UNSER VERTRAUEN

Wenn wir die Liebe Gottes ein wenig erkannt haben und seine Güte immer mehr erfassen, dann wächst in uns der Wunsch, auf die Anliegen Gottes mehr einzugehen. Der Vater möchte von uns erkannt, verehrt und geliebt werden.

Wie kommen wir dahin? Hören wir die Antwort von Gott Vater:

“Was die Mittel betrifft, mit denen ihr mich ehren sollt, so verlange ich nur großes Vertrauen. Glaubt nicht, daß ich von euch besondere Strenge und Abtötungen erwarte! Ich verlange nicht, daß ihr barfuß lauft oder euer Gesicht in den Staub werft, oder daß ihr euch mit Asche bedeckt und dergleichen. Nein, nein! Ich möchte – und dieser Wunsch ist mir teuer -, daß ihr euch zu mir verhaltet, wie meine Kinder, mit Einfachheit und Vertrauen!”

Es sind also nicht primär äußere Übungen der Askese, die der Herr von uns erwartet, so nützlich und wichtig diese auch unter bestimmten Umständen sein mögen. Es geht noch um etwas sehr viel Tieferes: um unser Vertrauen.

Die Frage nach dem Vertrauen ist die Frage nach unserem Herzen, die Bitte um unsere schlichte und ungekünstelte und somit einfache Hingabe an unseren Vater. Und in der Tat ehrt es Ihn, wenn wir Ihm einfach vertrauen. Dann glauben wir an Seine Liebe und schenken Ihm die rechte Antwort.

Das verbindet uns noch mehr mit Gott als alle guten Werke, die wir für ihn tun!

Wenn wir Gott das ungeteilte Vertrauen schenken, dann ist es auch ein Loslassen aller Formen von ungeordneter Selbstbestimmung und unserer Neigung, das Leben in der eigenen Hand festzuhalten. Vertrauen heißt, das Leben aus seiner Hand zu empfangen: jeden Tag, jede Stunde… und dieser Weg führt uns in die Freiheit und Dankbarkeit.

Fragen wir z.B. morgens: “Was hast Du heute vor, lieber Vater? – Ich vertraue Dir!”

Eine solche Vertrauenshaltung durchformt unser ganzes Dasein, und unser Leben wird immer sicherer. Zudem ehrt es unseren Vater, wenn wir auf diese Weise das Leben annehmen und die uns anvertraute Aufgabe als seine Kinder erfüllen.

MENSCHEN DURCH DIE LIEBE GEWINNEN

Es gilt die Botschaft zu den Menschen zu tragen, daß Gott sie unermeßlich liebt
und ihnen die Wege zu zeigen, die unser himmlischer Vater gewählt hat,
daß sie dieser Liebe sicher werden.

Es gefällt Gott, uns Menschen zu dieser ehrenvollen Aufgabe einzuladen
und zu seinen Mitarbeitern zu berufen.
Wem würde es nicht gefallen, von einem Herrscher zu berichten,
der wirklich den Namen verdient?
Ein Herrscher, der uns Vater, Bruder und Freund ist;
ein Herrscher, den wir nicht erhöhen und idealisieren müssen;
ein König der liebt.

Wir brauchen einfach nur zu erzählen, wie Gott wirklich ist.
Er ist groß in sich. Und weil er das ist, kann er sich in Güte zu uns herabneigen.

Im Philipperbrief heißt es:
“Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen…” (Phil 2,6)

Zunächst gilt es Gott jeden Tag tiefer kennenzulernen,
damit wir den Menschen besser erzählen können, wie er wirklich ist.
Dann aber heißt es, nicht zu zögern und auf allen gegebenen Wegen
die Menschen zu erreichen suchen.

Im Vaterbüchlein heißt es: “Wenn ihr nicht direkt zu den Menschen gehen und so zu ihnen sprechen könnt, dann sucht nach anderen Mitteln: Es gibt tausend direkte oder indirekte Wege. Setzt sie mit dem wahren Geist von Jüngern und mit großem Eifer in die Tat um; ich verspreche euch, daß mittels einer Gnade eure Anstrengungen bald von großen Erfolgen gekrönt sein werden. Macht euch zu Aposteln meiner väterlichen Güte. Durch den Eifer, den ich euch schenken werde, werdet ihr alle stark auf die Seelen einwirken können. (…) Ich werde bei euren Zuhörern die Bereitschaft zur Aufnahme erwirken; so werden die Menschen durch die Liebe erobert werden und für alle Ewigkeit erlöst sein.“

ALLE SOLLEN EINS SEIN

Eigentlich – so müßte man denken – sollten wir in jenen Gebieten der Welt, welche den Segen der Verkündigung des christlichen Glaubens empfangen haben
und auch die Juden und jene Menschen, die schon Kenntnis von den Schriften des Alten Testamentes hatten, Gott als ihren liebenden Vater erkennen können.

