Mt 22,15-21
Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlaßten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, daß du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
“Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein”, so lautet ein deutsches Sprichwort. Auch im im Alten Testament steht es ähnlich geschrieben (vgl. Spr 26,27 und Koh 10,8). Man wendet das Sprichwort gerne auf Menschen an, die mit Absicht einem anderen schaden wollen, was jedoch auf sie selbst zurückfällt. Man kennt das Thema auch aus vielen Märchenerzählungen: Böses zu tun oder zu planen wird sich rächen, denn mit der Wahrheit kann man weder spielen, noch läßt sie sich manipulieren.
Offensichtlich war es den im heutigen Evangelium angesprochenen Pharisäern verwehrt, gemäß dieser Weisheit zu handeln, denn ihr Herz war Jesus gegenüber bereits verschlossen. Vielleicht glaubten sie, das Recht zu haben, eine solche Frage zu stellen, weil sie ihn überführen wollten und einen Beweis suchten, daß Jesus sich gegen ihre Religion versündigte.
Doch war ihre Frage voller Heuchelei. Schon der erste Satz überführte sie: “Meister, wir wissen, daß du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person.”
Eigentlich hätte der Herr nach diesem Satz bereits das Gespräch beenden und einfach nur sagen können: “Wenn es so ist, wie ihr sagt, dann hört doch auf mich!” Denn obwohl ihre einleitenden Worte heuchlerisch waren, sagten sie tatsächlich die Wahrheit, jedoch mit der Absicht, ihn dann in eine Falle zu locken.
Dies lehrt uns, wie die Mächte des Bösen handeln, und wir können von Jesus lernen, wie man mit ihnen umgeht. Sie verschleiern oft ihre Absichten und schmeicheln den Menschen. Wer würde nicht gerne hören, daß man selbst immer die Wahrheit sagt, gerecht ist, sich nicht korrumpieren läßt und den Weg Gottes lehrt? Das ist ein großes Lob, und sicher sind all die Werte angesprochen, die man als Christ anstrebt. Ein solches Lob kann als Bestätigung der eigenen Person und des Weges aufgefaßt werden und – wie im Falle des Herrn – kann es sogar stimmen.
Die geistliche Wachsamkeit lehrt uns, daß wir mit dem Lob der Menschen weise umgehen müssen, denn das Lob kann Eitelkeit und Selbstgefälligkeit in uns erwecken, wenn diese Neigungen im Inneren noch nicht überwunden sind. Allzu leicht kann es geschehen, daß Menschen uns bewundern und loben, wenn es irgendetwas gibt, was besondere Aufmerksamkeit erweckt. Da wir Menschen groß sein wollen, möchten wir durch das Lob der Menschen unseren persönlichen Wert gesteigert wissen. Das aber macht uns leicht anfällig für Täuschungen. Selbst wenn das Lob aufrichtig gemeint ist und nicht im Dienst einer Falle steht, wie im heutigen Evangelium, braucht es unsere geistliche Wachsamkeit, damit wir das Gute oder auch eine besondere Gabe, die in unserem Leben wirksam ist, dankbar auf den Herrn zurückführen und sie uns nicht selbst zusprechen.
Jesus, der frei war von jeder Eitelkeit – ließ sich durch das heuchlerische Lob nicht täuschen und konnte daher die Falle, die ihm gestellt wurde, bemerken und entsprechend auf sie antworten. Die Fragesteller wurden beschämt, und wir erhielten die wertvolle Lehre von ihm, daß man die weltlichen und die geistlichen Dinge zu unterscheiden hat.
Um auf eine Falle so reagieren zu können, bedarf es einer inneren Freiheit, damit der Heilige Geist die rechte Weisung schenken kann.
Schützen wir unsere »innere Burg«, damit wir nicht in Fallen geraten! Begreifen wir, daß unser Wert darin besteht, geliebte Kinder Gottes zu sein und daß uns alle Würde von ihm geschenkt wird! Dann werden wir frei sein gegenüber dem Lob der Menschen. Ist es aufrichtig gemeint und gerechtfertigt, dann können wir dem Herrn danken und uns freuen; ist es heuchlerisch oder spiegelt es eine falsche Einschätzung von uns wider, dann lassen wir uns nicht blenden und bleiben wachsam!
Vielleicht können wir dann im Geist des Herrn auch die entsprechende Antwort geben, die Gott verherrlicht und das rechte Licht für die Situation schenkt.