224. Kleine Vaterbetrachtung
“Seid gelöst, ohne je die Spannkraft der Seele zu verlieren.” (inneres Wort)
Es ist eine sehr feine geistliche Kunst, diese beiden Elemente verbinden zu können.
Die rechte Gelöstheit erwächst aus der Sicherheit, in Gott beheimatet zu sein und dies konkret umzusetzen.
Alle Situationen, die auf uns zukommen, werden nicht primär durch Anspannung und Willensanstrengung – also aus eigener Kraft – bewältigt, denn das kann leicht zu einer Verkrampfung führen, sondern im Hören auf die Weisungen des Herrn.
Dann folgt der Wille der Spur des Heiligen Geistes und schmiegt sich an diesen an.
So wird unsere Lebensweise mehr und mehr vom Übernatürlichen bestimmt. Wir wissen, daß unser Vater die Dinge in der Hand hält und immer am Werk ist. Das schenkt uns die richtige Gelöstheit, die umso größer wird, je mehr wir diesen Weg des Vertrauens gehen.
Diese Weise der Gelöstheit in Gott verbindet sich mit der Wachsamkeit der Seele zu einer harmonischen Einheit. Es ist derselbe Geist, der uns weckt, um in rechter Weise aufmerksam zu sein, damit die Spannkraft der Seele nicht verlorengeht. Die angesprochene Gelöstheit ist somit keinesfalls eine Art geistige Trägheit, welche unsere Seele schläfrig machen würde, sondern sie unterstützt die Spannkraft der Seele.
Die Seele darf in ihrer geistlichen und asketischen Schulung nicht nachlassen, sondern wird durch die größere Einwirkung des Geistes auf sie umso mehr darauf achten, sich immer in Bereitschaft zu befinden, auf die Weisungen Gottes zu hören und zu antworten.
Dazu gehört es, alles zu vermeiden, was unsere innere Aufmerksamkeit auf unseren Vater abschwächt, was uns unnötig an die vergänglichen Dinge bindet; alles, was uns irgendwie gefangen nehmen will.
Gleichzeitig wird das Anwenden der christlichen Klugheit aktiviert, die uns lehrt, das zu wählen, was uns auf dem geistlichen Weg hilfreich ist.