483. Kleine Vaterbetrachtung
“Ich kenne Dein Herz und weiß, daß Du mich liebst. Das allein zählt, denn die Liebe verzeiht vieles!” (inneres Wort)
Dieser Zuspruch des Vaters erinnert an ein goldenes Wort, das dem Heiligen Augustinus zugesprochen wird: “Liebe und tu, was du willst!”
Die Liebe also ist der innerste Maßstab des Handelns und führt von sich aus zum rechten Tun. Mit diesem Wort ist uns aufgetragen, die wahre Liebe zu suchen, zu erkennen, aus ihr zu schöpfen und in ihr zu leben.
Wir können diesen Vorgang nun gut auf das innere Wort übertragen. Wenn unser Herz ganz Gott gehört, wenn Gott in seiner Liebe unser Herz erobert hat, wir Ihm mit der Hingabe des Herzens geantwortet haben und in der Liebe bleiben (1 Joh 4,16b), dann ist der Vater unserer Liebe gewiß.
Er kennt unser Herz und weiß, daß wir uns nie von ihm abwenden wollen. Es ist nun zum Thron unseres Vaters geworden, denn Ihm haben wir es geschenkt. Wir können mit dem Heiligen Petrus sagen: “Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich liebe!” (Joh 21,17b). Und der Vater wird antworten: “Ja, ich kenne Dein Herz und weiß, daß Du mich liebst.”
Aus diesem innigen Erkennen erwächst eine große Freiheit. Denn ein Herz unter der Führung der Gottesliebe verläßt die irdischen Ängste und Sorgen. Es hat den richtigen Weg eingeschlagen und alles, was nun auf den Menschen zukommt, wird von der Herrschaft dieser Liebe aus betrachtet und beantwortet.
Für unseren Vater ist das Entscheidende geschehen. Er sucht Herzen, die Ihm ganz ergeben sind, da er weiß, daß sie in allen Situationen in Seiner Liebe handeln – und das zählt. Auch wenn der Mensch seine Schwachheiten noch nicht überwunden hat und hinter dem zurückbleibt, was er gerne erfüllen möchte: Die Liebe wird den rechten Weg finden und sie verzeiht vieles!
Der Vater ist in großem Frieden mit einem Herzen, das ihm ganz gehört. Es hat den sicheren Kompaß gefunden, und er kann ihm seine Wünsche anvertrauen.
Was hat der Herr zu Petrus gesagt, als dieser ihm versicherte, er wisse doch, daß er ihn liebt?
“Weide meine Schafe!” (Joh 21,17)
Was wird er wohl zu uns sagen?