126. Kleine Vaterbetrachtung
“Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen;
das Netz ist zerrissen und wir sind frei.
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde erschaffen hat.” (Ps 124,7)
Den Lobpreis unseres Vaters können wir mit großer Dankbarkeit dem Psalmwort nachsprechen.
Viele Netze legt der »Jäger« um unsere Seelen, um uns Gott zu entfremden. Weit mehr als feindselige Menschen es vermögen, ist es die Macht der Finsternis, die den Menschen bedroht. Gerne bedient sie sich menschlicher Schwachheit und der Verlockung durch die Welt, um das Netz, welches sie um den Menschen gelegt hat, in vielfältiger Weise zu sichern. Es ist ein Netz des Unheils und der Verstrickung. Wenn die Sünde das Leben dominiert und verdunkelt, dann vermögen wir uns nicht aus eigener Kraft zu befreien. Das Netz scheint unentrinnbar. Es muß ein Stärkerer kommen (vgl. Lk 11,22)!
Doch unser Vater hat dieses Netz zerrissen. Sein Sohn hat seine Jünger ausgesandt, um das Netz der Liebe auszuwerfen. Die Menschen sollen in der Liebe des Vaters beheimatet werden, und der Vater tut alles, damit dies den Menschen bekannt wird. “Nur der Sohn macht euch frei!” (Joh 8,36), ruft uns Jesus zu.
Und in der Tat: Wer – außer Gott selbst – könnte uns aus den vielfältigen »Jägerfallen« retten? Wer außer Gott schenkt sein Leben, um die Feinde zu retten? Wer außer Gott rechnet uns unsere Sünden um das Opfer seines Sohnes willen nicht an?
“Das Netz ist zerrissen und wir sind frei!”
Wir sind frei, wenn wir dem folgen, der uns erlöst hat.
Wir sind frei, wenn wir der Wahrheit folgen.
Wir sind frei, wenn wir auf die Stimme der Liebe hören.
Wir sind frei, wenn wir das verwirklichen, was der himmlische Vater für unser Leben vorgesehen hat.
Wir sind frei, wenn in unserem Leben immer und überall der himmlische Vater
den ersten Platz einnimmt.
Wir sind frei, wenn wir uns nach einem Sündenfall wieder erheben und in Gottes Barmherzigkeit einkehren.
Wir sind frei, wenn wir die Menschenfurcht überwinden.
Wir sind frei, wenn Gott uns wichtiger ist als unser eigenes Leben (Lk 14,26).