Reflexionen zur Fastenzeit: »Der Gedanke der Sühne«

Wir sind nun in die vierte Woche der Fastenzeit eingetreten und nähern uns dem kommenden Passionssonntag. Alles verdichtet sich zur Erinnerung an das Leiden, den Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, des Erlösers der Menschheit.

Die Reflexionen im Anschluß an die Auslegungen des Johannesevangeliums haben uns dazu aufgerufen, die gegenwärtige Situation der Kirche und der Welt mit großer Aufmerksamkeit wahrzunehmen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Eine wesentliche davon ist, bewußt in den geistlichen Kampf einzutreten, der nicht nur der Sicherung des eigenen geistlichen Weges dient, sondern darüber hinaus, daß wir »im Heer des Lammes« den uns von Gott zugewiesenen Platz einnehmen und so dem Reich Gottes dienen.

Wir wissen, daß der Herr sein Leben hingegeben hat zur Sühne für die Sünden der Welt (vgl. Joh 1,29). Der Gedanke der Sühne ist in gläubigen Kreisen unserer katholischen Kirche sehr gegenwärtig, denn es war der heilige Paulus, der sagte:

“Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt” (Kol 1,24).

Paulus macht uns durch sein Zeugnis auf etwas sehr Wesentliches aufmerksam. Er konnte – und auch wir können – bewußt daran mitwirken, daß die Erlösung, die Gott uns in Christus anbietet, sich am Leib Christi, der Kirche, vollendet. Wir kennen die Leiden, die der Apostel erduldet hat, auch die inneren Leiden des apostolischen Dienstes, die vielleicht sogar die größeren waren. Sie gehören zentral zur Sendung des Apostels, wie sie ihm von Gott anvertraut war. Jesus hat uns ja nicht nur durch sein Wort erlöst, sondern auch durch sein Leiden und Sterben. Da sich der Sieg des Herrn, den er grundsätzlich durch Leiden, Tod und Auferstehung erworben hat, auf der Erde noch in der ganzen Fülle realisieren muß, können auch wir all unsere Leiden mit dem Herrn vereinen und so der Kirche dienen.

Es ist eine frohe Botschaft, wenn wir uns bewußt werden, daß alles, was wir im Herrn tun und erleiden, in die große Evangelisierung dieser Welt eingebunden ist. Nichts ist umsonst. Jeder kleinste Akt zählt, jede kleine Überwindung, jedes kleinste Opfer, jedes geduldige Ertragen widriger Umstände wird zum »Brennstoff« des Feuers der Evangelisierung.

Paulus konnte sich sogar über die Leiden freuen, die er für die Kirche erduldete. Das wird nur verständlich, wenn wir um das Feuer der Liebe wissen, das der Apostel in sich trug. Er wußte, daß die Leiden seine Mission wie von innen heraus gestützt haben, und die wichtige Dimension dieses »inneren Apostolats« war ihm gegenwärtig. Auf diese Weise war die Verkündigung des Wortes tief in Gott gegründet.

Ich habe bei der Anwendung der Unterscheidung der Geister auf »die fünf Wunden der Kirche« aufmerksam gemacht, die jedoch noch ergänzt gehören durch das  Schreiben »Fiducia Supplicans« und die Aussage, alle Religionen seien ein Weg zu Gott, sowie die synodalen Verirrungen, welche der Kirche ihren übernatürlichen Charakter nehmen und sie in eine mehr weltliche Institution verändern.

Diejenigen, die all diese Irrtümer bereits wahrnehmen oder zumindest schon mit sehr kritischem Blick betrachten, sollten sich nicht nur klar und eindeutig von ihnen distanzieren und den geistlichen Kampfes bewußt annehmen, sondern sie können noch etwas sehr Wichtiges tun.

Sie können Sühne leisten, z.B. für die vielen Sakrilegien, welche nun – vielfach durch »Amoris Laetitia« – geschehen, weil Menschen, die sich objektiv nicht im Stand der Gnade befinden, zur heiligen Kommunion gehen, was die Kirche in der Folge schwer verletzt.

Sie können den Herrn um Verzeihung bitten und wie der heilige Paulus alle Leiden und Opfer dem Herrn schenken für den “Greuel der Verwüstung an der heiligen Stätte” (Mt 24,15), als in den Vatikanischen Gärten und im Petersdom selbst die Pachamama-Figur als Götzenbild verehrt und damit das erste Gebot Gottes öffentlich verletzt wurde. Bis heute ist dieser Akt nicht offiziell gesühnt worden und liegt daher weiter als Schatten über diesen Stätten, wenn es auch von inoffizieller Seite Sühneakte gegeben hat.

Sie können Sühne leisten für die Verwirrung, die durch die Aussage, daß alle Religionen zu Gott führen, entstanden ist und viele Gläubige, aber auch andere Menschen, die das authentische Evangelium hören sollen, getäuscht werden.

Diesen Verwirrungen und Irreführungen ist mit einem klaren Zeugnis entgegenzutreten, daß Jesus allein der Erlöser der Menschheit ist, daß die katholische Kirche von ihm gegründet wurde und daß ihr die Fülle der Wahrheit anvertraut ist. Darüber hinaus ist es wichtig, den Herrn um Vergebung zu bitten, daß sein Missionsauftrag nicht erfüllt wird und dadurch viel Leid und Dunkelheit in der Kirche und in der Welt entsteht.

Wenn wir in diesem Kontext den Sühnegedanken aufnehmen und nach unserem Maßstab mitwirken, dann helfen wir bereits aktiv mit, die Mächte der Dunkelheit zu schwächen, die, nachdem sie die Menschen getäuscht haben, sie auch vor Gott anklagen werden. Unter Berufung auf das Opfer Jesu, auf sein Gebet für die Kirche und unter Einbeziehung unserer Mitwirkung kann die treue Braut Christi für die abgleitende Kirche bitten, daß der Herr sie von den antichristlichen Mächten befreien möge und die Folgen der Verwirrungen mindern möge.

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