RÜCKSCHAU VOR DER NACHTRUHE

“Jeder Tag hat seinen eigenen Auftrag. Schaue in der Komplet, ob du ihm nachgegangen bist.”  (Inneres Wort)

Solche Worte sind sicherlich zunächst für Menschen bestimmt, die in einer geistlichen Ordnung leben, wie sie in Klöstern und Gemeinschaften üblich ist. Doch auch Menschen in der Welt, die ein geistliches Leben führen und mit dem Herrn durch den Tag gehen wollen, können sie fruchtbar anwenden.

Was will unser Vater mit solchen Weisungen erreichen?

Gewiß möchte Gott, daß wir jeden Tag bewußt erleben und in jedem Tag seine Fügungen erkennen und erfüllen. In der Tat hat jeder Tag seine eigene Aufgabe (vgl. Mt 6,34). Wenn wir am Abend, bevor wir uns zur Ruhe begeben, den Tag vor dem Herrn prüfen, wie es in den Klöstern üblich ist, dann lernen wir, seine Führung immer deutlicher wahrzunehmen. Wir erleben den Tag dann nicht einfach als eine Aneinanderreihung verschiedener Aufgaben und Pflichten, sondern nehmen die Hand Gottes darin wahr und begegnen ihm persönlich tiefer. Wir lernen, den Tag, genau diesen heutigen Tag, als Wegstrecke in die Ewigkeit zu verstehen.

Das gilt auch dann, wenn wir – wie es ja meist der Fall ist – die Aufgaben erledigen, wie sie uns täglich begegnen. Dann wird uns noch deutlicher, daß diese uns vom Herrn übertragen sind und daß wir auch vor ihm verantwortlich sind. Der Rat des Vaters soll uns also dabei helfen, uns unserer Verantwortung gegenüber Gott bewußter zu werden und all dem gerecht zu werden, was aus unserem Auftrag als Christen, ihn zu bezeugen, erwächst.

In gewisser Weise sieht der Tag anders aus, wenn wir ihn am Abend vor unserem geliebten Vater anschauen und den »goldenen Faden« wahrnehmen, der ihn durchzieht. Es wird uns auch dabei helfen, den nächsten Tag aufmerksamer vorzubereiten, denn wer würde nicht gerne in der kommenden Erforschung des Tages den Auftrag besser erfüllt sehen? All dies dient dazu, zur Liebe zu erwachen – unseren Vater inniger zu lieben und den Menschen mit größerer Liebe zu dienen.

Und wenn wir schwach waren und hinter dem zurückgeblieben sind, was vorgegeben war, wird der Herr uns trösten und aufrichten.