Gewiß geschieht das auch… Aber geht es schon in die ganze Tiefe?
Ist die Begegnung mit Gott schon die beglückende und alles durchformende Erfahrung; jene Erfahrung die uns auf den Weg schickt, dies allen Menschen zu erzählen?

Im Buch Hosea hören wir:
“Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten.
Ich war es der Ephraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme.
Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe.
Ich war da für sie wie die Eltern, die den Säugling an ihre Wangen heben.
Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.” (Hos 11,1.3-4)

Noch deutlicher wird die Vaterschaft Gottes im Kommen seines Sohnes:
“Wer mich sieht, sieht den Vater.”

Wenn die Menschen Gott so begegnen würden, wie er wirklich ist,
wenn sie sich seiner Vaterliebe bewußt wären,
wenn alle falschen Bilder von Gott überwunden würden
und die Menschen mit ihm wahrhaftig in Berührung kämen:
Was würde geschehen?

Viele würden sich ihm zuwenden,
die ihn noch nicht kennen oder irrige Vorstellungen von ihm haben.
Die Vorstellung von einem überaus strengen Gott würde weichen,
aber auch ein zu süßliches Bild von Gott,
als ob unser Vater die Sünde des Menschen nicht ernst nehmen würde.
Viele würden heimkehren und die Mächte der Finsternis zurücklassen,
das Licht Gottes würde sich verbreiten
und wahre Brüderlichkeit zwischen den Menschen entstehen,
unter dem liebenden Blick des himmlischen Vaters.
Ein Traum? Eine Illusion?
Nein, so ist es von Gott gewollt.

„Alle sollen eins sein: Wie Du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, so sollen aus sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast.“ ( Joh. 17, 21)

GOTT ERKENNEN

 

Warum, geliebter Vater, möchtest, daß wir Dich erkennen, ehren und lieben,
wie Du es Madre Eugenia gesagt hast?
Du bist doch vollkommen, Dir fehlt nichts!

Du selbst gibst uns die Antwort:
“Ich wünsche mir nicht etwa deshalb, daß ich erkannt, geliebt und verehrt zu werden,
weil ich meine Geschöpfe oder ihre Anbetung nötig hätte.
Nein, es ist allein der Wunsch, sie zu erlösen
und sie an meiner ewigen Herrlichkeit teilhaben zu lassen.”

Jetzt verstehe ich es besser: damit Du uns alles schenken kannst, was Du für uns bereitet hast,
möchtest Du erkannt, verehrt und geliebt werden.
So begegnen wir in Dir der selbstlosen Liebe,
der Liebe, die sich schenkt, ohne auf uns angewiesen zu sein.
Diese Liebe müssen wir in der Tat erst noch tiefer verstehen lernen.
Deshalb nennst Du zuerst das Erkennen.
Ein Erkennen, wie Du wirklich bist, frei von falschen Vorstellungen.
Dich erkennen, bedeutet Leben, ja Ewiges Leben,
wie es uns Dein Sohn so unvergleichlich gesagt hat:

“Das ist das Ewige Leben, Dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen
und Jesus Christus, den Du gesandt hast.” (Joh 17.3)

Und in diesem Erkennen teilst Du Dich uns immer mehr mit.
Dich lieben bedeutet, Dir zu folgen in allem was Du uns anvertraust,
Deine Gebote zu halten, Deine Weisungen zu lieben,
Dir unser Herz zu schenken und so auf Deine Liebe zu antworten.
Dann wächst die Liebe ins Unermeßliche und das Wort Jesu wir wahr:
“Wer da hat, dem wird gegeben.”
Dann ist nichts mehr schwer; denn trägt uns die Liebe.
Dich zu ehren ist die selbstverständliche Liebespflicht Deiner Kinder,
denn alles haben sie aus Deiner Hand empfangen.
Das wissen auch die Engel und die Heiligen,
mit denen wir uns voll Freude und Ehrfurcht vor Dir neigen,
denn Du bist der wahre und einzige Gott.

Und mit dieser Ehrung Deiner Herrlichkeit
werden wir uns der Majestät Deines Wesens immer bewußter
und verlieren alle Leichtfertigkeit.

GOTTES GRÖßTES GESCHENK

Welch großes Erbarmen hattest Du, uns Deinen Sohn Jesus zu senden.

Mit welch unvergleichlicher Liebe hast Du auf uns geschaut;

auf uns, die wir so oft von Dir weglaufen oder uns gar gegen Dich stellen,

Dich mit unseren Sünden beleidigen oder Dich einfach vergessen.

Dabei bist Du immer zugegen und schaust mit Liebe auf uns.

Du bist in aufmerksamer Sorge um uns, denn Du willst nicht,

daß wir ein unerfülltes Leben führen oder gar verlorengehen.

