Reinigungsprozesse

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Der klassische Weg der Nachfolge des Herrn wird in der mystischen Tradition häufig mit den Schritten Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung beschrieben!

Mit der ernsthaften Bekehrung, dem Streben nach den Tugenden, der bewußten Aufnahme des Kampfes mit den drei Feinden – dem Teufel, der Welt und dem „Fleisch“ – beginnt der Herr den Weg der inneren Reinigung! Diese Reinigung geschieht in Bezug auf die Verhaftung an unsere Leidenschaften, wie auch an unsere Ideen, Vorstellungen, Wünsche usw.

Es wird unterschieden zwischen der sog. aktiven und passiven Reinigung!

Die aktive Reinigung bedeutet, daß wir mit der Hilfe des Heiligen Geistes darauf hinwirken, all das zu beschneiden, was in uns ungeordnet ist und daher unsere Freiheit beeinträchtigt! Dieser Prozeß ist Teil der Askese, die wir schon betrachtet haben! Wir erinnern: Mit Hilfe des Heiligen Geistes sollen wir die „Herrschaft in unserem Haus“ zurückgewinnen! Mit diesen Bemühungen verbindet der Herr unsere Reinigung, nämlich die Anhänglichkeiten an all das zu lösen, was nicht von ihm kommt und nicht für ihn offen ist.

In Bezug auf unsere ungeordneten Leidenschaften ist dies leicht zu verstehen, und wir haben dies ja auch in Bezug auf die Tugend des Maßhaltens schon bedacht. Doch geht es bei der Reinigung noch um eine weitere Dimension, als nur die „Fremdbestimmungen“ aufzulösen und die Herrschaft zurückzugewinnen.

Jede Sünde im allgemeinen, aber auch jede freiwillige Unvollkommenheit, bindet unsere Liebeskraft; d.h. unsere Fähigkeit, auf Gottes Liebe zu antworten, wird verringert oder gar nachhaltig gestört! Zwar bekommen wir durch die Sündenvergebung immer wieder neu die Möglichkeit, den Weg der Liebe fortzusetzen, doch möchte der Herr, daß wir von den negativen Neigungen gereinigt werden und mit seiner Hilfe an ihnen arbeiten. Unsere innere Kraft der Liebe soll sich ungeteilt auf Gott richten können und somit immer mehr das erste Gebot erfüllen, welches besagt, daß wir den Herrn mit all unseren Kräften lieben sollen!

Der Begriff „aktive Reinigung“ betont unsere Mitarbeit. Wir selbst sollen also wahrnehmen, wo wir noch gebunden sind, wo eine innere Unordnung besteht, um mit den entsprechenden Schritten gegen sie anzugehen. Dazu sind Willensentscheidungen erforderlich und auch die Umsetzung der sog. „zweiten Freiheit.“

Die „erste Freiheit“ besteht darin, eine grundsätzliche Entscheidung in Bezug auf unseren geistlichen Weg zu treffen. Nehmen wir ein Beispiel: Ich bemerke noch eine zu große Neugier in Bezug auf weltliche Nachrichten, die sich für mein geistliches Leben negativ auswirkt. Sie beeinträchtigt mein Gebet, raubt mit zuviel Zeit und befriedigt einen inneren ungeordneten Drang nach Neuigkeiten, ohne jetzt noch auf weitere evtl. tiefere Gründe einzugehen. Deshalb treffe ich die Entscheidung, gegen diese Neugier vorzugehen, mich besser wahrzunehmen und mein Verhalten zu ändern und entscheide, daß ich die Zeit, die ich für die Befriedigung meiner Neugier verwende, stattdessen für das Gebet oder die Lesung der Heiligen Schrift nutze, also sie Gott schenke!

Doch diese meine Entscheidung wird immer wieder durch meine Schwäche unterlaufen und am Ende steht die Gefahr der Entmutigung, daß ich es nicht geschafft habe! Deshalb brauche ich – um meine erste Entscheidung zu stützen – die Anwendung der sog. „zweiten Freiheit“. Diese besteht darin, daß ich nun die Mittel ergreife, um die erste Entscheidung auch durchzuführen. In dem Fall der Neugierde würde man z.B. meiden, einfach nur im Internet herumzusurfen oder jede Zeitung zu lesen, die ins Auge fällt, bei Gesprächen grundsätzlich nicht neugierig nachzufragen und alles wissen zu wollen usw.. Das bedeutet, daß ich mir gewisse Regeln und Maßnahmen auferlege, die meine erste Entscheidung stützen, und zur Umsetzung der “zweiten Freihheit” die Hilfe des Heiligen Geistes anrufe!

Wenn wir uns die grundsätzliche Motivation für diese „aktive Reinigung“ vor Augen stellen, dann erinnern wir uns daran, daß wir es deshalb tun, um Gott näher zu kommen. So reinigt uns der Herr mit unserer Mitwirkung davon, daß wir die Aufmerksamkeit unseres Herzens und unserer Sinne nicht auf die vergänglichen und weniger wertvollen Dinge richten, sondern auf ihn!