Vaternovene, Tag 4
Geliebter Vater, in den wunderbaren Worten, welche Du Madre Eugenia vermittelt hast, erzählst Du auch, wie Du jemanden das ganze Leben hindurch begleitet und ihm viele Gnaden gewährt hast. Doch dieser Mann nahm Dein Liebeswerben nicht an. Vielmehr verstrickte er sich in die Sünde und beleidigte Dich somit ständig. Aber Du hast nicht aufgehört, ihn zu rufen und Dich um ihn zu bemühen. Kurz vor seinem Tode bereute er sein böses Leben und rief Dich mit dem Namen Vater an; und Du warst froh, daß Du ihm verzeihen konntest und daß er fortan in der Ewigkeit bei Dir ist.
Diese Deine Erzählung hat mich tief getroffen und sie geht mir immer noch nach.
Staunend und anbetend stehe ich vor Deiner Liebe und Barmherzigkeit und entdecke sie immer mehr.
Vater, sie übersteigt mich weit! Sie geht so sehr über mich hinaus, daß ich mich an die Jünger Deines Sohnes erinnere, als sie es vor Freude nicht fassen konnten, Dich als den Auferstandenen zu sehen. (Lk 24,41)
Deine Barmherzigkeit macht mir Hoffnung. Hoffnung für mich selbst, der ich ihrer so sehr bedarf, und Hoffnung für jene, die ihr Leben – wie der Mann in der Erzählung – in Sünden verbringen.
Wie kannst Du nur so barmherzig sein?
Es ist das große Geheimnis Deiner göttlichen Liebe. Man muß sie entdecken, man muß an sie glauben, man muß sie erfahren, man muß sie nachahmen.
Wie trostlos und dunkel wäre diese Welt, wenn es diese Hoffnung auf Deine nie nachlassende Liebe nicht gäbe! Sie wäre ein bitterer Vorgeschmack der Hölle.
In dieser Liebe hast Du deinen einzigen Sohn in die Welt gesandt, damit wir durch ihn leben (1 Joh 4,9), obwohl Du wußtest, daß diese Liebe verraten, gegeißelt und verhöhnt wird. Und was hast Du angesichts dieser Bosheit getan?
Du hast Dein Herz weit geöffnet und zugelassen, daß es verwundet wurde, damit die Menschen von dieser Liebe kosten können und gerettet werden (vgl. Joh 19,34).
Es ist also so, daß Du immer bereit bist zu vergeben, wenn wir nur den geringsten Schritt auf Dich zumachen; und auf diesen Schritt wartest Du, wie Du auf die Rückkehr des verlorenen Sohnes gewartet hast (vgl. Lk 15,20). Du willst das Heil und nicht das Unheil. Du willst, daß alle Menschen gerettet werden, und hast selbst den Lösepreis bezahlt (vgl. Mk 10,45). Das muß man erst einmal wirklich begreifen und tief ins Herz eindringen lassen, damit all die falschen Bilder von Dir weichen.
Wir können also festhalten: Immer hältst Du nach den Verirrten Ausschau, Dein Herz steht immer offen für uns! Es liegt also an uns, zu Dir zu kommen.
Aber Du wartest nicht nur. Du bist ja in Deinem Sohn selbst gekommen (vgl. Joh 14,11) und hast dann seine Boten gesandt, um die Menschen zur Umkehr und zum Heil zu rufen.
Deine väterliche Liebe soll die Eisschicht um die Herzen der Menschen aufschmelzen.
Sie übersteigt unser menschliches Fassungsvermögen, wir können sie mit dem Verstand nicht begreifen. Mit dem Herzen können wir sie aber aufnehmen und einlassen, dann lehrt uns diese Liebe selbst, wie sie ist – soweit wir das hier auf der Erde schon begreifen können.
Danke für Deine Barmherzigkeit!
Danke, daß Du so bist, wie Du bist!
Danke, daß Deine Liebe nie müde wird, uns Menschen zu suchen!