HAB DEN MUT, »DU« ZU SEIN!

491. Kleine Vaterbetrachtung

“Hab den Mut, »Du« zu sein in mir, so wie ich Dich geschaffen habe und Dich forme. Dann lebe ich in Dir und nehme in Deinem Leben Gestalt an.”  (inneres Wort)

Es kommt nicht so selten vor, daß an uns Menschen von vielen Seiten Erwartungen herangetragen werden, wie man eigentlich zu sein hätte. Nicht alle Vorstellungen von anderen Menschen oder von der sog. »Allgemeinheit« sind hilfreich, unsere wahre Identität zu finden. Vielleicht tragen die Menschen auch selbst viele Bilder in sich, was sie gerne nach außen darstellen wollen. Das kann zunehmend zu einer Belastung werden, wenn es dem Innersten der jeweiligen Person gar nicht entspricht. So kann man in eine ständige Anspannung geraten, ein Ideal erfüllen zu sollen, was dem eigenen Sein gar nicht wirklich entspricht. Dies kann sogar auch im religiösen Bereich geschehen.

Unser Vater hingegen bietet uns einen anderen Weg an, denn unser Ideal soll nicht ein übernommenes und letztendlich fremdes Bild von uns sein.

Der Vater kennt das wahre Bild von uns, da wir geschaffen sind “nach seinem Bilde” (Gen 1,27). In der liebenden Begegnung mit unserem Vater werden wir das, was wir von Gott her sind und erwachen so zu unserer wahren Identität.

Tatsächlich gehört ein gewisser Mut dazu, die oft selbstgemachten oder von der Welt an uns herangetragenen Bilder zu überwinden und sich einfach Gott anzuvertrauen. Aber gerade dieser Schritt nimmt uns die Menschenfurcht und wir brauchen uns nicht immer zu beweisen. Je selbstverständlicher für uns dieses Sich-Anvertrauen an den Vater wird, desto mehr formt uns der Herr und nimmt in unserem Leben Gestalt an.

Auch unseren Wert empfangen wir von unserem Vater und verlieren so den Drang, ihn durch Bestätigungen aller Art zu suchen. Unser Wert besteht darin, sein geliebtes Kind zu sein. Ein schönes Wort aus dem Vaterbuch stellt uns dies nochmals vor Augen:

“Erhebt Euch alle zu jener Würde, die den Kindern Gottes zu eigen ist. Versteht Eure Größe zu schätzen, dann werde ich mehr denn je euer Vater sein, der liebendste und barmherzigste aller Väter.” (Botschaft von Gottvater an M. Eugenia Ravasio)