Geistliche Ratschläge des Heiligen Franz von Sales

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Ps 37,3-4.5-6.30-31 (Antwortpsalm am Gedenktag des Heiligen Franz von Sales)

 

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute,

bleib wohnen im Land und bewahre Treue!

Freu dich innig am Herrn!

Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. 

Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm;

er wird es fügen.

Er bringt deine Gerechtigkeit heraus wie das Licht

und dein Recht so hell wie den Mittag.

 

Der Mund des Gerechten bewegt Worte der Weisheit

und seine Zunge redet, was recht ist.

Er hat die Weisung seines Gottes im Herzen,

seine Schritte wanken nicht.

 

Heute feiert die Kirche den heiligen Franz von Sales. Er lebte von 1567-1622, bekleidete das Amt eines Bischofs in Genf, war Ordensgründer und hinterließ Schriften, die von seinem reichen geistlichen Leben zeugen. Die bekanntesten und sehr wertvollen sind die »Anleitung zum frommen Leben«, die sog. Philothea, und die »Abhandlung über die Gottesliebe« oder »Theotismus«.

Franz von Sales galt als der Heilige der Sanftmut, der sich das ganze Leben mühte, seine zum Zorn neigende Natur zu besänftigen. Er war ein guter Seelsorger und der geistliche Vater der heiligen Franziska von Chantal. Seine Lehre war nicht nur für die Ordensleute gedacht, sondern sollte auch Menschen, die in der Welt leben, eine Hilfe auf dem Weg zur Vollkommenheit sein. Besonders die Philothea ist ungemein wertvoll und kann heute noch von jedem, der seinen geistlichen Weg vertiefen möchte, mit Gewinn gelesen werden.

Hören wir ihm ein wenig zu und versuchen aus der Sammlung seiner Weisheitssprüche Nutzen zu ziehen:

Meine Vergangenheit kümmert mich nicht mehr, sie gehört dem göttlichen Erbarmen. Meine Zukunft kümmert mich noch nicht, sie gehört der göttlichen Vorsehung. Was mich kümmert und fordert, ist das Heute. Das aber gehört der Gnade Gottes und der Hingabe meines guten Willens.

Betrachten wir zunächst den ersten Teil:

Meine Vergangenheit kümmert mich nicht mehr, sie gehört dem göttlichen Erbarmen.

Der Heilige Paulus, dessen Fest der Bekehrung wir morgen begehen, sagt es ganz ähnlich: “Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist (Phil 3,13). Damit ist nicht einfach ein Vergessen oder gar Verdrängen von unangenehmen Dingen der Vergangenheit, von Schuld und Versagen gemeint, sondern daß diese Vergangenheit in das Erbarmen Gottes gelegt, also an Gott abgegeben wurde. Wenn uns in der heiligen Beichte die Schuld nach der entsprechenden Reue vergeben worden ist, dann öffnet uns Gott einen Blick nach vorn. Er rechnet uns die Sünden nicht mehr an und wirft sie uns nicht etwa nach. Die Erinnerung an die Schuld kann nun dazu dienen, mit anderen Menschen barmherzig zu sein, uns immer wieder an die vergebende Liebe Gottes zu erinnern und uns wachsam auf unseren weiteren Weg zu begeben.

So können wir sogar eine sündige Vergangenheit nutzen. Sie soll uns nicht durch Kummer betrüben, und wir sollten sie auch nicht – z.B. durch ständige Selbstvorwürfe – zurückholen und sie aus dem Meer der Barmherzigkeit Gottes herauslösen, im schlimmsten Fall sogar dem Machtbereich des Anklägers überführen. Dies ist aufmerksam zu beherzigen, denn es ist der Ankläger, der sich gerne solcher Situationen bedient, um den Menschen entsprechend zu plagen. Was für uns gilt, gilt auch für andere Menschen. Wenn sie umkehren und Gott ihnen die Schuld vergibt, dann müssen auch wir ihnen die Chance geben, neu anzufangen und dürfen sie nicht durch unsere Anklagen an ihre Vergangenheit binden.

“Meine Zukunft kümmert mich noch nicht,

sie gehört der göttlichen Vorsehung.

Hiermit sind die Sorgen um die Zukunft gemeint, die unseren Geist oft so unnötig beschäftigen und uns die geistliche Realität verlieren lassen, daß Gott auch die Zukunft in seinen Händen hält. Das soll jedoch nicht nur ein frommer Wunsch sein, sondern eine lebensvolle Wirklichkeit. Dazu gehört, daß wir uns innerlich erziehen und den Sorgengeist durch das Gebet in die Schranken weisen.

Mit diesem Wort des Heiligen sind sicher nicht die berechtigten Dinge gemeint, die für die Gestaltung der Zukunft in unserer Verantwortung stehen, wohl aber das unnötige Sich-Beschäftigen mit Umständen, die wir zudem oft gar nicht in der Hand haben, trotzdem aber mit unseren Gedanken umkreisen. Hier ist ein grundsätzlicher Akt in das Vertrauen zu Gott angefragt, den wir dann immer wieder konkretisieren sollten, wenn wir anfangen, uns unnötig Sorgen zu machen. Denken wir einmal darüber nach, ob wir im Geheimen vielleicht auch gar nicht richtig loslassen wollen, weil diese Sorgen schon so sehr zu unserem Leben, schon beinahe zu unserer Identität gehören.

“Was mich kümmert und fordert, ist das Heute.

Das aber gehört der Gnade Gottes

und der Hingabe meines guten Willens.

Nun kommt der Heilige auf das Wesentliche zu sprechen: das Heute gilt es zu leben! Damit gestalten wir die Zukunft. Diese Gegenwart wird ebenfalls von der Gnade Gottes durchdrungen, aber hier sind wir Mitarbeiter des Herrn. Unsere Hingabe an ihn erlaubt Gott, daß seine Gnade alle Momente unseres Lebens bestimmen kann. Das wird uns gelassener machen und mit einem großen Vertrauen beschenken.

Es wird eine Gelassenheit in der Sicherheit sein, in Gottes Gnade zu leben, verbunden mit der Aufmerksamkeit, seine Führungen wahrzunehmen und entsprechend auf sie zu antworten – das macht unser Leben wachsam und konzentriert es auf das Eine, Wichtige: Gott vor allem und in allem zu suchen und in ihm zu leben.

So wird jeder Tag zu einem Auftrag des Herrn im Großen und im Kleinen, in Gesundheit und Krankheit, im Frieden und im Kampf. Wir lernen, im »Kairos« zu leben, das heißt im »Jetzt Gottes«, das für uns durch den Herrn weit geöffnet wurde.