350. Kleine Vaterbetrachtung
“Meine Kinder, schon seit zwanzig Jahrhunderten überhäufe ich euch mit diesen Schätzen besonderer Gnade, doch die Früchte sind leider sehr gering.” (Botschaft von Gottvater an M. Eugenia Ravasio)
Der Vater schenkt uns Einblick in sein Herz… Der Reichtum, den Gott uns schenkt, steht in keinem Verhältnis zu den Früchten, die daraus erwachsen. Tag für Tag können wir durch das heilige Meßopfer gestärkt werden, in unserer Schwachheit immer wieder das Sakrament der Buße empfangen, vom Kreuz herab die Liebe des Erlösers aufnehmen und so vieles mehr, was uns der Vater für unser geistliches Leben reicht. Es ist alles da, im Überfluß!
Doch schauen wir realistisch auf den Zustand der Welt und auch den der Kirche: Viele – selbst aus der Schar derer, die durch unseren Erlöser zu Kindern seiner Liebe geworden sind – erkennen seine Güte nicht und führen ein Leben in der Gottferne, der Gottvergessenheit und stürzen sich gar in den ewigen Abgrund.
So ist es, von der unendlichen Liebe unseres Vaters zu uns Menschen aus betrachtet, nicht verwunderlich, daß der Vater alles versucht, uns seine Liebe noch verständlicher zu machen. Sagt er doch über diejenigen, die verlorenzugehen drohen: “In Wahrheit hatten sie meine unendliche Güte nicht erkannt, und ich liebe euch doch so sehr!”
Und er spricht zu uns, die wir die Botschaft des Vaters annehmen und als Kinder seiner Liebe leben wollen: “Habt Erbarmen mit euch selbst und stürzt wenigstens Ihr euch nicht in den Abgrund. Ich bin euer Vater!”
Es ist gut, daß unser Vater uns mahnt. Die Heilige Schrift läßt uns nicht darüber im Unklaren, daß wir Menschen auch verlorengehen können, und daß dies auch geschieht. Selbst wenn wir den Herrn schon erkannt haben und auf seine Liebe antworten, haben wir in Treue zu ihm noch einen Weg zurückzulegen.
Wenn uns auch die große Liebe unseres Vaters die wahre Sicherheit schenkt und er nie seine Liebe zurückhält, ist es doch auch wahr, daß wir unterwegs die Richtung verlieren können. Nie dürfen wir leichtsinnig werden und in einer »falschen Sicherheit« die Wachsamkeit verlieren. “Seid nüchtern und wachsam, denn der Teufel geht umher und sucht, wen er verschlingen kann!” (1 Petr 5,8) beten die Mönche jeden Abend in der Komplet.
Wenn wir an der Liebe unseres Vaters festhalten und sie Tag für Tag mehr verinnerlichen, dann werden wir durch die Gnade Gottes unser Ziel erreichen.