323. Kleine Vaterbetrachtung
“Der Mensch soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten und Gericht halten in rechter Gesinnung.” (Weish 9,3)
Unser Vater hat uns nicht nur die unvernünftige Schöpfung anvertraut, sondern auch die Welt, welche durch die Menschen gestaltet wird. Hat unser Vater für unsere Verantwortung gegenüber der Schöpfung besonders die Weisheit betont, nennt er hier das Kriterium der Heiligkeit und Gerechtigkeit. Das, was unser geliebter Vater selbst in Fülle ist – heilig und gerecht -, das will er in uns widergespiegelt sehen, wenn wir Verantwortung für die Welt der Menschen übernehmen. Von ihm können wir sie empfangen.
Noch sehr viel mehr als der weise Umgang mit der Schöpfung, gilt es die Welt der Menschen zu formen, denn hier haben wir es mit Wesen zu tun, welche direkt nach dem Bilde Gottes gestaltet sind. Die Welt der Menschen ist nicht einfach nur den Naturgesetzen unterworfen, sondern sehr viel mehr dem Willen des Menschen und seinen geistigen Fähigkeiten.
Begegnen wir einem Menschen, dann haben wir es in der Regel mit einem sehr empfindsamen Gegenüber zu tun. Er ist – wie jeder von uns – auf die Liebe und Wahrheit hingeordnet und jede Willkür über einen anderen Menschen wirkt sich noch ganz anders aus, als die Willkür gegenüber der unvernünftigen Schöpfung.
Die Heiligkeit, die uns befähigt, die Welt der Menschen zu leiten, ist verknüpft mit der Liebe zu jenen, die gerufen sind, als Kinder unseres Vaters zu leben. Der Umgang mit ihnen ruft nach der Weise, wie unser himmlischer Vater mit uns umgeht, er fragt nach Heiligkeit, die von unserem Vater zu uns kommt. Die Gerechtigkeit ist mit der Wahrheit verbunden, die uns befähigt, im Lichte Gottes die jeweils zu beurteilende Situation zu erkennen und zu einem gerechten Rechtsspruch zu kommen.
“Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones.” (Ps 97,2b)