164. Kleine Vaterbetrachtung
“Bei dir ist die Quelle des Lebens,
in deinem Licht schauen wir das Licht.” (Ps 36,10)
Unser Vater möchte uns die Augen öffnen, damit wir sehen.
Unser Herr Jesus schenkt einem Blinden, wie es im Evangelium berichtet wird, das Augenlicht (Mk 10,46-52).
Doch ein weitaus größeres Geschenk seiner Liebe ist es jedoch, wenn wir das Licht des Glaubens empfangen, wenn unsere geistigen Augen geöffnet werden und wir beginnen, mit den Augen Gottes zu sehen. Welch ein Unterschied ist dies zur geistigen Blindheit, welche die Menschen den Weg zu Gott nicht finden läßt. Und mehr noch wirkt die geistige Blindheit bei Menschen, die in der Sünde leben. Möge der Herr sie aus der Finsternis ins Licht führen (vgl. Lk 1,78-79)!
Dieser Vorgang der »Öffnung der Augen« vertieft sich, wenn wir das Licht des Glaubens in uns eindringen lassen und ihm folgen. Dann durchdringt das Licht des Herrn immer mehr die Schatten unserer Seele und reinigt uns, so daß wir die Liebe unseres himmlischen Vaters besser verstehen lernen. Die Mystiker sprechen hier von einem Vorgang der Erleuchtung.
Es ist der Heilige Geist, gesandt vom Vater und vom Sohn, in dessen Licht wir das Licht Gottes schauen. Werden seine Gaben der Erkenntnis und der Weisheit in uns wirksam, dann frohlockt unsere Seele, weil sie ihren Schöpfer und Erlöser mehr und mehr verstehen und Gott fortschreitend erkennen kann, wie er ist und auf seine Liebe zu antworten vermag.
Sie wird sich in tiefster Dankbarkeit unserem Vater zuwenden, nie aufhören, ihn zu preisen und voll Freude jubeln:
“Bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.”