Das stille Verweilen vor dem eucharistischen Herrn im Tabernakel oder im ausgesetzten Allerheiligsten hat eine große Auswirkung auf die Vertiefung des Gebetes. Deshalb seien, im Rahmen der Reflexionen über das Gebet, der eucharistischen Anbetung zwei eigene Betrachtungen gewidmet!
Denjenigen, die mit der katholischen Frömmigkeit nicht vertraut sind, sei kurz erklärt: Katholiken glauben, daß nach der Wandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi auch nach der Heiligen Messe Christus in der Hostie gegenwärtig bleibt. Deshalb machen die Katholiken eine Krniebeuge vor dem Tabernakel, in dem die gewandelten Hostien aufbewahrt werden.
Die beste Vorbereitung – und gleichzeitig bereits die Frucht des Gebetes, ist die allgemeine Grundausrichtung auf Gott, das heißt ein Leben im Stande der Gnade zu führen, also in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes!
Nur auf diese Weise kann das Gebet in der Tiefe wirksam werden und Gott in unser Herz eindringen! Wir unsererseits vermögen Gott so immer besser zu hören, zu verstehen und inniger zu suchen. Es müssen nicht erst grundsätzliche Hindernisse beseitigt werden, die den Austausch mit Gott hindern.
Es ist der Seele ein Bedürfnis, mit Gott kommunizieren.
Nach einem dreitägigen Exkurs kehren wir nin wieder zu den Grundthemen des geistlichen Lebens zurück! Heute wenden wir uns dem Gebet zu!
Ohne das Gebet ist es nicht möglich, die Beziehung zu Gott zu vertiefen, denn es ist der lebendige Austausch mit dem Herrn, es ist die Weise, wie Gott zu uns spricht! Deshalb erliegen wir einer Illusion, wenn wir glauben, daß die gute Tat alleine genügt und wir ansonsten nicht des Gespräches mit Gott bedürfen. Sicher gibt es besondere Berufungen, welche das Gebet in äußerster Intensität pflegen und ganz dafür leben! Doch wäre es verfehlt, das Gebet gar nicht zu pflegen und man würde auch den Charakter der Liebesbeziehung zu Gott nicht richtig erfassen. Eine Ehe z.B. lebt nicht nur vom gemeinsamen Tun, sondern auch vom Gespräch, vom Austausch und den besonderen Gesten der Liebe, die der Ehe zu eigen sind! So ist es auch in der Beziehung zu Gott. Der Herr möchte gerne, daß wir ihm zuhören und unser Herz vor ihm ausschütten! Das Gebet ist ein vorzüglicher Weg dahin. Die hl. Teresa von Avila, eine große Beterin, sagt uns, daß das Gebet das große Gespräch mit Gott ist.
Noch einmal möchte ich auf das Thema zurückkommen, welches wir die letzten zwei Tage betrachtet haben. Aber zu Beginn ein Wort in eigener Sache:
Mir geht es darum, daß in all meinen Auslegungen der Heiligen Schrift sowohl die rechte Lehre der Kirche als auch eine gesunde geistliche Schulung zur Sprache kommen! Es verhält sich leider so, daß man beides immer mehr suchen muß, da vieles heutzutage von einem modernistischen Geist angehaucht ist, der sich leicht antichristlich gebärden kann! Es kommen aus der Kirche derzeit recht wenig Impulse für eine Vertiefung des geistlichen Lebens. Auch manche Orden merken wohl kaum, wie sie ihrer inneren Kraft beraubt werden, wenn der „neue Geist“ in sie eindringt, der sie mehr der Welt anpassen möchte!
Die Betrachtung von heute steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Text von gestern und ist daher nur aufgrund des gestrigen Textes zu verstehen.
Es geht nicht um eine gesamte Bewertung des vom Papst und vom Groß-Imam von Al-Azhar, Ahmad Al.Tayyeb verantwortete Erklärung vom 4. Februar 2019. Dies wäre ein eigenes Thema und müßte viele Aspekte berücksichtigen. Wir konzentrieren uns auf einen mißverständlichen Satz, dem jedoch eine hohe Bedeutung zukommt, weil er den Missionsauftrag der Kirche betrifft, ohne dessen rechte Erfüllung die Kirche ihre wesentliche Dimension verlieren würde!
Manchmal unterbreche ich aus aktuellem Anlaß die Fortführung der geistlichen Lehre, um eine Unterscheidung der Geister durchzuführen! Heute und morgen werde ich davon Gebrauch machen!
Am 4. Februar gab es eine gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und einem moslemischen Iman, die in Kreisen der Gläubigen einige Unruhe verbreitet hat. Es war ein langer Text, der für jeden, der ihn genauer studieren möchte, im Internet zu finden ist! Manche Gläubige nahmen Anstoß an mehreren Passagen, aber eine Passage wurde besonders herausgehoben, die tatsächlich der Klärung bedarf!
Wenn diese Passage nun herausgegriffen wird – unter vielen positiven Aussagen- dann bedeutet dies nicht etwa, überall Fehler und Unvollkommenheiten sehen zu wollen! Nein, das anzusprechende Thema ist für das Verständnis der Verkündigung des Evangeliums wichtig, die zum Hauptauftrag der Kirche gehört! Deshalb braucht es eine Klärung, damit nicht etwa der Eifer erlahmt, die heilige Botschaft den Menschen zu allen Zeiten zu verkünden!
Diese betreffende Passage lautete:
“Der Pluralismus und die Verschiedenheit in Bezug auf Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie und Sprache entsprechen einem weisen göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat.”
