409. Kleine Vaterbetrachtung
“Mir genügt es nicht, euch meine Liebe offenbart zu haben. Ich möchte euch auch mein Herz öffnen, denn von dort wird eine erfrischende Quelle entspringen, die den Durst aller Menschen löschen und sie auch neu beleben möchte. (…) Wenn Ihr die Kraft dieser Quelle, von der ich euch erzähle, erlangen wollt, müßt ihr zuerst lernen, mich besser zu kennen und mich so zu lieben, wie ich es wünsche, das heißt nicht nur als Vater, sondern auch als euren Freund und Vertrauten.” (Botschaft von Gottvater an Madre Eugenia)
Unser himmlischer Vater möchte uns einen direkten Zugang zu seinem Herzen, zu seinem innersten Wesen öffnen. Diese erfrischende Quelle soll alle Menschen erreichen und beleben, die nach Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit dürsten. Durch das Herz seines Sohnes hat er sie fließen lassen, damit sie uns erreichen kann.
Um die Kraft dieser Quelle zu erfahren, bietet der Vater uns an, ihn auch als Freund zu lieben. Da alle Weisen der Liebe von Gott kommen, will er, daß auch alle in der Liebe zwischen ihm und den Seinen zur Entfaltung kommen.
Die Freundschaft unterscheidet sich in einer Nuance von anderen Formen der Liebe. Eine Form der Liebe ist es, daß wir zu unserem Vater voller Liebe und Respekt aufschauen und dabei nie vergessen, daß er uns in unendlicher Liebe erschaffen und erlöst hat. Auf einer etwas anderen Ebene bewegt sich die Freundschaft. Mit einem Freund schaut man gemeinsam auf das, was einen beschäftigt. In einer selbstverständlichen Zuneigung spricht man miteinander – gewissermaßen auf derselben Ebene – tauscht über gemeinsame Interessen aus und weiß sich verstanden. Es besteht eine innere Verwandtschaft der Liebe. Wenn auch der Freund uns korrigieren darf und soll, wenn wir irregehen, so tut er es immer in der vertrauten Position als Freund, dem man sich nicht verschließt und dessen Freundschaft man nicht verlieren möchte.
Wenn auf der menschlichen Ebene eine wahre Freundschaft schon so etwas Erhebendes und Wertvolles ist, wie sehr ist es dann erst die Einladung Gottes, ihn als Freund kennenlernen zu dürfen. Jesus sagte zu seinen Jüngern: “Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.” (Joh15,15)
So wie Jesus seine Jünger in die Freundschaft berufen hat, so lädt auch der Vater uns zur Freundschaft mit ihm ein. Dabei lernen wir ihn noch tiefer kennen – ihn selbst und die Quelle der Liebe, die aus seinem Herzen strömt. Gott möchte die Selbstverständlichkeit und innere Verwandtschaft einer Freundschaft mit uns leben und wird auf diesem Weg auch sein Inneres mit uns teilen und das, was ihm auf dem Herzen liegt – als Freund!
Vielleicht können wir sagen, daß uns mit der tieferen Kenntnis unseres Vaters die Dimension zuwächst, Gott immer mehr als väterlichen Freund zu lieben und auch von ihm als Freunde geliebt zu sein.