1 Thess 4, 1–8 (Lesung vom Gedenktag)
Im Übrigen, Brüder und Schwestern, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener!
Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben. Das ist es, was Gott will: eure Heiligung – dass ihr die Unzucht meidet, dass jeder von euch lernt, mit seiner Frau in heiliger und achtungsvoller Weise zu verkehren,nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen, und dass keiner seinen Bruder bei Geschäften betrügt und übervorteilt, denn all das rächt der Herr, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht dazu berufen, unrein zu leben, sondern heilig zu sein. Wer das verwirft, der verwirft also nicht Menschen, sondern Gott, der euch seinen Heiligen Geist schenkt.
Heute schauen wir mit großer Freude auf die Bekehrung des heiligen Augustinus, welcher der Kirche so viel Segen gebracht hat. Gestern haben wir gehört, daß die heilige Monika um ihren Sohn rang, und wir dürfen gewiß sein, daß ihr Gebet und Leiden um den Sohn daran mitwirkten, daß Augustinus schließlich den Weg zu Gott fand. Er selbst hat seinen Kampf in den immer lesenswerten Bekenntnissen festgehalten, die er niederschrieb, nachdem ihm das Licht des Glaubens aufgegangen war, und er verstand – wie es uns das Wort des Apostels heute sagt – wie in der Nachfolge des Herrn gelebt werden soll.
Die Bekehrung bedeutete für Augustinus, einen längeren Weg mit vielen Auseinandersetzungen zu gehen. Besonders schwierig war es für ihn, die Begierlichkeiten des Fleisches zu überwinden. Die folgenden Zeilen sind dem achten Buch seiner „Bekenntnisse“ (elftes und zwölftes Kapitel) entnommen und geben einen bewegenden Einblick in die entscheidenden Momente seiner Bekehrung.
„Zurück hielten mich die Nichtigkeiten und Eitelkeiten, meine alten Freundinnen, sie zerrten mich am Mantel meines Fleisches und flüsterten mir zu: Was, du willst uns verlassen? Von dem Augenblick an werden wir nicht mehr bei dir sein in Ewigkeit. Von dem Augenblick an wird dir dies und jenes nicht erlaubt sein in Ewigkeit. Welche Bilder brachten sie mir vor die Seele in dem „dies und jenes“! Welche Bilder, o mein Gott! Deine Barmherzigkeit wende sie ab von der Seele deines Dieners. Sie hielten mich auf, und ich zögerte, sie von mir abzuschütteln, mich loszureißen und hinüberzugehen, wohin ich gerufen ward, indem die mächtige Gewohnheit zu mir sprach: Glaubst du, es ohne jene Dinge aushalten zu können?
Als aber eine tiefe Betrachtung aus geheimem Grunde all mein Elend hervorzog und vor dem Angesichte meines Herzens sammelte, da brach ein gewaltiger Gewittersturm, den Tränen in Strömen begleiteten, in mir los. Ihm freien Lauf zu lassen, erhob ich mich und ging hinweg von Alypius; denn die Einsamkeit erschien mir geeigneter, um mich ausweinen zu können; ich ging hinweg, so weit, daß mich seine Gegenwart nicht mehr zu stören vermochte.
… Ich aber warf mich am Stamme eines Feigenbaumes nieder und ließ meinen Tränen freien Lauf, und der Quell des Auges strömte hervor, ein Opfer, das du gern empfingst, und ich sprach, zwar nicht mit denselben Worten, aber doch in diesem Sinne, vieles zu dir: Du, o Herr, wie so lange? Wie lange, Herr, wirst du zürnen? Sei nicht eingedenk unserer vorigen Missetat. Denn von ihr fühlte ich mich gefesselt und stöhnte laut in kläglichem Jammer. Wie lange? Wie lange? Morgen und immer wieder morgen? Warum nicht jetzt, weshalb setzt nicht diese Stunde meiner Schande ihr Ziel?
