Unerschrocken das Evangelium verkünden

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Hl. Apostel Bartholomäus

Joh 1,45-51

 Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazareth, der Sohn Josefs. Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazareth? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh!

Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Nathanael fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, daß ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

„Ein Mann ohne Falschheit“- das ist ein hohes Lob Jesu für Nathanael, welcher ein und dieselbe Person mit dem Apostel Bartholomäus ist.

Die folgende Beschreibung ist ein Auszug von Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 625 f.

Bartholomäus blieb der treue Begleiter Jesu während seines ganzen öffentlichen Lebens und Augenzeuge seiner Wunder, seines Leidens, seines Sterbens und seiner Auferstehung aus dem Grabe, empfing am Pfingstfest mit den übrigen Aposteln den Heiligen Geist, und war ein sehr eifriger Verkünder des heiligen Evangeliums. Als den Schauplatz seiner apostolischen Arbeiten bezeichnet die Überlieferung die drei großen Länder. Indien, Phrygien und Groß-Armenien, wo er in der Stadt Albanopolis, unweit des Kaspischen Meeres, den Martertod für Jesus, seinen Meister, erlitt um das Jahr 71.

 Bartholomäus wirkte in diesem Lande große Wunder an Kranken und Besessenen. Als der König Polymius davon Kunde erhielt, bat er den Apostel zu sich, daß er seine Tochter, die wegen ihrer Wutanfälle in starke Ketten gelegt werden musste, heilen möchte. Bartholomäus kam und befreite durch ein kurzes Gebet die Prinzessin vom bösen Geist. Außerordentlich war die Freude über dieses Wunder in der ganzen Stadt. Der überglückliche König wollte dem Apostel Geschenke an Gold und Edelgestein aufnötigen; er aber wies alles zurück mit den Worten: „Nicht das Verlangen nach Gold und Silber hat mich in dieses Land geführt: sondern das Verlangen nach Beglückung der Seelen: nicht wünsche ich, daß du mir die Schätze deines Reiches gebest, sondern daß du die Schätze des Himmelreiches von mir annehmest, indem du dem Götzendienst entsagst und den Einen Gott des Himmels und der Erde anbetest.“ Dann verkündete er dem ganzen Hofe Jesus, den Gekreuzigten, und fügte bei: „Zum Beweise, daß eure Götter nur Teufel sind, die aus euern toten Bildern reden, wollen wir in den Tempel gehen, und ich will den Teufel zwingen, daß er die Wahrheit meiner Worte öffentlich selbst bestätigt.“ Das Anerbieten gefiel, und der König mit sehr vielem Volk begleitete ihn in den Haupttempel der Göttin Astaroth. Im Namen Jesu befahl ihr Bartholomäus, laut zu bekennen, wer sie sei. Mit gräßlichem Geheul gestand sie: „Ich bin ein Teufel und habe bisher den König und sein Volk betrogen: es gibt nur Einen Gott, den dieser euch verkündet.“

 Die Götzenpriester, welche ihr Ansehen vernichtet sahen, entbrannten in tödlichem Haß wider Bartholomäus, suchten und fanden in Astyages, dem Bruder des Königs, der einen Teil Armeniens beherrschte, einen mächtigen Bundesgenossen. Dieser heuchelte den Wunsch, das Christentum kennen zu lernen und lud Bartholomäus zu sich.

 Als der Apostel vor ihm erschien, fuhr er ihn wütend an, sogleich solle er den Göttern opfern, oder sterben. Bartholomäus weigerte sich, und Astyages befahl, daß ihm die Haut vom Leibe gerissen und erst dann der Kopf abgeschlagen werde.

 Der heilige Leib des Apostels wurde von den Christen ehrenvoll begraben, kam später nach Dora in Mesopotamien, wo Kaiser Justin eine prachtvolle Kirche zu seiner Ehre erbaute; zur Zeit der Sarazenen nach Benevent, und Kaiser Otto II. brachte dann mehrere seiner Reliquien nach Rom. Der hl. Bartholomäus wird besonders als der Patron der Sünder verehrt; denn weil er unter allen Märtyrern das Grausamste und Schmerzlichste gelitten, übt er die erhabenste Großmut, indem er vorzüglich für die Bekehrung der Sünder betet.

 

Soweit einige Aspekte aus dem Lebens des Apostels.

Wir können erkennen, daß der „wahre Israelit und Mann ohne Falschheit“ seiner Berufung bis in den Tod treu blieb. Die Verkündigung des Evangeliums geht einher mit der Vertreibung der Götzen, hinter denen sich die Dämonen verbergen.

Diese Erkenntis ist auch für heute wichtig. Weder hat sich die Dringlichkeit der Verkündigung des Evangeliums gemindert, welches unverkürzt weitergegeben werden soll, noch sind die Götzen, und mit ihnen die Dämonen, gewichen. Jedoch scheint dieses Bewußtsein sogar in kirchlichen Kreisen zu schwinden, wenn man z.B. nach zweifelhaften Heilungsmethoden Ausschau hält, esoterische Inhalte und Praktiken einläßt oder gar den Segen vom Schamanen empfängt!

Die Klarheit der obigen Beschreibung, daß das Evangelium nicht mit dunklen Kräften gemeinsam bestehen kann, muß in unsere Kirche zurückkehren, wo es geschwächt ist.

Was entspricht dem Evangelium und dem katholischen Glauben und was nicht?

Wo hat sich etwas vermischt?

Man kann z.B. nicht nur die guten Werte in anderen Religionen betonen und ihre Irrtümer und Halbwahrheiten übergehen, sonst entsteht ein verzerrtes Bild.

Die Einzigartigkeit der Verkündigung des Messias, des Erlösers aller Menschen, darf nicht zugunsten einer quasi „allgemeinen Religion“ zurückgestellt werden, in der alle Religionen von Gott gleichermaßen gewollt erscheinen.

Möge der heilige Bartholomäus durch sein Beispiel und seine Fürsprache uns den Mut erbitten, das Evangelium ohne Abstriche in Weisheit und Unerschrockenheit zu verkünden, und möge er mit uns um die Bekehrung der Sünder beten!