Gedenktag des Heiligen Thomas von Aquin
Mk 4,21-25
Er sagte zu ihnen: Zündet man etwa ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber oder stellt es unter das Bett? Stellt man es nicht auf den Leuchter? Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht an den Tag kommt. Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er! Weiter sagte er: Achtet auf das, was ihr hört! Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden, ja, es wird euch noch mehr gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Was uns Jesus hier sagen will, ist klar! Der Glaube an Gott ist keine Privatsache und keine esoterische Angelegenheit, die nicht an die Öffentlichkeit kommen soll. Wenn Jesus sagt: “Ich bin das Licht der Welt” (Joh 8,12) – und er ist es – dann soll dieses Licht vor allen Menschen leuchten. Wenn wir selbst in diesem Licht leben, dann wird das “Licht der Welt” bezeugt, daß nämlich Gott gekommen ist, um die Menschen in sein Reich zu rufen.
Wir dürfen uns als Christen nicht einschüchtern lassen, wenn unsere Umwelt immer weniger von Gott wissen möchte oder sich gar feindselig verhält. Oft geht den direkten Verfolgungen voraus, daß man die christliche Botschaft in den privaten Bereich abschieben möchte, bevor man dann den Glauben und die Gläubigen selbst verfolgt.
Da gilt es klug mit der anvertrauten Botschaft umzugehen und nie zu vergessen, daß wir uns auch vor den Menschen zu Jesus zu bekennen haben, damit auch Christus sich vor den Engeln zu uns bekennt (vgl. Mt 10,32). Das gilt auch für die christlichen Werte, z.B. für die Reinheit, die Unauflöslichkeit der Ehe, den Schutz des Lebens von der Zeugung bis zum Tod, und vieles mehr.
Wie soll denn der Glaube von den Menschen angenommen werden, wenn sie ihn nicht verkündet bekommen? Wer erzählt unseren Kindern von der überwältigenden Liebe unseres Himmlischen Vaters, wenn nicht wir? Wer spendet den Trauernden Trost? Wer stillt den Hunger derer, die nach der Wahrheit suchen? Wer bringt den Völkern das Licht des Glaubens in den Zeiten des Niedergangs, wenn nicht die, die auch in schwierigsten Umständen Zeugen Christi sind.
Das Licht soll auf den Leuchter gestellt werden, so sagt es Jesus uns heute. Haben wir keine Furcht, ihn zu bezeugen! Hören wir also gut zu, was das Wort Gottes uns heute sagen will, und versuchen wir, es in unser konkretes Leben zu integrieren! Auf diese Weise verwirklicht sich auch das weitere Wort, das uns Jesus in diesem Zusammenhang schenkt:
“Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden, ja, es wird euch noch mehr gegeben!”
Jesus will uns deutlich machen, daß – wenn wir uns ganz Gott und in Gott den Menschen geben – uns von Ihm immer mehr gegeben wird. Das können wir leicht auf das Licht und die Liebe übertragen. Je mehr wir das Licht des Herrn, also ihn selbst aufnehmen, mit ihm leben und ihn auch bezeugen, desto mehr wird das Licht Gottes in uns wachsen.
Kümmern wir uns hingegen nur wenig um Gott, werden wir auch nur wenig empfangen. Schenken wir den Menschen nur wenig, dann werden auch wir nur wenig empfangen.
Noch deutlicher wird es, wenn wir an die Liebe denken: nehmen wir die Liebe Gottes auf und schenken sie weiter, so wird die Liebe wachsen. Gott gibt uns unendlich viel; er verschenkt seine Liebe in dem Maß, wie wir sie aufnehmen können. Weitet sich unser Herz aber in dieser Liebe, dann wird es auch immer größer, immer empfänglicher und immer mehr von dieser Liebe durchdrungen.
So ist es dann auch, wenn wir diese Liebe weiterschenken: sie wird eben nicht etwa weniger, sondern immer mehr. Wenn wir sie jedoch für uns behalten, dann sind wir in Gefahr, diese Liebe zu verlieren, denn unser Herz wird kalt und beschränkt sich nur auf sich selbst. Damit ist aber das Wesen der Liebe und des Lichtes nicht erkannt, denn beide verströmen sich und machen alles hell und warm.
Jesus lädt uns also heute deutlich ein, das uns anvertraute Gut des Glaubens fruchtbar werden zu lassen. Jeder kann leicht überprüfen, was dies für sein Leben bedeutet. In Bezug auf Gott können wir schrankenlos lieben, Ihn wirklich suchen und bei Ihm bleiben ohne irgendeinen Vorbehalt! Menschen können wir in Gott sehr tief lieben und in der Weise Gottes lieben, doch können wir uns nur in dem Maße an sie hingeben, wie es der Liebe zu einem Geschöpf, zu einem Bruder und einer Schwester, entspricht und nicht in demselben Maß, wie wir uns Gott schenken können.
Was aber machen wir, wenn unser Herz noch kalt ist, wir träge zum Guten sind, wenn wir eigentlich lieben wollen, aber die Dinge einfach nicht umsetzen und dann über uns selbst enttäuscht sind und mutlos werden?
Dann brechen wir einfach von dem Punkt auf, wo wir gerade stehen, machen Gott in aller Schwachheit und Begrenztheit eine Liebeserklärung und schenken unserem Nächsten – wenn vielleicht auch nur ein kleiner Schritt möglich ist – eine Geste der Zuneigung.
Gott kennt uns genau und weiß es zu schätzen, wenn wir uns nach Ihm ausstrecken. Wir sind nicht vollkommen.
Bitten wir den Herrn, unser kaltes Herz zu erwärmen, unsere Trägheit zu überwinden. Klagen wir vor ihm, daß wir gerne mehr lieben würden, als wir es tun, daß wir gerne ein größeres Licht wären, als wir es sind und flehen ihn an, uns zu helfen.
Gott schaut dann auf unsere Absicht und wird sich solchen Bitten, die wir in unserer Schwachheit an ihn richten, nicht entziehen.
Hören wir also heute gut zu, wie es uns Jesus rät, und machen wir uns weiter auf den Weg, dem Licht der Welt zu dienen und in ihm Licht zu werden!