514. Kleine Vaterbetrachtung
Wenn wir die Liebe Gottes ein wenig erkannt haben und seine Güte immer mehr erfassen, dann wächst in uns der Wunsch, auf die Anliegen Gottes mehr einzugehen. Der Vater möchte von uns erkannt, verehrt und geliebt werden.
Wie kommen wir dahin? Hören wir die Antwort von Gott Vater:
“Was die Mittel betrifft, mit denen ihr mich ehren sollt, so verlange ich nur großes Vertrauen. Glaubt nicht, daß ich von euch besondere Strenge und Abtötungen erwarte! Ich verlange nicht, daß ihr barfuß lauft oder euer Gesicht in den Staub werft, oder daß ihr euch mit Asche bedeckt und dergleichen. Nein, nein! Ich möchte – und dieser Wunsch ist mir teuer -, daß ihr euch zu mir verhaltet, wie meine Kinder, mit Einfachheit und Vertrauen!”
Es sind also nicht primär äußere Übungen der Askese, die der Herr von uns erwartet, so nützlich und wichtig diese auch unter bestimmten Umständen sein mögen. Es geht noch um etwas sehr viel Tieferes: um unser Vertrauen.
Die Frage nach dem Vertrauen ist die Frage nach unserem Herzen, die Bitte um unsere schlichte und ungekünstelte und somit einfache Hingabe an unseren Vater. Und in der Tat ehrt es ihn, wenn wir ihm einfach vertrauen. Dann glauben wir an seine Liebe und schenken ihm die rechte Antwort darauf.
Das verbindet uns noch mehr mit Gott als all die guten Werke, die wir für ihn tun können.
Wenn wir Gott unser ungeteiltes Vertrauen schenken, dann ist das auch ein Loslassen aller Formen ungeordneter Selbstbestimmung und von der Neigung, das Leben in der eigenen Hand festzuhalten. Vertrauen heißt, das Leben aus der Hand des Vaters zu empfangen: jeden Tag, jede Stunde… und dieser Weg führt uns in die Freiheit und in die Dankbarkeit.
Fragen wir z.B. morgens: “Was hast Du heute vor, lieber Vater? – Ich vertraue Dir!”
Eine solche Vertrauenshaltung durchformt unser ganzes Dasein, und unser Leben wird immer sicherer. Zudem ehrt es unseren Vater, wenn wir auf diese Weise das Leben annehmen und die uns anvertraute Aufgabe als seine Kinder erfüllen.