 

Schon die Schöpfung, die uns umgibt, singt das Lied von Deiner Schönheit.

Welch großes Entzücken kann es in uns hervorrufen,

all das zu entdecken, was Du in nie endender Vielfalt für uns bereitet hast.

Ist es nicht so, daß die ganze Schöpfung uns dargereicht wird

wie eine liebende Frau den Tisch für die Ihrigen richtet – nur noch schöner.

 

Wie viel mehr beschenkst Du uns erst in Jesus!

Und er? Mit der ganzen Glut seines Herzens liebt er Dich.

Nichts möchte er mehr, als daß die Menschen Deine Liebe erkennen.

Nichts will er mehr, als Dich verherrlichen,

nicht mehr, als Deinen Willen zu tun.

 

So sagt Jesus uns in den Abschiedsreden:

“Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.“

 

In ihm kommt Dein großes Ja zu uns in seiner ganzen Fülle.

Ein Ja das unseretwegen auch Leid angenommen hat,

das Dich verherrlicht und uns erlöst.

 

In ihm erkennen wir Dich, und er trägt uns zu Dir!

DAS ERSTE WORT

Wenn ich am Morgen erwache,

bist Du, Vater, schon zugegen

und hast mich die ganze Nacht begleitet.

Dann wartest Du darauf,

daß ich mich Dir zuwende

und meine erstes Wort Dir geweiht sei –

gerne und mit Freude.

Doch manchmal vergesse ich es

und lasse mich von Stimmungen leiten.

Wie schade!

 

Ist doch das erste Wort so wichtig:

Dich zu grüßen

und mich so in die Wahrheit des Seins zu stellen.

Denn wer, in der erlösten Ordnung des Daseins, würde Dich nicht grüßen?

All die Dich liebenden Engel und Heiligen singen Dir Lob,

die Seelen der Verstorbenen harren auf Deine Huld,

damit sie bald ganz zu Dir gelangen können.

Und Deine unvernünftige Schöpfung?

Auch sie singt Dir ihr Lob in ihrer Existenz,

denn alle haben von Dir das Leben empfangen!

Wie heißt es im Buch der Weisheit:

Wer sie (die Weisheit) am frühen Morgen sucht,

braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen.

Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit.

Wer sie liebt, erblickt sie schnell

und wer sie sucht, findet sie.

 

Das bist Du, Vater, Du Quell aller Weisheit.

Über Dich und Deine Liebe nachzusinnen ist vollkommene Klugheit.

 

Jetzt liegt der Tag vor mir. Es ist Dein Tag.

Du hast ihn geschaffen, auch für mich.

Laß ihn mich so leben, daß ich –

bevor die nächste Nacht kommt – sagen kann:

Danke Vater!

Es war ein guter Schritt, näher zu Dir, auf dem Weg in die Ewigkeit.

Deine Weisheit war mit mir, um alle Mühe mit mir zu teilen!

DAS WORT ‘VATER‘

“Vater” – welch wunderbares Wort hat uns Jesus geschenkt, um uns den Ewigen Gott verständlich zu machen.

Gott ist für uns nicht einfach nur unsichtbar oder gar unerreichbar! Wir können den Berichten der Heiligen Schriften vertrauen, die uns von Ihm erzählen. Gott möchte uns sehr nahe sein; und auf vielen Wegen will er uns verständlich machen, daß er uns liebt und mit uns – seinen Kindern – leben möchte.

Dies ist in dem Wort “Vaterausgedrückt, und es vermag unser Herz in der Tiefe anzusprechen. In dem Wort “Vaterist ein ganzes Ja zu uns Menschen und zu unserer Existenz ausgesprochen. Gott nimmt dies nie zurück! Selbst wenn wir seine Liebe zu uns zurückweisen, bleibt sein Ja über uns bestehen. Es lädt uns ein umzukehren, nach Hause zu kommen, um uns seiner Liebe nicht auf Zeit und Ewigkeit verschließen.

Dieses Ja zu uns Menschen hat unser Vater in seinem Sohn Jesus unwiderruflich gesprochen. Damit ruft er uns aus der Gottesferne heraus und führt uns in seine Nähe.

“Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat”  (Joh 3,16), so bezeugt uns die Heilige Schrift. In Jesus schenkte er uns sein Herz.

Der Weg ist nun offen zum Herzen des Vaters. Der Sohn hat alle Hindernisse hinweggenommen, um den Preis seines eigenen Lebens. Wer Ihn aufnimmt und an Ihn glaubt und Vergebung empfängt, kann ohne Hindernisse die Vaterliebe aufnehmen und in der Sicherheit und Freude der Kinder Gottes leben.

Was hindert uns, dieser Einladung zu folgen? Voll Vertrauen sollten wir aufbrechen! Der Vater erwartet uns, weil Er unser Vater ist…