Mk 3,7-12
Jesus zog sich mit seinen Jüngern an den See zurück. Viele Menschen aus Galiläa aber folgten ihm. Auch aus Judäa, aus Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet jenseits des Jordan und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen Scharen von Menschen zu ihm, als sie von all dem hörten, was er tat. Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot für ihn bereithalten, damit er von der Menge nicht erdrückt werde. Denn er heilte viele, sodaß alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren. Wenn die von unreinen Geistern Besessenen ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.
Und im Lukasevangelium heißt es: Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte. (Lk 6,19) Es waren so viele, daß Jesus sogar von ihnen einen räumlichen Abstand nehmen mußte, indem er in ein Boot stieg.
Man kann sich gut vorstellen, wie es den Menschen erging! Plötzlich hatten sie Hoffnung, und tatsächlich geschahen ja Heilungen: und er heilte viele, wie es hier im Text heißt. Und in dem Vers aus dem Lukasevangelium wird betont, daß Jesus alle heilte, die zu ihm kamen. Das hatte sich herumgesprochen, und so kamen sie von überall her!
Wir können erkennen, wie viel Gott am Menschen liegt!
Er hat nicht nur Miteid mit den Menschen, die wie Schafe sind, die keinen Hirten haben! Nein, auch das körperliche Leid dauert Jesus und er kommt zu Hilfe!
Die Botschaft ist klar, Gott erbarmt sich der ganzen Situation des Menschen, seinem körperlichen und seelischen Leid. Vom Menschen erwartet er den Glauben, daß dieser sich ihm vertrauensvoll nähert und sein Hoffnung auf ihn setzt, an ihm festhält: „Du, o Herr, vermagst mir zu helfen!“
Das war damals, als der Sohn Gottes auf der Erde war, aber dieses Erbarmen Gottes gilt heute noch genauso! Gott sieht nie über das Leid des Menschen hinweg, und er schließt dieses Leid in seinen Heilsplan ein, auch wenn uns dies schwer verständlich sein mag!
Nicht immer heilt Gott jedoch unmittelbar dieses Leid, obwohl dies auch geschieht! Aber immer wird Gott dem Leidenden, der ihn anruft, beistehen und ihn innerlich stärken!
Dass es Leid in dieser Welt gibt, ist für viele Menschen ein Problem und auch manchmal eine Frage an Gott, oder es bringt gar einen Zweifel an Gott mit sich! Wer möchte schon leiden! Es wirkt unsinnig, wie gegen unsere menschliche Natur gerichtet, wie ein Zeichen des Todes, der auf uns zukommt!
Dem Tod – auch dieser ist schwer zu verstehen – können wir nicht ausweichen! Im Glauben sollten wir ihm sogar bewußt entgegengehen! Der Glaube lehrt uns, daß er zwar ein Feind ist, aber auch der letzte Abschnitt, um Gott in seiner Herrlichkeit ganz zu begegnen. Das Leid erinnert uns an diesen Umstand in unserem Leben, es erinnert an unsere Gebrechlichkeit, es erinnert daran, daß wir nicht für immer auf der Erde bleiben werden, daß Gott etwas Besseres für uns bereitet hat!
Wie die Menschen im Evangelium, so können auch wir uns voll Vertrauen Jesus nähern, in der Hoffnung auf seine Hilfe! Sie wird kommen – und wenn es die Hilfe ist, mit dem Leiden besser umgehen zu können; zu lernen es in unser Leben zu integrieren, ja, manchmal es als seinen Lehrmeister anzunehmen, der uns an unsere irdischen Grenzen erinnert!
Wenn wir in rechter Weise damit umzugehen lernen, kann das Leid uns demütiger machen, vielleicht auch sensibler für andere leidende Menschen.
Es kann uns jedoch auch verbittern, wenn wir uns im Leid verschließen, uns der Anklage gegen Gott, gegen die Umstände und evtl. auch gegen andere Menschen hingeben!
Doch so soll es nicht sein! In der Begegnung mit Jesus soll das Leid von ihm berührt werden und sich verwandeln. So sehr es berechtigt ist, sich im größten Vertrauen an Jesus zu wenden, ja ihn sogar zu bedrängen, ist es für den gläubigen Menschen jedoch wichtig, es bewußt Jesus zu überlassen, wie er mit unserem Leid umgeht, wie er es berühren will!
Da ist noch eine Begebenheit im heutigen Text, die uns aufhorchen lässt. Es wird nicht nur von Krankheiten gesprochen, sondern auch davon, daß besessene Menschen vor Jesus niederfallen und schreien: Du bist der Sohn Gottes! Besessene Menschen sind jene, die unter einem konkreten Einfluss von Dämonen stehen, bis dahin, daß der böse Geist sogar in ihnen wohnen kann!
Das gibt es auch heute! Besonders da, wo man sich auf Dinge einläßt, die in den Bereich der Magie gehören oder sich in ähnlichen Bereichen des Okkultismus bewegen! Andere Stellen des Neuen Testaments berichten, daß Jesus die bösen Geister austrieb! Im heutigen Text hören wir, daß Jesus nicht wollte, daß die bösen Geister bezeugen, wer er ist!
Warum will der Herr dies nicht? Die Dämonen sagen doch in einem gewissen Sinn die Wahrheit! Sie fallen sogar vor ihm nieder! Jesus ist der Sohn Gottes und ihm gebührt die Anbetung, auch wir können und sollen vor ihm niederfallen! Ist es nicht egal, wer Jesus verkündet, Hauptsache es geschieht!
Doch die bösen Geister fürchten Jesus, sie müssen Gott bekennen, weil er ihnen in der Allmacht als Richter begegnet. Sie lieben Jesus nicht! Ihr Niederfallen vor ihm ist nicht ein Akt der Liebe und Demut, sondern sie müssen es ob der Allmacht Gottes tun!
Jesus möchte jedoch anders bezeugt werden! Es ist das Zeugnis des Heiligen Geistes, der uns das wahre Bild Gottes erschließt, so wie Jesus uns die Güte des Vaters offenbart! In der Liebe möchte der Herr bezeugt werden und nicht primär in Furcht und Schrecken, und besonders nicht in der Weise der Dämonen!
Deshalb ist es für uns Gläubige wichtig, uns nicht allzu sehr mit den Machenschaften des Teufels zu beschäftigen. Dieser vermittelt uns nicht das wahre Bild Gottes, auch wenn er scheinbar die Wahrheit sagt! Lassen wir uns nicht von der Dunkelheit faszinieren…
Wenden wir uns statt dessen voll Vertrauen an den Herrn: „Du, Herr, nimmst Dich meiner Gebrechen an! Von Dir, Herr, will ich künden, von Deiner Güte und Deinem Erbarmen!“