WER BEMERKT SEINE EIGENEN FEHLER?

181. Kleine Vaterbetrachtung

“Wer bemerkt seine eigenen Fehler? Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewußt ist(Ps 19,13).

In vertrauender Selbsterkenntnis wendet sich der Psalmist an unseren himmlischen Vater, wohl wissend, wie leicht der Mensch gefangen sein kann in der Selbsttäuschung. Er möchte sichergehen, daß nichts zwischen ihm und seinem himmlischen Vater steht und gibt uns ein Beispiel, wie wir beten können. 

Alles sollten wir dem Vater hinlegen, damit Gott sein Licht auch in die uns unbewußten Tiefen eindringen lassen kann. Das wird unserem Vater sicher wohlgefällig sein, und er wird nicht zögern, die Milde seines Erbarmens in die Begrenztheit unserer Selbstwahrnehmung einzugießen.

Eine heilige Jeanne d’Arc wurde gefragt, warum sie so häufig zur Beichte gehe. Sie gab zur Antwort: “Man kann seine Seele nie genug reinigen!

Nichts, was auch nur im Geringsten die Reinheit eintrüben könnte, will das reine Herz dulden. Alle Unreinheit – in Gedanken, Worten und Werken – ist ihm eine Qual, und allein der Gedanke, in den unbewußten Tiefen könnte sich noch der Schmutz der Sünde abgelagert haben, der dem Herrn mißfällt, führt es zu solch einem vertrauensvollen Gebet.

Der Geist Gottes selbst ist es, welcher der Seele dieses Gebet entlockt und sie so an das Herz des Vaters zieht. Denn die liebende Vereinigung mit Gott kennt keinen Schatten. Dort erblüht die Seele dann in der Schönheit Gottes – dem Vater zur Freude und den Menschen als Licht in Zeiten der Finsternis.