“Man soll nicht glauben, daß Vater, Sohn und Heiliger Geist in einen Menschen einströmen, der sich nicht in der Tugend übt” (Johannes Tauler).
»Sittliche Tugenden« nennt man jene, die unser sittliches Verhalten so ordnen, wie es Gott gefällt. Solcher Art sind alle christlichen Tugenden. Die sittlichen Tugenden unterscheiden sich von den theologalen, göttlichen Tugenden hauptsächlich dadurch, daß ihr unmittelbarer Gegenstand nicht Gott selbst, sondern unser sittliches Verhalten, die Erfüllung einer von Gott auferlegten Pflicht ist, sei es, daß sich diese auf Gott, den Nächsten oder uns selbst bezieht. Eine christliche Tugend gilt als erworben, wenn jene übernatürliche Fähigkeit zu einer Fertigkeit im Guten, zu einer Art guten Gewohnheit geworden ist, sodaß wir sie mit einer gewissen Leichtigkeit üben.