Apk 20,1-5.11-15.21,1-2
Ich, Johannes, sah einen Engel vom Himmel herabsteigen; auf seiner Hand trug er den Schlüssel zum Abgrund und eine schwere Kette. Er überwältigte den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel oder der Satan -, und er fesselte ihn für tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund, verschloß diesen und drückte ein Siegel darauf, damit der Drache die Völker nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Danach muß er für kurze Zeit freigelassen werden. Dann sah ich Throne; und denen, die darauf Platz nahmen, wurde das Gericht übertragen. Ich sah die Seelen aller, die enthauptet worden waren, weil sie an dem Zeugnis Jesu und am Wort Gottes festgehalten hatten. Sie hatten das Tier und sein Standbild nicht angebetet, und sie hatten das Kennzeichen nicht auf ihrer Stirn und auf ihrer Hand anbringen lassen. Sie gelangten zum Leben und zur Herrschaft mit Christus für tausend Jahre. Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor seinem Anblick flohen Erde und Himmel, und es gab keinen Platz mehr für sie. Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und die Kleinen. Und Bücher wurden aufgeschlagen; auch das Buch des Lebens wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren; und der Tod und die Unterwelt gaben ihre Toten heraus, die in ihnen waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Der Tod und die Unterwelt aber wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod: der Feuersee. Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen.
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.
Die Zeit Satans geht zu Ende. Die für uns wahrnehmbare Auflehnung gegen Gott ist nicht von ewiger Dauer. Der Satan wird am Ende der Zeiten für immer von den Gläubigen getrennt sein. Sie werden die Herrlichkeit der Anschauung Gottes und die Gemeinschaft mit dem Himmlischen Vater und den Seinen ungestört genießen dürfen. Noch ist es für uns Lebende nicht so weit! Aber das ist die Zukunft, auf die wir zugehen und die bereits schon in diesem Leben anfängt. Je mehr wir sie in unser gegenwärtiges Leben integrieren, desto “himmlischer” wird es bereits, und wir verhaften uns weniger an diese vergängliche Welt.
Der Satan – so heißt es heute – wird von einem Engel überwältigt und in den Abgrund geworfen. Das kirchliche Gebet zum Heiligen Erzengel Michael beinhaltet diesen Vorgang und wurde früher nach jeder Heiligen Messe gebetet. Heute hören wir es noch nach der tridentinischen Messe, wenn diese nicht gesungen wird.
Manche Gläubige haben es in ihr “Gebetsreservoir” aufgenommen und beten es auch zur persönlichen Verteidigung, wenn sie sich von dunklen Mächten bedroht wissen. Es ist sehr zu empfehlen, denn man könnte meinen, daß gerade in der gegenwärtigen Zeit der Satan für kurze Zeit wie freigelassen wirkt, und wir sollten ihm, vereint mit dem Herrn, Widerstand leisten.
V.a. gilt es weder das Tier noch sein Standbild anzubeten. Wir haben dies sicher im übertragenen Sinn zu verstehen. “Das Tier” dürfte eine geistige gottfeinliche Macht sein und sein Standbild womöglich ein menschlicher Repräsentant. In den verschiedenen Zeitepochen, die wir in der Menschheitsgeschichte durchlaufen, mag sich das auf unterschiedlichen Wegen auswirken. Bei den Juden waren es fremde Herrscher, die von ihnen Götzendienst forderten und denen sie zu widerstehen hatten (z.B. 1 Makk 1,62-63). In der frühen Christenheit verlangten manche römische Kaiser ähnliche Gesten. Nicht weit davon entfernt sind in jüngster Zeit Tyrannen und Machthaber aufgetreten, welche einen Kult um sich herum verbreiteten, welcher mit der Anbetung Gottes nicht einhergehen kann. Die Christen erlebten entsprechend Verfolgungen.
Das bringt mich zum Thema des Antichristen, der wohl wie ein menschlicher Repräsentant Lucifers sein wird (“das Standbild des Tieres”). Martyrer haben sich den Absichten des Bösen widersetzt und sind lieber in den Tod gegangen, als dem Tier Anbetung oder unangemessene Reverenz zu zollen und sich kennzeichnen zu lassen. Ein solches Kennzeichen könnte heute so etwas wie eine Pervertierung der Taufe oder ähnliches sein.
Wir können sicher sein sein, daß der Teufel versucht Gottes Werke nachzuahmen und gleichzeitig zu verfälschen. Die Heilige Taufe ist ja das große Geschenk Gottes, welches uns auf übernatürliche Weise zu Kindern Gottes macht. Das Zeichen des Tieres dürfte der Versuch sein, die Menschen zu binden, um sie als “Kinder der Finsternis” zu kennzeichnen und so Anspruch auf sie erheben zu können.
Doch die Werke der Finsternis haben keinen Bestand. Sie sind Werke der Geschöpfe und nicht des Schöpfers. Die finsteren Mächte können nur nachahmen, aber nicht selbst ins Leben rufen. Eine liebende Allwissenheit Gottes würde durch globale künstliche Kontrolle ersetzt, um die “Reiche dieser Welt” fest im Griff zu haben – eine Perversion des liebenden Vaters, der milden Königsherrschaft Christi und der lichten Präsenz des Heiligen Geistes! Anathema!
Als Gläubige vertrauen wir fest darauf, daß wir durch unseren Erlöser im Buch des Lebens eingeschrieben sind (vgl. Apk 21,27) und vor dem Angesicht der Herrlichkeit Gottes in seiner Gnade bestehen dürfen. Wir freuen uns auf die Auferstehung der Toten auf dieses herrliche Werk Gottes, wenn wir alle einen unvergänglichen Leib bekommen werden und nicht mehr den Plagen des irdischen Daseins ausgesetzt sind. Auch wenn wir durch den Glauben schon den Glanz des Himmlischen Jerusalem wahrnehmen können und in diesem Leben bereits in der Freude der Kinder Gottes leben dürfen, ist es doch nur ein Abglanz jener Herrlichkeit, die auf uns wartet. Wir werden durch unseren Weg auf der Erde auf diese Herrlichkeit vorbereitet, so daß wir sie auch aufnehmen können, denn wenn wir der Liebe Gottes begegnen, und noch mehr begreifen werden, wie sie wirklich ist, werden unser Jubel und unser Entzücken kein Ende kennen.
Mögen wir in der Kraft des Herrn durchhalten; und mögen doch viele gute Werke im Buch des Lebens gesammelt werden!
Für die kommende Adventszeit haben wir Vorträge an den Sonntagen vorgesehen mit vertiefenden Meditationen in den täglichen Ansprachen. Für Weihnachten bereitet Harpa Dei ein Weihnachtskonzert vor.