Schwert wird deine Seele durchdringen” (Lk 2,35). In Kalvaria hat sie sich erfüllt.

Der Heilige Bernhard sagt: “Ja, selige Mutter, wahrhaftig hat ein Schwert deine Seele durchdrungen. Es konnte ja nur durch sie hindurch den Leib deines Sohnes treffen. Nachdem dein Jesus seinen Geist ausgehaucht hatte, erreichte die grausame Lanze, die ihm die Seite öffnete, seine Seele nicht mehr, wohl aber durchbohrte sie deine Seele. Seine Seele war ja nicht mehr da, die deine aber konnte sich nicht losreißen.”

Diese tiefe Deutung läßt uns verstehen, wie Maria als Mutter dem Leiden ihres Sohnes aufs innigste verbunden war.

Die Tagesliturgie legt der Schmerzensmutter ergreifende Worte auf die Lippen:

“O ihr alle, die ihr des Weges gehet, verweilet und sehet, ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerze” (Klgl 1,12).

Ja, ihr Schmerz war unermeßlich; doch ihre Liebe ist noch gewaltiger, groß wie ein Meer, das alles in sich aufnehmen kann. Von keinem Geschöpf außer Maria kann man sagen, ihre Liebe sei stärker als der Tod; tatsächlich hat ihre Liebe sie befähigt, den bittersten Tod Jesu zu ertragen.

“Wer könnt´ ohne Tränen sehen
 Christi Mutter also stehen
in so tiefen Jammers Not?

Wer nicht mit der Mutter weinen,
seinen Schmerz mit ihrem einen,
leidend bei des Sohnes Tod?“

So singt der Verfasser des »Stabat Mater« und er fügt sogleich hinzu:

“Gib, o Mutter, Born der Liebe,
daß ich mich mit dir betrübe,
daß ich fühl´ die Schmerzen dein.

Wir folgen der Einladung der Kirche. Wir betrachten die Schmerzen Mariens und leiden mit ihr. Wir erbitten uns die große Gnade, mit ihr an der Passion ihres Jesus teilhaben zu dürfen. Und wir entsinnen uns, daß diese Teilnahme nicht im Bereich der Gefühle verbleiben darf, so gut und heilig diese Gefühle auch sein mögen, sondern daß wir zum Mitleiden geführt werden, nämlich zum gemeinsamen Leid mit Jesus und Maria. Die Leiden, die uns in unserem Leben begegnen, sind uns gerade auf dieses Ziel hin gegeben.

Der Blick auf die Mutter am Fuß des Kreuzes macht uns die Kreuzesschule weniger hart und bitter. Ihr mütterliches Beispiel ermutigt uns zum Leiden und macht den Weg nach Kalvaria sanfter. Folgen wir also mit Maria Jesus nach! Gehen wir mit ihr dem Kreuz entgegen, das er trägt! Umfassen wir das unsere willig, um es zusammen mit dem ihres Sohnes aufopfern zu können!

Morgen werden wir zurückschauen auf die einzelnen Etappen unseres Weges. Es war ein langer Weg, der uns nun sehr bald in die Heilige Woche führt. Wie tröstlich für uns zu wissen, daß nicht Leid und Tod das letzte Wort haben, sondern daß die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus alles überragen wird. Das ist unsere Ausrichtung, damit der Jubel von Ostern auch in unseren Herzen widerhallen kann. Bald ist es soweit! Nur noch kurze Zeit! Gehen wir Tag für Tag weiter – Der Herr wartet auf uns in der Zeit und in der Ewigkeit, und er wird darüber wachen, daß keiner von uns verlorengeht!

Links zur Meditation über die Lesung von heute: https://elijamission.net/2019/04/12/  oder:

https://elijamission.net/2022/04/08/

Link zur Meditation über das Tagesevangelium: https://elijamission.net/2021/03/26/

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