Ohne Frage entspricht es dem Willen Gottes, daß es die Geschlechter von Mann und Frau gibt und daß unterschiedliche Hautfarben und verschiedene Ethnien zum Reichtum menschlichen Lebens gehören. Doch ist die Formulierung, daß Gott verschiedene Religionen will derart mißverständlich, daß es nötig wird zu fragen, was denn damit gemeint sei!
Zunächst ist daran zu denken, daß wir sehr fein unterscheiden zwischen einem aktiven Willen Gottes, der direkt die Absichten Gottes aufzeigt, und einem zugelassenen Willen Gottes, der auch verkehrte Wege in seinen Heilsplan integrieren kann! Diese Unterscheidung zu ziehen ist essentiell, sonst geraten wir in Verwirrung! Gott will nicht das Böse, den Irrtum und viele Dinge, welche nicht seine Wege sind! Doch weiß seine Allmacht damit umzugehen, und wir wissen im Glauben, daß selbst die listigen Angriffe des Teufels dem Guten dienen müssen!
Wenn wir nun diese wesentliche Unterscheidung treffen, dann müssen wir sagen, daß der Satz, so wie er dasteht und unterschiedslos die vielen Religionen als gottgewollt bezeichnet, mehr als verwirrend ist, denn er widerspricht dem Zeugnis der Heiligen Schrift und auch der Lehre der katholischen Kirche!
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist eine stärkere Öffnung für den Wert anderer Religionen erkennbar und man sucht die „Samen Gottes“ in ihnen positiv wahrzunehmen und zu fördern! Dies bedeutet jedoch nicht, daß man die anderen Religionen etwa als gleichberechtigte Wege zum Heil ansehen kann, und es quasi egal ist, in welcher Religion ich aufwachse, welche ich praktiziere, da diese in ihrer Verschiedenheit von Gott so gewollt sind! Wäre dies so, dann würde die Mission in der katholischen Kirche sich nur noch darauf reduzieren, sich in interreligiösen Dialogen um das Gemeinsame zu mühen und Werte wie Frieden und Gerechtigkeit verwirklichen zu suchen!
Gerade in einer solchen Haltung liegt aber ein schwerer Irrtum! Jesus erklärt deutlich: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6) und wir alle kennen seinen Missionsauftrag: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern…“ (Mt 28,19)
Gottes Wille ist es also, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen und Gott möchte – so hat er selbst es uns kundgetan – daß wir seinen Sohn erkennen, ihm folgen und so das Heil empfangen! Also kann Gott nicht gleichzeitig verschiedene Religionen absichtlich wollen, die oft noch große Irrtümer in sich tragen und den Herrn nicht im Heiligen Geist zu erkennen vermögen! Die Moslems verehren z.B. Jesus als Propheten, erkennen ihn aber nicht als Sohn Gottes an und lehnen die Heilige Dreifaltigkeit ab!
Manche würden vielleicht einwenden, daß es dem Papst nur darum ging, eine Brücke zu bauen, um mehr für Friede und Verständigung unter den Religionen zu tun! Nicht wenige dürften sogar begeistert sein, daß ein führender Moslem sich auf eine solche Ebene der Erklärung einließ und denken, daß hier dem Frieden der Weg bereitet wird! Sicher werden der Papst und seine Mitarbeiter in dieser Weise denken!
Doch jetzt gilt es, klar die Unterscheidung zu ziehen: Ist es richtig, um einer einheitlichen Aussage mit einem moslemischen Führer willen und um einem möglichen Frieden zu unterstützen, eine solche Aussage öffentlich zu machen? Oder geben manche Vertreter der Kirche die Mission auf oder interpretieren sie anders?
Das Thema wird uns morgen noch beschäftigen! Für heute sei schon gesagt:
Wahrer und dauerhafter Friede wird nur durch Jesus Christus kommen, also durch die Begegnung mit dem Sohn Gottes und den Glauben an ihn!
Eine solche Aussage, wenn sie nicht klargestellt wird, würde den Missionsauftrag außer Kraft setzen oder mindestens relativieren! Das jedoch wäre eine Ungerechtigkeit gegenüber Gott, denn es dient Gott zur Ehre, wenn die Menschen seinen Sohn erkennen und wir ihn verkünden!
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht nicht um eine Kritik, daß der Papst sich um den Frieden müht und sich mit moslemischen Führern trifft! Jeder Schritt, welcher einem wahren Frieden dient, ist hilfreich!
Was jedoch nicht sein kann, daß etwa die Hauptaufgabe der Kirche, nämlich das Evangelium zu verkünden, eine freiwillige Einschränkung erfahren würde und unser katholischer Glaube sich in ein allgemeines Gefüge verschiedener gleichberechtigter Religionen einreihen sollte!
Das kann nicht sein! Nicht etwa deshalb, weil wir Katholiken unsere Religion über alles setzen wollen, sondern weil sie schlicht und einfach die geoffenbarte Wahrheit Gottes ist!
Deshalb bedarf es dringend der Klärung! Bleibt zu hoffen, daß sie erfolgt!
„Die Gerechtigkeit ist der dauernde und beharrliche Wille,
jedem sein Recht zukommen zu lassen.“
Diese einfache Definition stellt die Grundlage der Praxis dieser Tugend dar. Sie bezieht sich zuerst auf Gott – denn nichts ist gerechter, als Gott den Kult zukommen zu lassen, der ihm als Schöpfer und Vater gebührt: Anbetung, Ehre, Ruhm, Dankbarkeit, treue Beobachtung seiner Gebote, demütiger und hingegebener Dienst, Vertrauen!
Es ist objektiv die höchste Ungerechtigkeit, all dies nicht zu tun, selbst wenn wir ansonsten versuchen Gerechtigkeit den anderen Menschen gegenüber zu praktizieren – die Rechte des Nächsten zu achten, die unterschiedlichen Pflichten gegen ihn zu erfüllen.