213. Kleine Vaterbetrachtung
“Versuche nicht alles zu verstehen, um glauben zu können, sondern glaube ganz einfach, um zu verstehen!” (Heiliger Augustinus)
Nicht alles ist unserem Verstand zugänglich. Besonders ist es die Dimension des Glaubens, die sich primär durch das übernatürliche Licht erschließt und weniger durch die Kräfte des Verstandes. Der Verstand braucht das göttliche Licht, um in die Geheimnisse des Glaubens tiefer einzudringen. Wir erinnern uns an das Frohlocken Jesu: “Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast! ” (Mt 11,25)
Der große Glaubende und Denker, der Heilige Augustinus, hat dies gut verstanden. Vieles hat er studiert und kam doch nicht durch das Studium zum Glauben. Es war ein Wort der Heiligen Schrift, das er in einem bestimmten Moment las, durch das der Herr im übernatürlichen Licht ihm die Augen des Verstehens öffnete.
Es gehört zur Schlichtheit und Einfachheit, die Gott so sehr liebt, daß der Glaube nicht erst durch eifriges Studium gewonnen wird. Es ist nicht das Wissen, welches uns befähigt, die großen Schritte des Glaubens zu wagen. Nein, es ist die Einfalt des Herzens, welches – vom übernatürlichen Licht getroffen – sich sehr leicht auf den Weg macht, dem Herrn zu folgen.
Mit dem Licht des Glaubens kommt dann auch das tiefere Verstehen. So hat es unser Vater in seiner Weisheit geordnet, und der Heilige Paulus würde hinzufügen: “damit keiner sich rühmen kann!” (Eph 2,9). Der Glaube bleibt ein Geschenk Gottes, für das man nie genug danken kann!
Ohne Zweifel ist ein heller Verstand auch eine Gabe Gottes; aber sie ist nachgeordnet. So kann es leicht geschehen, daß ein Mensch, der nicht unbedingt mit den größten Verstandesgaben ausgestattet ist, die Dinge des Glaubens leichter versteht und umsetzt, als jemand, der ein großes Wissen besitzt, sich aber mit dem schlichten Glauben schwerer tut.
Beim Heiligen Augustinus finden wir nun beide Dimensionen: ein starkes Licht des Glaubens und einen ausgeprägten Verstand. Das macht ihn zu einem großen Licht in der Kirche. Und gerade von ihm kommt das wegweisende Wort: “Versuche nicht alles zu verstehen, um glauben zu können, sondern glaube ganz einfach, um zu verstehen!”