Gott hat seine Liebe zu seinem Volk erneuert

Fest der Heimsuchung Mariens

Zef 3,14-18

Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten. An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht, Zion! Laß die Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag. Ich mache deinem Unglück ein Ende, ich nehme die Schmach von dir.

Sowohl in der Lesung als auch im Evangelium (Lk 1,39-46) dieses Festtages hören wir wunderbare Lobgesänge, die die Gnade und das Licht besingen, die uns durch das Kommen unseres Erlösers geschenkt wurden.

Es sollte jedoch differenziert betrachtet werden: Die Heilige Schrift spricht von der vollen Wahrheit des objektiven Geschehens. Das bedeutet aber nicht, daß diese Wahrheit bereits die Seelen aller Menschen erreicht hätte oder daß alle menschlichen Wirklichkeiten bereits von ihr durchdrungen wären.

Erst wenn der Glaube angenommen wird, werden sich diese Verheißungen in ihrer Fülle verwirklichen, und in diesem Licht wird man sehen und verstehen, daß der Herr das Urteil gegen Zion aufgehoben hat. »Zion« bezieht sich dann nicht mehr nur auf das Volk Israel, sondern auf die gesamte Menschheit, für die das Heil bestimmt ist. Wenn wir den Glauben annehmen und danach leben, entgehen wir dem Gericht, denn der Herr hat unsere Schuld aufgehoben und wir sind frei (vgl. Kol 2,14).

Die heutige Lesung beschreibt in schönen Worten, wie Gott selbst sich daran erfreut, dieses Werk an seinem Volk zu vollbringen. Sein größter Wunsch ist es, uns das Geschenk der Erlösung anzubieten. Nicht nur wir freuen uns, sondern der Herr selbst freut sich, wenn wir seine Gnade annehmen.

Können wir das glauben? Können wir das tief in unserem Herzen aufnehmen? Gott freut sich über uns, und ganz besonders freut er sich über unsere Bekehrung!

Es ist nicht die einzige Stelle in der Heiligen Schrift, die das bezeugt. Auch Jesus selbst will uns immer wieder deutlich machen, welche Freude im Himmel herrscht, wenn sich ein Mensch bekehrt (Lk 15,7).

Im Evangelium des heutigen Festtages hören wir das Magnificat, den freudigen Lobpreis Mariens über die Gnade, die sie empfangen hat. Ihre Freude entzündet sich an der Freude Gottes über sie, weil sie es verstanden hat, dem Ruf zu folgen. Um die Bedeutung der heutigen Bibeltexte besser zu verstehen, dürfen wir nicht vergessen, daß wir, wenn wir einmal bei Gott im Himmel sind, in unendlicher Freude leben werden. Alles, was wir jetzt schon an Gottes Liebe und Weisheit wahrnehmen und erkennen, wird unsere Freude und Dankbarkeit noch steigern, und wir werden den Herrn mit allen Engeln und Heiligen ohne Unterlaß preisen.

Es ist diese Freude, die in den Worten der heutigen Lesungen anklingt. Denn dank der Erlösung, die Christus für uns erwirkt hat, können wir die Bedingungen erfüllen, um an dieser unendlichen Freude im ewigen Leben teilzuhaben. In Christus kommen das Erbarmen und die Freude Gottes zu uns, denn er zeigt uns den Weg zum Vater.

Auch wenn sich die Verheißungen der Lesung noch nicht vollständig verwirklicht haben, erklingt diese Freude, denn die Erlösung ist geschehen. Gott hat seine Liebe zu seinem Volk erneuert und allen Völkern offenbart.

In Maria sehen wir die »Tochter Zion«, die dem Herrn geglaubt hat, die seine Liebe in besonderer Weise angenommen und stellvertretend für die ganze Menschheit ihr Ja gesprochen hat.

In Maria wird das neue Zion sichtbar, das mit Gott versöhnt und vereint ist. Die Schande hat ein Ende, die Schmach ist beseitigt!

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