So sprach ich und weinte bitterlich in der Zerknirschung meines Herzens. Und siehe, da hörte ich eine Stimme aus einem benachbarten Hause in singendem Tone sagen, ein Knabe oder ein Mädchen war es: Nimm und lies! Nimm und lies! Ich sann nach, ob vielleicht Kinder in irgendeinem Spiele dergleichen Worte zu singen pflegen, konnte mich aber nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben. Da drängte ich meine Tränen zurück, stand auf und legte die gehörten Worte nicht anders aus, als daß ein göttlicher Befehl mir die Heilige Schrift zu öffnen heiße und daß ich das erste Kapitel, auf welches mein Auge fallen würde, lesen sollte. Denn ich hatte von Antonius gehört, daß er beim Vorlesen des Evangeliums in der Kirche, zu dem er zufällig gekommen war, das Wort, das da vorgelesen wurde, als eine Ermahnung auf sich bezog: Gehe hin und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach. Durch solche Gottesstimme sei er sogleich bekehrt worden. Und so kehrte ich eiligst zu dem Orte zurück, wo Alypius saß und wo ich bei meinem Weggehen die Schriften des Apostels Paulus zurückgelassen hatte. Ich ergriff das Buch, öffnete es und las still für mich den Abschnitt, der mir zuerst in die Augen fiel: „Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Vielmehr zieht den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, dass die Begierden erwachen.“ (Röm 13,13-14).
Ich las nicht weiter, es war wahrlich nicht nötig, denn alsbald am Ende dieser Worte kam das Licht des Friedens über mein Herz und die Nacht des Zweifels entfloh.“
Hören wir noch weiter, wie nach diesem Erlebnis sogleich auch die heilige Monika Kunde erhielt, denn der dankbare Bekehrte wußte nun noch genauer, was seine Mutter um ihn gelitten hatte. Umso größer war die Freude.
„Wir gingen sogleich zur Mutter und erzählten ihr, was geschehen war, und sie freute sich. Wir erzählten ihr, wie es geschehen war; sie jubelte und triumphierte, und sie pries Dich, der überschwenglich mehr tun kann, über alles, das wir bitten oder verstehen, da sie sah, daß ihr von dir weit mehr gewährt worden war, als sie in ihrem Jammer und ihren Tränen zu bitten pflegte. Du bekehrtest mich zu dir, so daß ich weder ein Weib begehrte noch irgendeine Hoffnung dieser Welt; jetzt stand ich auf jenem Richtscheit des Glaubens, auf welchem du mich ihr vor so vielen Jahren gezeigt hattest. Du wandeltest ihre Trauer in Freude.
Dieses bewegende Zeugnis des heiligen Augustinus, der nun nach einem langen Kampf zu Gott „nach Hause“ kam, schenkt uns die klaren Merkmale einer wahren Bekehrung aus dem Weg der Sünde zum heiligen Glauben.
Mit der ganzen Zuwendung zu Gott, oder anders ausgedrückt: Als die Liebe Gottes ihn überwältigte, da ließ nun Augustinus das alte Leben endgültig los. Es hielt ihn nicht mehr auf, wenn er auch weiterhin Kämpfe zu überwinden hatte.
Eine wahre Bekehrung führt dann in die konkrete Nachfolge Christi, wie es beim heiligen Augustinus in einer vollkommenen Weise geschah. Es ist wahrhaftig eine Auferstehung von den Toten. Der Heilige Geist wirkt nun weiter im Bekehrten und führt ihn in seine Berufung ein. Bei Augustinus können wir nur stanuen, was alles aus einem Leben werden kann. Bis heute wirkt diese Bekehrung nach: In den Schriften, den Predigten, in einer Ordensregel, die er schrieb, und in seinem Beispiel, das dem Suchenden Mut machen sollte, nach der Wahrheit Ausschau zu halten.
Schließen wir mit einem schönen Wort des Heiligen diese Betrachtung!
„Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit, ewig alt und ewig neu, spät habe ich dich geliebt!“
Spät hat Augustinus Gott seine ganze Liebe geschenkt, aber Dank der Gnade Gottes war es nicht zu spät!