148. Kleine Vaterbetrachtung
“Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht” (Ps 23,4).
Wer kennt sie nicht, die finsteren Schluchten in unserem Leben? Wer nimmt nicht die Bedrohungen wahr, die uns umgeben? Befinden sie sich nicht sogar häufig in unserem Inneren und versuchen uns zu verschlingen? Aber auch das Leben in dieser Welt berichtet von der Finsternis der Gottesferne.
Doch führt uns Gott durch diese Zeit, und es liegt an uns, ob wir zu ihm aufschauen und an seiner Hand wandern oder uns in den finsteren Schluchten verwirren. Wenn wir zu ihm aufschauen, erkennen wir, daß er zugegen ist auf allen Wegen und sie leitet. Das Unheil und die Furcht vermögen uns dann nicht mehr zu erschrecken, und ihre Eigendynamik kann uns nicht mehr in ihren Bann ziehen, sondern die Gegenwart Gottes gibt uns Zuversicht.
“Denn Du bist bei mir.”
Damit drückt der Psalmist die beglückende Wirklichkeit der Gegenwart Gottes aus, in der wir leben und leben sollen. Es ist für unseren Vater eine Selbstverständlichkeit der Liebe, bei den Menschen zu sein und sie durch ihr Erdenleben zu führen.
“Denn Du bist bei mir.”
Wir suchen nicht mehr unsere Sicherheit in den vergänglichen Dingen unseres Lebens oder auch in anderen Menschen. In der Liebe unseres Vaters ist sie uns geschenkt und befähigt uns auszuschreiten. “Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?” (Röm 8,31)
“Denn Du bist bei mir.”
Unser Vater war es schon immer und wird es immer sein.
“Noch ehe ich Dich im Schoß Deiner Mutter formte, habe ich Dich ausersehen; noch ehe Du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich Dich geheiligt” (Jer 1,5).
“Denn Du bist bei mir.”
Das genügt, wenn es in unsere Tiefen eindringt und wir in dieser beglückenden Wahrheit leben. Die Zusagen unseres Vaters gelten für immer!