278. Kleine Vaterbetrachtung
Unser Vater liebt es, bei uns Menschen zu sein. Im Vaterbuch heißt es:
“Seid überzeugt, ihr Menschen, daß ich von aller Ewigkeit an nur einen Wunsch habe: mich bei den Menschen bekanntzumachen und von ihnen geliebt zu werden; ich wünsche mir, immerfort bei ihnen zu sein.”
Seit dem Verlust des Paradieses, als der Mensch die vertraute familiäre Beziehung zu Gott verlor, hört der Vater nicht auf, ihn zu suchen. Das klingt in dem Wort an: “Adam, wo bist Du?” (Gen 3,9). Diese Frage stellt Gott quasi immer wieder von Neuem, und man könnte diese Frage erweitern: “Kennst Du mich nicht? Weißt Du nicht, daß ich Dich suche?”
In den Zeiten des Alten Bundes fand Gott in der Bundeslade den Weg, bei uns zu sein:
“Warum habe ich Mose befohlen, das Tabernakel und die Bundeslade zu bauen, wenn ich nicht den brennenden Wunsch gehabt hätte, zu meinen Geschöpfen, den Menschen, zu kommen und als Vater, Bruder und vertrauter Freund bei ihnen zu leben?”
Mit dem Kommen Jesu kam unser Vater in der zweiten Person der Gottheit zu uns.
“Zeig uns den Vater!” sagt Philippus zu Jesus (Joh 14,8). “Wer mich sieht, sieht den Vater”, antwortet Jesus und gibt seinem Jünger zu verstehen, wie nahe der Vater im Sohn zu uns Menschen gekommen ist, um zu suchen was verloren ist (Lk 19,10), um uns nach Hause zu führen und uns das Ewige Leben zu schenken.
Tag für Tag hält Gott Ausschau nach uns; immer spricht er uns an und läßt uns seine Liebe verstehen: in seinem Wort, in den heiligen Sakramenten, indem er Wohnung nimmt in unseren Herzen und auf so vielen Wegen, die seine Liebe ersonnen hat.
Wenn wir den Vater in unser Herz einlassen, dann ist dies für ihn das Paradies:
“Meine Herrlichkeit im Himmel ist unendlich groß, doch meine Herrlichkeit ist noch größer, wenn ich mich unter meinen Kindern befinde, den Menschen auf der ganzen Welt. Euer Himmel, meine Kinder, ist das Paradies mit meinen Auserwählten, denn dort oben im Himmel, werdet ihr mich in ewiger Anschauung betrachten und euch in ewiger Herrlichkeit erfreuen können. Mein Himmel ist bei euch auf Erden, ihr Menschen! Ja, hier auf Erden, in euren Seelen, suche ich mein Glück und meine Freude.”
Halten wir einmal inne: Gottes Himmel ist in unseren Seelen! Also ist es das schönste Geschenk, das wir ihm machen können!