Über die Selbsttäuschung, Schlußreflexion

Die Selbsterkenntnis durch den Heiligen Geist tröstet, indem sie uns an das Kreuz Christi führt, wo wir vom Thron der Barmherzigkeit Vergebung empfangen!

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Der Text von P. Sladek über die Selbsttäuschung, den wir in den vergangenen drei Tagen gelesen haben, hat uns vor Augen gestellt, wie wichtig es ist, daß wir nicht geistig blind werden und uns auf irgendeiner Ebene auf unserem Weg der Nachfolge Christi etwas vormachen. Jesus erwähnt im Evangelium diese Blindheit, wenn er uns ermahnt, zuerst den Balken im eigenen Auge wahrzunehmen (vgl. Mt 7,5)!

Wie kommt eine Selbsttäuschung zustande und wie kann sie überwunden werden?

Sladek sprach in seinem Artikel davon, daß man sich nicht gerne mit seinem egoistischen Ich konfrontiert, die verborgenen Interessen, die auf die Befriedigung des Ich‘s gerichtet sind, ins Unbewußte verdrängt und daher nicht merkt, daß man – trotz willensmäßig gegenteiliger Ausrichtung – doch die eigenen Interessen verfolgt! P. Sladek sprach von einem Vorgang, der zwar vom Wachbewußtsein nicht angestrebt ist, aber doch von den eigenen Tiefen gewollt ist!

Nun muß es ja – im Sinne einer tieferen Selbsterkenntnis – möglich werden, sich in diesem Bereich wahrzunehmen, sonst wären wir ja unserem unbewußten Wollen ausgeliefert und man wäre leicht geneigt zu sagen: „So sind wir, wir können nichts dagegen tun!“ Mit einer solchen Haltung würden wir jedoch keine Verantwortung für unser Tun übernehmen!

  1. Sich vor Gott sehen wollen, wie man ist!

Um sich selbst – auch in den unbewußten Tiefen des Seins – besser kennenzulernen, ist es wichtig, sich wirklich kennen zu wollen und zwar so, wie wir vor Gott sind! Nicht selten konstruieren wir ein eigenes Bild von uns und den Menschen. Dieses Bild von uns ist dann so, wie wir gerne wären oder wie es einem Vorbild entspricht, dem wir nacheifern. Selbstverständlich dürfen wir ein Vorbild haben, aber es darf nicht geschehen, daß wir so tun, als würden wir bereits dieses Vorbild ganz und gar verwirklichen und dabei alles verdrängen, was dem Vorbild nicht entspricht. Nein, es muß ein realistischer Vorgang sein. Wenn wir z.B. den Herrn selbst als Vorbild haben, dann muß es uns klar sein, daß wir seine Gnade brauchen, um ihm ähnlich zu werden und daß wir einen langen Weg zurückzulegen haben. Jeder versteht, daß es vermessen wäre zu glauben, daß wir das bereits erreicht hätten!

  1. Selbsterkenntnis vor einem barmherzigen Gott!

Es kann nicht oft genug betont werden, daß wir uns im Lichte eines barmherzigen Gottes erkennen sollen. Es gibt auch eine Art Selbsterkenntnis, die vom Teufel kommt. Diese ist – abgesehen davon, daß immer irgendwo eine Lüge in ihr lebt – hart und unbarmherzig und kann uns in die Verzweiflung führen. Die Selbsterkenntnis durch den Heiligen Geist tröstet hingegen, indem sie uns an das Kreuz Christi führt, wo wir vom Thron der Barmherzigkeit Vergebung empfangen (vgl. Hebr 4,16)! Sehr tief sollen in uns das Bewußtsein und der Glaube eindringen, daß Gott alles vergeben kann und will, damit wir ohne Angst auf unsere Fehler schauen können.

  1. Hindernisse durch tiefliegende seelische Wunden!

Es ist hierbei zu bedenken, daß manche Blindheit in Bezug auf die Selbsterkenntnis durchaus auch durch seelische Wunden bedingt ist. Wenn z.B. jemand in der Erziehung durch seinen Vater wegen jedem Fehler sehr streng zurechtgewiesen oder gar körperlich gezüchtigt wurde, dann wird er sich schwer tun, Gott als liebenden Vater zu erkennen, dem er sich vorbehaltlos öffnen kann, um seine Fehler und Sünden vor ihm zu bekennen! Es braucht dann zunächst den Weg einer inneren Heilung, damit das rechte Vaterbild dauerhaft entstehen kann!

  1. Bitte an den Heiligen Geist um sein Licht!

Der Heilige Geist will uns die Augen öffnen, damit wir Gott sehen, wie er ist, und auch Distanz erkennen, die wir zu Gott legen. Diese Erkenntnis ist aber nicht niederschmetternd, sondern einladend, Gott durch das Wirken des Geistes näher zu kommen. Bitten wir den Heiligen Geist auch darum, daß er unser Unbewußtes reinigt, damit es nichts mehr gibt, was uns verblenden kann. Vor allem ist es wichtig, um die rechte Demut zu bitten, daß der Heilige Geist alles in uns abtragen kann, was uns durch unseren Stolz und Egoismus im Wege stehen kann.

  1. Wachsamkeit in Bezug auf spontane Äußerungen und Reaktionen!

Zur rechten Selbsterkenntnis gehört, daß wir lernen, uns wahrzunehmen und auch unsere spontanen Äußerungen in den Blick zu nehmen. Denn es sind nicht selten die spontanen Äußerungen, die uns etwas über unser Herz sagen können. Wenn wir sie nicht übergehen und wahrnehmen, daß sie im Gegensatz zu unserer grundsätzlichen Willensrichtung stehen, dann tragen wir sie zu Gott und bitten um ihre Überwindung, damit unsere Tiefen immer mehr mit dem übereinstimmen, was wir im Bewußtsein als richtig erkannt haben!

  1. Hilfestellung von anderen annehmen!

Da unsere Blindheit u.U. sehr groß ist, wäre es ein unendlich großes Geschenk Gottes, wenn wir jemanden hätten, der uns auf die Widersprüche in uns aufmerksam machen könnte und wir lernen, uns mit seinen Augen zu sehen! Überwinden wir den Stolz, der sich in der Regel bei Korrekturen meldet, dann haben wir eine gute Möglichkeit, uns besser wahrzunehmen und uns entsprechend mit all unseren, nun besser erkannten, Mängeln Gott zuzuwenden!

  1. Bitte an die Gottesmutter Maria!

Niemand – außer dem Herrn selbst – möchte uns mehr helfen als unsere himmlische Mutter, den Weg der Nachfolge ihres Sohnes authentisch zu gehen! Deshalb wird die Bitte an sie um ihre geistliche Begleitung nicht unerhört bleiben. Wir können ihr unser Unbewußtes anvertrauen und sie bitten, den Heiligen Geist anzurufen, uns zu erleuchten und zu stärken, damit wir aus aller Blindheit über uns selbst erwachen und dann auch fähig werden, anderen Hilfestellung zu geben!