“Würdest Du, Herr, die Sünden beachten, mein Herr, wer könnte bestehen? Doch bei Dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht Dir dient.” (Ps 130,3-4)
In Anbetracht der Schwere der Sünde können wir vor dem Herrn des Himmels und der Erde nur stumm werden und “die Hand auf unseren Mund legen” (Hiob 40,4).
Wer könnte vor der Gerechtigkeit Gottes bestehen? Welch unaussprechliche Qual würde eine Seele erwarten, wenn sie in der schweren Sünde verharren und die Vergebung Gottes nicht suchen und annehmen würde! Eine Ewigkeit vom liebenden Vater getrennt zu sein und gequält zu werden von unbarmherzigen Dämonen – welch entsetzliche Aussichten!
So schrecklich diese Wirklichkeit ist, so heilsam mag doch der Gedanke daran sein, der zum Rettungsanker für den Menschen werden kann, denn umso leuchtender wird ihm die Barmherzigkeit Gottes begegnen.
Bei Gott ist Vergebung, weil es der unauslöschliche Wille unseres Vaters ist, dem Menschen trotz der Schwere der Sünde seine Liebe zu schenken. Wenn der Sünder dies versteht und die Liebe Gottes staunend und dankbar annimmt, dann führt es ihn zur Ehrfurcht, wie der Psalmist oben sagt.
Und er hört Gott sprechen:
“Wären deine Sünden rot wie Scharlach, so will ich sie weiß machen wie den Schnee. Und wären sie dunkel wie Purpur, ich will sie rein machen wie die Wolle.” (Jes 1,18)
Selbst der größte Sünder kann heilig werden, wenn er die Gnade der Vergebung annimmt.
Und er soll – wie wir alle, die wir unserem Vater dienen wollen – das aufnehmen, was der Sohn Gottes einer begnadeten Seele mitgeteilt hat:
“Willst du mir eine Freude bereiten, dann glaube an meine Liebe!
Willst du mir eine noch größere Freude bereiten, dann glaube noch mehr an meine Liebe;
die allergrößte Freude aber bereitest du mir dann,
wenn du deinem Glauben an meine Liebe keine Grenzen mehr setzt.”
(Sr. Benigna Consolata Ferrero)