Heilige Hedwig: »Im Leid erprobt mit einem Herz für die Armen«

Mit Freude hatte ich mich an die Aufgabe gewagt, das Leben einiger Heiliger etwas genauer zu betrachten und es im Rahmen der täglichen Betrachtungen darzustellen. Allerdings wußte ich noch nicht, was mir bevorstand und welch wunderbaren Menschen ich begegnen würde! In ihnen wird das Leben Christi so spürbar, daß die eigenen geringen Anstrengungen auf dem Weg der Nachfolge Christi gar nicht der Rede wert sind. So wird das Leben der Heiligen auf diesem Weg auch zu einer Schule der Demut für andere.

Welch heroische und heilige Männer und Frauen lassen das Licht Gottes in dieser Welt aufleuchten! Mit welcher Geduld und Beharrlichkeit sind sie dem Herrn gefolgt und haben sich nicht abschrecken lassen von dem, was ihnen auf diesem Weg begegnete! In ihnen hat das Lamm Gottes unvergeßliche Zeugen am Firmament der Kirche hinterlassen.

Eines dieser großen Lichter ist die heilige Hedwig, eine deutsche Fürstin aus Bayern, die im Alter von dreizehn Jahren die Gattin des Herzogs Heinrich von Schlesien wurde. Sie gebar ihm sieben Kinder, wovon sechs vor ihrem Tod starben, ebenso wie ihr Mann. Den größten Schmerz bereitete ihr der Tod ihres Sohnes Heinrich II., seines Vaters Nachfolger. Er starb in einer Schlacht gegen die Mongolen. Als man ihr den gefallenen Sohn in den Schoß legte, soll sie folgendes Gebet gesprochen haben:

“Ich danke Dir, o Herr, daß Du mir einen solchen Sohn geschenkt hast, der mich im Leben stets geliebt, mir große Ehrfurcht erzeigt und nie den geringsten Kummer verursacht hat. Und obwohl ich ihn sehr gern am Leben sehen möchte, freut es mich doch an ihm, daß er durch das Vergießen seines Blutes Dir, o Gott, schon im Himmel verbunden ist.”

Die heilige Hedwig, die um der Untertanen willen die polnische Sprache erlernte, war bei ihnen sehr beliebt und für ihre Großzügigkeit bekannt. Sie selbst lebte sehr bescheiden, war sich beispielsweise nicht zu schade, abgetragene Kleidung zu tragen, und führte ein sehr asketisches Leben. In vielen Aspekten erinnert ihr Leben an das ihrer Nichte, der heiligen Elisabeth von Thüringen.

In der sogenannten Hedwig-Legende wird erzählt, daß sie immer dreizehn Arme um sich hatte, die sie überall mit hin nahm. Kam sie in eine Burg oder Herberge, versorgte Hedwig zuerst die Armen und nahm dazu nicht selten das für sie vorbereitete feine Mahl. Unter den Hofjunkern ging deshalb das Wort um: »Lieber als Bettler bei der Herrin essen, als am Tisch des Herrn!«.

Der Dienst an den Armen war ihr um Christi willen ein Herzensanliegen. Wohltun und fromme Werke füllten ihren Alltag. Der tragende Grund ihrer Wohltätigkeit war die Kontemplation, eine tiefe Liebe zum Herrn. Mit ihrem Mann gründete sie ein Kloster in Trebnitz, das hundert Nonnen und achthundert armen Frauen diente.

Nicht selten nahm sie Einfluß auf ihren Mann. Ein schönes Beispiel ist uns überliefert:

“Einmal nämlich hatte Herzog Heinrich auf dem Kriegszug ohne ersichtliche Not ein Dorf niederbrennen lassen. Hedwig bat ihren Mann unter Tränen, den Geschädigten Schadenersatz zu leisten. Und als Heinrich ihr antwortete, daß es wohl genug sei, wenn er die Häuser wieder aufrichten lasse und das geraubte Vieh zurückgeben würde, gab seine Frau zur Antwort: »Ja, mein fürstlicher Herr, das verlorene Gut kannst du zurückgeben, aber wie willst du die Tränen wiedergutmachen, die durch dich geweint wurden, und wie willst du das bittere Leid bezahlen, das du verschuldet hast?«”

Doch hatte sie in dem Fürsten einen Mann, der ihr dieses Leben ermöglichte, das sich kaum von einem strengen Ordensleben unterschied. Nach 22-jähriger Ehe gelobten Heinrich und Hedwig Enthaltsamkeit.

Man kann nicht genug berichten über das, was die heilige Hedwig, die Patronin der Schlesier, für die Menschen getan hat. Neben ihrer Liebe zu den Armen war sie von tiefer Ehrfurcht für Priester und Ordensleute erfüllt und förderte kirchliche Werke aller Art.

Wie bei der heiligen Elisabeth war es nicht leicht, ein so strenges auf Gott hin ausgerichtetes Leben zu führen und gleichzeitig den Ansprüchen eines fürstlichen Hofes zu genügen. So hatte sie viele Widerstände zu überwinden, was ihr jedoch in ihrer Beharrlichkeit gelang.

Nachdem ihr Mann gestorben und ihr Sohn gefallen war, mußte sie mit ihrem Konvent nach Krossen an der Oder (Krosno Odrzańskie) fliehen. Dort verbrachte sie die letzten Lebensjahre und starb am 16. Oktober 1243 im Alter von fast siebzig Jahren. Sie wurde in der Klosterkirche beigesetzt.

Rasch setzte ihre Verehrung ein und es geschahen Wunder an ihrem Grab. So wurde sie schon 1267 von Papst Klemens IV. heiliggesprochen.

Das Gebet im Alten Ritus gibt ihr Leben deutlich wieder und lädt uns auch in der heutigen Zeit ein, uns ganz auf die Liebe Gottes einzulassen.

O Gott, Du hast die heilige Hedwig gelehrt, mit ganzem Herzen von weltlicher Prunkliebe zur demütigen Kreuzesnachfolge überzugehen. Laß uns aufgrund ihrer Verdienste und ihres Beispiels lernen, die vergänglichen Freuden der Welt mit Füßen zu treten und in der Umarmung Deines Kreuzes alles, was sich wider uns erhebt, zu überwinden.

Betrachtung zur Tageslesung: https://elijamission.net/die-zeit-der-geduld-gottes/#more-12859

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