Siebte Weihnachtsmeditation: Die unerlöste Schöpfung  

In den Krippendarstellungen wird die Grotte von Betlehem nicht nur vom Glanz des Jesuskindes, gemeinsam mit Maria und Joseph, erhellt, sondern es eilen auch die Hirten auf Geheiß der Engel herbei und die Weisen aus dem Morgenland kommen, um anzubeten und ihre Gaben zu bringen. Schon lange Zeit ist es auch Tradition, daß sogar die unvernünftige Schöpfung in die Darstellung einbezogen ist. Sie sind stumme Zeugen der Geburt des Herrn in Bethlehem. Die Gegenwart der Tiere bekommt einen tieferen Sinn, wenn wir die Worte des Heiligen Paulus hören:

“Die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiß, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.” (Röm 8,19-22)

Jetzt, bei der Geburt des Herrn, dürfen auch die Tiere bei ihm sein, und wenn die Kinder Gottes offenbar werden, hat auch ihr Leiden ein Ende. An Weihnachten, wenn der Retter der Welt kommt, um uns durch die Gnade der Erlösung zu Kindern Gottes zu machen, wird auch die unvernünftige Schöpfung in Zukunft den ihr zugewiesenen Platz einnehmen können, ohne einer Versklavung unterworfen zu sein. Auch die unvernünftige Schöpfung besingt durch ihr Dasein das Lob des Herrn und wird zur Brücke, um Gott in seinen Werken zu erkennen.

“Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, daß es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag. Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es. Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, daß es gut war.” (Gen 1,20-25).

Die Schöpfung, die durch den Sündenfall auch in Mitleidenschaft gezogen wurde, wartet darauf, daß wir als erlöste Menschen in der Weisheit Gottes mit ihr umgehen. Es geht nicht nur darum, daß der Mensch in seiner Unvernunft seinen Lebensraum nicht zerstört, sondern daß die ursprüngliche Gutheit der Schöpfung Gottes sichtbar und erkennbar werden soll. Der Sonnengesang des heiligen Franziskus gibt uns eine Vorahnung davon, und der heilige Paulus spricht von einer neuen Schöpfung:

“Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.”  (2 Kor 5,17)

In diese neue Schöpfung ist alles einbezogen, was der Herr unter die Herrschaft des Menschen gestellt hat:

“Dann sprach Gott: Laßt uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.”  (Gen 1,26)

So wird auch die Gegenwart der Tiere zu einer Botschaft. Der Erlöser ist gekommen, und durch ihn erfährt die ganze Schöpfung eine Erneuerung. Alles soll von ihm und durch ihn berührt werden und auf die jeweils ihm gegebene Weise in das Lob Gottes einstimmen.

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