Pfingstexerzitien, Teil 6
Der Name Tröster für den Heiligen Geist wird sehr sprechend: gerade in Zeiten solcher Bedrängnis durch das Leid ist der Heilige Geist gegenwärtig. Es gibt eine Zeit des Weinens und des Trauerns. Das gehört zu unserem Leben, und würde dies bei manchen Menschen völlig wegfallen, dann würden wir denken, daß sie kein Herz haben. Jesus selbst hat um Lazarus geweint (vgl. Joh 11,35), und besonders hat er um Jerusalem geweint, weil die Stunde seines gnadenhaften Kommens nicht erkannt wurde (vgl. Lk 19,41); Rahel weint um ihre Kinder (vgl. Jer 31,15) und die Szene wiederholt sich, als Herodes den Kindermord in Bethlehem begeht (vgl. Mt 2,18)…
Weinen, Leid und Tod sind Teil unseres irdischen Lebens. Doch wissen wir im Glauben, daß dies in der Ewigkeit anders sein wird. Deshalb kann der Heilige Geist – “der Zeuge der Ewigkeit” – diese Bereiche mit Trost durchdringen. Das Weinen und die Trauer werden nicht immer sein, und es kann zu einem Mittragen am erlösenden Leiden des Herrn werden, der Tod verwandelt sich zur Heimkehr zu Gott.
Der Heilige Geist erinnert uns nicht nur an diese Glaubenswahrheit, sondern seine Gegenwart ist eine lebensspendende Wirklichkeit. In der Berührung mit ihm wandelt sich die Trauer des Herzens in Hoffnung, die die Neigung zähmt, sich einer ungeordneten und somit einer verschlingenden Trauer zu überlassen, die keine Hoffnung kennt, welche sehr dunkel werden und gar in Verzweiflung umschlagen kann.
Das Leid, welches den Menschen auch verschlingen und bitter machen kann, wird durch die Gegenwart des Heiligen Geistes der Sinnlosigkeit entrissen, indem der Glaube geweckt wird. Es ist dann der Glaube, der uns mit dem Leiden Jesu vereint, an das uns der Heilige Geist erinnert und das er vergegenwärtigt.
Der Tod, der letzte und große Feind des Menschen, wurde durch die Kreuzigung und Auferstehung des Herrn entmachtet. “Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?” (1 Kor 15,55) singt das Exultet in der Osternacht. Im Licht des Heiligen Geistes wird der Tod zum Heimgang in die Wohnungen, welche der Herr uns bereitet hat (vgl. Joh 14,2). Der Schrecken vor dem Tod wird vermindert oder weicht gar vollständig. Durch die Wirkung des Heiligen Geistes kann die Liebe so erweckt werden, daß wir uns auf die Stunde unseres Heimgangs zu Gott freuen, endlich für immer bei ihm sein und bleiben zu können.
Das alles vermag der „Zeuge der Ewigkeit“ in uns zu bewirken und so die großen Bedrängnisse unseres Lebens mit seinem Licht zu durchdringen!
Schauen wir noch einmal auf das Leid, welches auch für diejenigen, welche dem Herrn nachfolgen, eine große Herausforderung ist.
Exkurs: Das helle und das dunkle Leid
Es ist ungemein wichtig, daß alles Leid unter die Herrschaft Gottes gestellt und mit seiner Hilfe in der Tiefe angenommen wird. Wenn dies nicht geschieht, geraten die Regungen, die mit dem Leid zusammenhängen, leicht unter einen dunklen Einfluß. Es wird dann zu einem „dunklen Leid“, weil es nicht von innen her mit Gott in Berührung kommt.
Im Gegensatz dazu steht das „helle Leid“, das aus der Hand Gottes angenommen wird. Dieses bleibt ein Leid, wird aber von Gott berührt und in die Dimension der Erlösung eingebunden. Entsprechend verwandelt sich der Ausdruck des Menschen. Kann er vorher anklagend und dumpf, u.U. sogar rebellisch werden und mögen sich unter dem Einfluß des Leides all seine negativen Seiten und Unvollkommenheiten stärker entfalten, wird unter dem Einfluß Gottes das Leid zu einem „hellen Leid“. Das Verhalten des Menschen kann sogar besondere Tugenden zeigen und Früchte des Geistes hervorbringen, wie z.B. Geduld, Ergebenheit in Gottes Willen usw.
Das hier kurz Gesagte gilt nicht nur für eine aktuell leidvolle Situation, sondern auch für ein Leid, das schon lange zurückliegen mag und nie richtig überwunden wurde. Auch ein solches Leid soll bewußt in Berührung mit Gott gebracht werden, damit es sich verwandeln und zu einem „hellen Leid“ werden kann.