439. Kleine Vaterbetrachtung
“Bringe mir alles, was Dich bedrücken will. Ich bin Dein Vater.” (inneres Wort)
Ist es nicht ein großer Widerspruch, wenn wir zwar unseren Erlöser kennen und um die Güte unseres himmlischen Vaters wissen, im Leben aber bedrückt wirken? Wissen wir nicht, wohin wir mit Schuld gehen können und wie bereitwillig Gott ist, sie zu vergeben, wenn wir aufrichtig umkehren?
Warum also sind wir bedrückt und weshalb mangelt es uns nicht selten an natürlicher und geistlicher Freude?
Vielleicht tragen wir doch die Lasten selbst, die wir schon längst dem Herrn hätten bringen sollen! Er sagt uns doch: “Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken!” (Mt 11,28)
Nicht, als ob es keine Kreuze auf unserem Weg gäbe! Aber wie tragen wir diese Kreuze? Im Herrn? Oder versuchen wir die Dinge selbst zu bewältigen?
Wie gehen wir mit trübseligen und bedrückenden Gedanken und Gefühlen um? Eilen wir zum Herrn, sprechen mit ihm darüber und lassen sie von ihm berühren, sie mildern oder auch ganz wegnehmen? Oder lassen wir ihnen Raum, in unserer Seele Wurzeln zu schlagen und die Lebensfreude zu verringern und werden so – zum Schaden unserer Seele und zur Last für unsere Mitmenschen – immer betrübter?
Erlauben wir unserem Vater, uns von ihnen zu befreien? Oder haben wir uns schon an sie gewöhnt, daß sie wie eine Art »Heimatrecht« in uns haben?
Der Herr lädt uns ein, zu ihm zu kommen; und gerade mit jenen inneren Gedankenräumen und Gefühlszuständen, die gegen die Liebe, das Leben, gegen uns selbst und gegen andere Menschen gerichtet sind. Vielleicht richten sie sich sogar gegen Gott selbst?
“Freut Euch im Herrn allezeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!” (Phil 4,4), ruft uns der Heilige Paulus zu. Das wird jedoch nur dann gehen, wenn wir Eintrübungen und Mißstimmungen der Seele und die Schatten und Sünden zum Herrn tragen. Die Einladung unseres Vaters gilt!