300. Kleine Vaterbetrachtung
“Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat. Wir heißen nicht nur Kinder Gottes, wir sind es.” (1 Joh 3,1)
Als Kinder unseres Vaters gehen wir durch dieses Leben, “doch was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden”, sagt uns der Apostel Johannes. Dies wird sich uns erst ganz erschließen, wenn wir unseren Vater in der Ewigkeit von Angesicht zu Angesicht sehen werden.
Doch für unseren Weg durch diese Zeit ist es ein unendlich großes Geschenk, uns als Kinder des himmlischen Vaters zu wissen. Das heutige Wort aus dem Johannesbrief legt Wert darauf, daß dieses Wissen uns ganz durchdringt. Es ist nicht einfach nur etwas, was wir im Glauben annehmen, sondern es ist eine beglückende Tatsache, die unser ganzes Leben bestimmen und nach dem Willen Gottes formen soll.
Kind Gottes sein bedeutet, in der Sicherheit seiner Liebe zu leben und innigen persönlichen Austausch mit unserem Vater zu pflegen. Wir brauchen uns dann nicht mehr darum zu sorgen, geliebt zu werden oder gar um die Liebe anderer Menschen betteln, sondern es gilt, das zu verinnerlichen, was wir sind: geliebte Kinder Gottes.
Das setzt uns frei, andere Menschen wahrhaftig zu lieben. Es könnte sich das Wort des heiligen Franziskus in unserem Leben erfüllen: “Ach, Herr, laß mich trachten, nicht daß ich getröstet werde, sondern daß ich andere tröste; nicht daß ich verstanden werde, sondern daß ich andere verstehe, nicht daß ich geliebt werde, sondern daß ich andere liebe.”
In der Tat: wenn wir dieses Wort beherzigen, dann werden wir unserem Vater ähnlich, der uns Menschen in selbstloser Liebe sucht und uns mit seiner Gegenwart erfüllen möchte.
So handeln wir als Kinder Gottes und die Liebe wächst täglich in uns. Es ist diese Liebe, die uns nach dem Bilde Gottes gestaltet und in unserem Leben den Vater auch für andere Menschen gegenwärtig setzt. Ohne Zweifel ist es das, was unser Vater möchte. Wie wird es ihn erfreuen, wenn seine Kinder ihn mit ihrem ganzen Leben bezeugen!