Wie an jedem Siebten des Monats möchte ich auch in der Passionszeit die Vatermeditationen fortsetzen.
Wenn wir über das Leiden nachdenken, ist es in der Regel so, daß wir an unseren Herrn Jesus Christus denken und uns sein Leiden bis zum Kreuz vergegenwärtigen. Wahrscheinlich ist uns in unseren Betrachtungen auch die Mutter des Herrn gegenwärtig, die unter dem Kreuz ausgeharrt und ihren Sohn bei seinem Erlösungswerk begleitet hat. Weniger werden wir wohl an den himmlischen Vater denken.
Gott läßt uns in der Vaterbotschaft[1] wissen:
“Wie sollte ich mich mitten unter die Menschen begeben? Es gab keine andere Möglichkeit, als selbst zu gehen, in der zweiten Gestalt meiner Göttlichkeit. Werden mich die Menschen erkennen? Werden sie auf mich hören? Für mich gibt es nichts Verborgenes in der Zukunft; diese beiden Fragen beantwortete ich mir selbst: Sie werden meine Anwesenheit nicht zur Kenntnis nehmen, auch wenn sie in meiner Nähe sind. In meinem Sohn werden sie mich mißhandeln, trotz all dem, was ich ihnen Gutes tue. In meinem Sohn werden sie mich verleugnen und mich kreuzigen, um mich sterben zu sehen.”
Wir können also realisieren, daß all das, was Jesus widerfuhr, auch der himmlische Vater innerlich erlitt. Er sandte seinen Sohn aus Liebe zu uns, um uns zu erlösen (Joh 3,16). Es ist und bleibt ein unausschöpfbares Geheimnis, welches wir mit den Engeln und Heiligen immer anbeten werden, wenn es sich uns in der Ewigkeit noch tiefer erschließt.
Heute möchte ich aber nicht diesen Aspekt des Leidens weiter ausführen, denn wir werden ihn in den kommenden Tagen der Passion des Herrn immer wieder betrachten.
Stattdessen würde ich gerne in das Herz unseres Vaters schauen.
Man könnte denken, daß es in Gott, der in seiner Gottheit vollkommen ist, kein Leid geben kann. Das ist richtig, wenn wir das Leid als Mangel an Vollkommenheit betrachten. Gott ist in sich vollkommen, und es fehlt ihm nichts, was irgendein Geschöpf ihm geben müßte, und selbstverständlich ist er in sich glücklich ohne Einschränkung.
Doch gibt es eine Art “Liebesleid”, wenn die Liebe, die Gott uns schenken möchte, von den Menschen nicht aufgenommen wird.
An einer anderen Stelle des Vaterbuches heißt es:
“Euer Himmel, meine Kinder, ist das Paradies mit meinen Auserwählten, denn dort im Himmel werdet Ihr mich in einer immerwährenden Anschauung betrachten und euch ewiger Herrlichkeit erfreuen. Mein Himmel ist dagegen auf Erden bei euch allen, ihr Menschen. Hier auf Erden, in euren Seelen, suche ich meine Seligkeit und meine Freude. Ihr könnt mir diese Freude schenken.“
Immer wieder begegnet uns im Vaterbuch dieses Leid: Der liebende Vater, der seinen Kindern alles schenken möchte; und die Kinder, die seine Geschenke nicht erkennen und annehmen, sie gar mißachten oder zurückweisen. Dann aber ist in diesem kleinen Text deutlich ausgedrückt, welche Freude es für Gott bedeutet, in einer Seele ruhen zu können, die im Stand der Gnade lebt.
Das Büchlein gibt auf einer sehr persönlichen Ebene wieder, was wir häufig in der Heiligen Schrift thematisiert finden: Der liebende Gott und seine untreue Braut.
Von Jesus wissen wir, daß er leidet, wenn die Menschen die Gnade der Erlösung nicht annehmen oder zurückweisen (Lk 19,41-44). Ich denke, daß es für den Vater auch eine Art von geistigem Liebesschmerz bedeutet, wenn seine Liebe zurückgewiesen wird und die Menschen, statt auf der Erde schon seine Nähe zu erfahren, vielleicht sogar in der Ewigkeit von ihm getrennt leben müssen, gemeinsam mit den Dämonen. Gewiß geschieht dies nie ohne Gerechtigkeit…
Kennen wir diese Art von Leiden nicht auch in unserem Leben? Wenn wir sehen, wie jemand die Gnade Gottes zurückweist, wie die Liebe und Wahrheit, die vor ihm ausgebreitet sind, nicht angenommen werden, dann kann uns das einen geistigen Schmerz bereiten, selbst wenn wir diesen Menschen persönlich gar nicht näher kennen. Das beflügelt uns, für ihn zu beten und um ihn zu “ringen”. Wenn das schon bei uns so ist, “die wir arg sind” (Mt 7,11), wie Jesus sagt – wie viel mehr wird dies bei unserem himmlischen Vater so sein, der ja die Menschen als seine Kinder berufen hat und sie mit sich selbst beschenken will.
Wir sind als seine Kinder, die Gott lieben und lieben wollen, gerufen, an der Liebessehnsucht Gottes nach seinen noch suchenden, oder verirrten und verlorenen Kindern teilzuhaben. Alles sollten wir tun, was an uns liegt, daß die Menschen zu Gott finden – auch aus Liebe zu unserem himmlischen Vater!
Der Schmerz, daß manche Menschen doch nicht auf die Einladung antworten, wird aber nicht unsere innere Freude und das Glück wegnehmen, daß wir Gott dienen dürfen. So mag es vielleicht etwas verständlich werden, daß man zwar einen Schmerz empfindet, aber doch nicht unglücklich ist und weiterhin in der Freude leben kann. Sicher ist dies bei unserem Vater so; und Er tut alles, damit die Menschen zu Ihm nach Hause finden.
NOCH EIN HINWEIS: In den letzten Monaten, seit der Novene zu Gott Vater[2], haben wir alle, die sich besonders gerufen fühlen, die Erste Person der Heiligsten Dreifaltigkeit zu ehren, eingeladen, sich als Vertreter ihrer jeweiligen Nation bei uns zu melden, damit wir gemeinsam unserem himmlischen Vater jene Verehrung und Liebe entgegenbringen können, um die er in der Botschaft an Mutter Eugenia Ravasio bittet. Sollte an jemanden diese Einladung noch nicht ergangen sein, der ebenfalls an diesem “Werk der Liebe des himmlischen Vaters” teilnehmen möchte, kann man uns immer noch eine E-Mail schicken mit Angabe des Namens und des Landes, aus dem man stammt oder in dem man lebt, an folgende Adresse: contact@jemael.org
[1] S. 14 des PDF: https://www.fatherspeaks.net/eugenia_intro_de.htm
[2] https://www.youtube.com/watch?v=LUJUwf6auZw&list=PLhPyXvUtDClfUnjvayFfBUFDWSUUMHGC_