PATER NOSTER (IX)

“Führe uns nicht in Versuchung” (Mt 6,13).

Wir wissen alle, daß unser himmlischer Vater uns nicht in Versuchungen geraten läßt, die uns übersteigen, sondern daß er uns beisteht, sie zu bewältigen und an ihnen zu wachsen: “Gott ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch mit der Versuchung auch einen Ausweg schaffen, sodaß ihr sie bestehen könnt” (1 Kor 10,3).

Aber er läßt sie zu als Prüfung unserer Treue. Selbst wenn wir Versuchungen erliegen sollten, benutzt es Gott, um uns auf unsere Schwächen aufmerksam zu machen, wenn wir uns selbst zu sicher sind. Aus einer falschen Selbstsicherheit kann leicht Stolz erwachsen, der gefährlichste innere Feind.

Die Bitte an unseren Herrn ist also, daß er uns in den Versuchungen beisteht und uns immer den rechten Ausweg schafft. Von vielen Versuchungen umgeben, brauchen wir Gottes Hilfe, um sie überhaupt als solche zu erkennen. Weiter bitten wir Gott um die rechten Mittel, sie abzuwehren. Bei Niederlagen flehen wir um seine Barmherzigkeit. Wir brauchen auch Lernfähigkeit, warum wir sie nicht in seiner Kraft zurückweisen konnten, um uns für die nächsten Versuchungen zu rüsten.

Mit diesen Bitten ist verbunden, unseren Vater um große geistliche Wachsamkeit anzufragen, damit wir in immer größerer Aufmerksamkeit leben, die uns schon früh Versuchungen erkennen läßt und uns lehrt, entsprechend mit ihnen umzugehen.

Es gilt daran festzuhalten, was uns die Heilige Schrift bezeugt:

“Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott läßt sich nicht zum Bösen versuchen, er führt aber auch selbst niemanden in Versuchung. Vielmehr wird jeder von seiner eigenen Begierde in Versuchung geführt, die ihn lockt und fängt” (Jak 1,13).