“Es stimmt, ich leide sehr. Aber leide ich gut? Das ist hier die Frage!” (Thérèse von Lisieux)
Die »Kunst des Leidens« könnte man eine Betrachtung nennen, die sich dem so schwierigen Thema des Leides zuwendet. Es gehört bestimmt zu den größeren Künsten, die es zu erlernen gilt. Oder besser gesagt: Mit dem Leid in rechter Weise umzugehen ist eine sehr große Aufgabe.
Als gläubige Menschen wissen wir, daß wir einem Leid in der Regel nicht einfach überlassen bleiben und es uns mitreißt, ohne daß wir zur Besinnung kommen.
Wir wissen, daß unser Herr das Leid auf sich genommen hat, um uns zu erlösen, und wir wissen, daß Leid und Tod Folgen der Sünde sind, die durch den Ungehorsam in diese Welt kamen.
Das alles weiß die heilige Thérèse von Lisieux. Mit Sicherheit hat sie ihre Leiden aus der Hand des Herrn angenommen und – wie im Karmel üblich – Gott dargebracht. Sie stellt jedoch noch eine weitergehende Frage: “Leide ich gut?”
Was kann sie damit gemeint haben? Ein Leid im Herrn zu tragen und es Gott beispielsweise für die Umkehr der Menschen anzubieten, ist schon gut und weit mehr, als die meisten Menschen in einer solchen Lage zu tun vermögen.
“Leide ich gut?” Vielleicht meint sie, daß sie die innere Rebellion, die gegen das Leid entstehen und auch bestehen bleiben kann, noch nicht genügend überwunden hat. Oder sie meint, daß sie zu viel damit beschäftigt ist und das Leid zu wichtig nimmt. Oder sie entdeckt noch Quellen des Selbstmitleids in sich, stößt auf Gedanken und Gefühle, die zu wenig in dieser Situation des Leides auf unseren himmlischen Vater hingeordnet sind …
Wir haben es mit einer heiligen Karmelitin zu tun, die nicht nur das Leiden annimmt, sondern sich auch fragt, ob sie es gut tut, damit Gott mehr verherrlicht und den Menschen besser gedient wird.
Das ist fürwahr eine Frage, die man sich im Kontext des eigenen Lebens stellen kann.
Leide ich gut?