“Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?” (Ps 42,3)
DIE SEELE: Wann, wann, geliebter Vater, ist es soweit? Ich verdurste!
DIE STIMME DES VATERS: Du mußt noch warten, liebe Seele! Nutze jeden Tag, und die Freude wird umso größer sein! Ich warte auf dich und bereite dich vor!
EINE ANDERE STIMME IN DER SEELE: Genieße doch solange noch die Welt! Sie hat so viel Schönes zu bieten! Die Ewigkeit kann ruhig noch warten.
DIE SEELE: Nein, mir ist hier alles nicht genug. Es läßt mich leer zurück. Immer wenn ich denke: Jetzt habe ich aber das Schönste!, merke ich: Das war es doch nicht!, und der Durst wird noch größer!
EINE ANDERE STIMME IN DER SEELE: Du übertreibst!
DIE SEELE: Nein, mich zieht es in die Einsamkeit. Dorthin, wo ich mit Gott allein sein kann, wo der Lärm der Welt nicht mehr so da ist, wo ein sicherer Hafen ist und wahre Ruhe.
EINE ANDERE STIMME IN DER SEELE: Und was dann?
DIE SEELE: Hör mal zu, was der heilige Bruno dazu sagt: “Welchen Nutzen und welche göttliche Wonne die Einsamkeit und das Schweigen der Einöde denen bereitet, die sie lieben, das wissen allein die, welche es erfahren haben. Hier erwirbt man jenes Auge, durch dessen klaren Blick der Bräutigam von Liebe verwundet wird und dessen Reinheit Gott schauen läßt.”
Weißt Du, geliebter Vater, ich bin schon von dieser Liebe verwundet und sehe, daß es wahr ist, was der heilige Bruno weiß: “Wenn diese Liebe sich einmal in deinem Herzen niederläßt, dann wirst du den schmeichelhaften und verführerischen Ruhm der Welt für gemein erachten und wirst leicht die Reichtümer, welche die Seele so sehr beunruhigen und beschweren, zurückweisen und wirst dich vor den für Leib und Seele so schädlichen Vergnügungen ekeln.”
DIE STIMME DES VATERS: Mein Kind, das ist ein sehr gutes Leiden. Dir schmeckt die Welt nicht mehr, und du dürstest nach mir und meiner Weisheit.
DIE SEELE: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Das ist es doch!
DIE STIMME DES VATERS: Zeig mir deine Liebe und vertraue! Die Stunde kommt!