174. Kleine Vaterbetrachtung
“Die einen sind stark durch Wagen,
die andern durch Rosse,
wir aber sind stark im Namen des Herrn unseres Gottes.” (Ps 20,8)
Der Kreis der Gläubigen, der treu an der ganzen Überlieferung des Glaubens festhält, ist klein! Der Kreis jener, welche sich nicht mehr dem bisher verbindlichen Lehramt der Kirche verpflichtet sehen, wird immer größer.
Es ist eine kleiner werdende Herde, die sich auf den Auen Gottes wiederfindet. Sie haben weder Macht noch Mittel – weder Wagen noch Rosse – aber sie vertrauen auf den Herrn.
Er ist ihre Stärke!
Es gefällt Gott, wenn wir in der Nachfolge des Herrn unser Vertrauen nicht in weltliche Mittel setzen. Wie unser Vater die Unmündigen weise macht und die Weisen leer ausgehen läßt (Mt 11,25), so liebt er es, wenn die Mächtigen vom Thron gestürzt werden und die Niedrigen erhoben werden (Lk 1,52).
Fischer waren es, die er zu Boten des großen Königs des Himmels und der Erde berufen hat (Mt 4,18-19). Und der König selbst wohnte nicht in Palästen, umgeben von weltlichem Prunk. Nein, er kam in einer Grotte zur Welt; er wußte nicht, wo er sein Haupt betten sollte (Mt 8,20). Er verzichtete darauf, durch Legionen von Engeln mit Gewalt sein Königtum durchzusetzen (vgl. Mt 26,53).
Es ist allein die Macht der Liebe, auf die wir zu setzen haben; auf eine Liebe, welche die Wahrheit als Grundlage hat. Das genügt!
Wenn wir das Vertrauen auf unseren Vater setzen, wenn er unsere Stärke ist, dann werden wir allen Kriegsheeren trotzen, wie groß und mächtig sie sich auch gebärden mögen.
Wir sollten nicht einmal Verlangen danach haben, große und mächtige äußere Mittel zu besitzen, um das Evangelium zu verkünden. Gott wird für alles sorgen. Es ist sein Werk, dem wir dienen dürfen. “Sucht zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.” (Mt 6,33)
Gerade dann, wenn wir in den Augen der Welt »nichts« haben, wenn wir mit dem Verkündigungsauftrag des Herrn der Macht der Finsternis gegenüberstehen, gilt:
“Wir aber sind stark im Namen des Herrn unseres Gottes”.
So gefällt es unserem himmlischen Vater und so kann er durch die Kleinen Großes tun: “Des Pharaos Rosse und Wagen warf er ins Meer.” (Ps 135,15). So wird es auch denen gehen, welche meinen, ein Königreich der Finsternis auf der Erde errichten zu können!